Musiker produzieren schwebend-himmlische Klänge
Himmelfahrts-Oratorium in der Stadtkirche mit Projektchor und -orchester des evangelischen Kirchenbezirks
TUTTLINGEN - Hat Johann Sebastian Bach eine Musik zum Vatertag geschrieben? Nein, so etwas gab es damals noch nicht. Er schrieb 1735 das Himmelfahrtsoratorium mit jubelnden Chören, von einem großen Orchester begleitet. Die Arien jeweils an die Evangelientexte anschließend sind tief empfunden.
Mit diesem Werk beschenkte KMD Helmut Brand am Sonntagabend die Zuhörer in der Stadtkirche mit dem Projektchor und dem Projektorchester des evangelischen Kirchenbezirks Tuttlingen.
Den Festesglanz im Orchester erhöhte Bach durch drei Trompeten und Pauken, wobei er die erste Trompete mit einem virtuosen Part bedachte, den hier Stefan Metzger brillant gestaltete.
Tobias Glaenz sang mit leichter, schöner Stimme die Evangelientexte und der Bariton Christian Honold beschrieb das Gefühl der Apostel „Ach, Jesu, ist dein Abschied schon so nah?“ausdrucksstark. Die Altistin Irmgard Weiß, von den zwei Flöten konzertant begleitet, sang die sehnsüchtige Musik, die Bach später als „Agnus Dei“der H-Moll-Messe bearbeitete, „ach bleibe doch, mein liebstes Leben“, tiefempfunden.
Nun sei nur noch die Sopranarie erwähnt „Jesu, deine Gnadenblicke kann ich doch beständig sehn“, die Bach ohne die sonst in der Barockmusik übliche Bassgruppe, nur für Flöte, Oboe, Violinen und Sopran komponierte, und so eine schwebend-himmlische Musik erzeugte, die Brigitte Bayha wunderschön sang.
Diese herrliche Abendmusik eröffnete Helmut Brand mit Bachs berühmt-beliebter Toccata d-Moll und spielte sie mit seinen flinken Fingern in einer Brillanz, als hätte sie ein französischer Romantiker geschrieben.
Danach gab die Pfarrerin für Kirchenmusik im Kirchenbezirk, Birte Janzarik aus Möhringen, eine kenntnisreiche Einführung in das Himmelfahrtsoratorium. Dekan Sebastian Berghaus verband in seiner Ansprache einen heutigen Menschen mit den schwierigen Lebensumständen der Apostel.