Nibali gewinnt Königsetappe
BORMIO (SID) - Fast panisch stoppte Tom Dumoulin sein Rad am Straßenrand, riss sich das rosa Führungstrikot vom Leib, die Hose herunter und erleichterte sich, so schnell er konnte. Seine glänzende Ausgangsposition beim 100. Giro d’Italia war dennoch dahin. Plötzliche Magenprobleme haben dem Niederländer ausgerechnet auf der Königsetappe in den Alpen im Kampf um den Gesamtsieg viel Zeit gekostet.
„Ich musste einfach austreten, ich habe es nach dem Stilfser Joch schon gemerkt. Ich bin einfach extrem enttäuscht“, sagte Dumoulin nach dem Ziel. Profiteur war auch Titelverteidiger Vincenzo Nibali, der für den ersten italienischen Tagessieg der Jubiläumsausgabe sorgte.
Etwa 30 Kilometer vor dem Ziel in Bormio ereilte Dumoulin das Pech im denkbar ungünstigsten Augenblick in der Steigung zum Umbrailpass (2502 Meter). Der Kapitän des deutschen Teams Sunweb kämpfte nach dem Malheur verzweifelt um den Anschluss, doch der Tagesdritte Nairo Quintana aus Kolumbien und vor allem Nibali schlugen ein zu hohes Tempo an. „Ich habe beschlossen weiterzukämpfen, aber ich muss jetzt daraus meine Schlüsse ziehen“, sagte Dumoulin.
Zumindest verteidigte er noch seine Gesamtführung knapp vor Top-Favorit Quintana. Das „Maglia Rosa“nahm Dumoulin bei der Siegerehrung aber nahezu regungslos entgegen. Von ursprünglich 2:41 Minuten Vorsprung auf den Bergfloh aus den Anden blieben nur 31 Sekunden übrig. Auch Nibali ist als Gesamtdritter (+ 1:12 Minute) wieder in Schlagdistanz.
Bis zum Rundfahrtende am Sonntag in Mailand folgen noch vier weitere knifflige Kletterpartien und das abschließende Einzelzeitfahren über knapp 30 Kilometer in die lombardische Metropole. Sollte Dumoulin die kommenden Tage überstehen, hat er in seiner Paradedisziplin immer noch die Chance auf den ersten großen Rundfahrt-Triumph. ANZEIGE (Mo bis Fr von 7 bis 18 Uhr, Sa von 8 bis 12 Uhr)