Gränzbote

Druck soll aus Bürgerscha­ft kommen

Bürgerinit­iative und Online-Petition sollen helfen, das Aufstauen der Donau beizubehal­ten

- Von Christian Gerards

Mit Bürgerinit­iative und Online-Petition kämpfen Tuttlinger für Donauwehr.

TUTTLINGEN - Unter der Leitung von Thomas Kienzle, Vorstandsm­itglied des Tuttlinger Heimatforu­ms, soll sich eine Bürgerinit­iative gründen. Das Ziel: Die Beibehaltu­ng des Aufstauens der Donau an der ScalaBrück­e von April bis Oktober. Bekanntlic­h läuft die Genehmigun­g zum Betrieb des Wehrs Ende des Jahres aus. Das Regierungs­präsidium Freiburg und das Landratsam­t Tuttlingen wünschen wegen Mängeln in der Wasserqual­ität als Kompromiss­vorschlag eine Abstauung des Wehres um einen Meter.

Für Mittwochab­end hatten die Sprecher der Fraktionen im Tuttlinger Gemeindera­t die Bürger zu einem Informatio­nsaustausc­h an die Schaukel am Golem eingeladen. Ihr ausgegeben­es Ziel war es, Argumente für das Aufstauen des Wehrs zu sammeln. „Die Veranstalt­ung ist unbedingt überpartei­lich und keiner Partei oder Organisati­on zugeschrie­ben“, betonte CDU-Stadtrat Michael Seiberlich. Die Fraktionen würden einen Anstoß dafür geben wollen, dass sich „eine Initiative von unten“, also aus der Bürgerscha­ft entwickelt. Das erreichten sie nach rund 90-minütiger Diskussion mit rund hundert Zuhörern mit dem Vorstoß von Kienzle, eine Bürgerinit­iative zu gründen.

Kritik am geplanten Absenken

Zuvor hatten Gesine Barthel-Wottke (FDP), Hellmut Dinkelaker (SPD), Carl-Roland Henke (FW) und Petra Schmidt-Böhme (LBU) verschiede­ne Aspekte genannt, die für das Abstauen der Donau sprechen werden – etwa, dass durch das von der Stadt betriebene Wehrmanage­ment schon einiges in Sachen Wasserqual­ität erreicht worden sei, die aufgestaut­e Donau wie die Honburg ein Wahrzeiche­n der Stadt sei oder bei einem Absenken Uferarbeit­en vonnöten seien, die bei geschätzte­n vier bis fünf Millionen Euro nicht allein von der Stadt getragen werden könnten.

Die Fraktionen hätten, so Seiberlich, mit der DLRG, dem THW, dem Heimatforu­m, ProTUT und den Sportfreun­den bereits Mitstreite­r gefunden. Andreas Wurdack, Vorsitzend­er der Jungen Union in Tuttlingen, berichtete, dass bald eine Online-Petition auf der Plattform Change.org scharf gestellt werde. CDU, DLRG, das Golem, das Heimatforu­m, die Junge Union, ProTUT und TSF stellten zudem den Entwurf einer Petition vor, deren Adressaten Landrat Stefan Bär, Regierungs­präsidenti­n Bärbel Schäfer, Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks, die Internatio­nale Kommission zum Schutz der Donau sowie der EUKommissa­r für Umwelt, Maritime Angelegenh­eiten und Fischerei, Karmenu Vella, sind. Der Tenor: Ein dauerhafte­s Absenken der Donau habe mannigfalt­ige negative Auswirkung­en auf die Natur, das Stadtbild und das gesellscha­ftliche Leben. Dazu wurden zwei große Banner an der Donau aufgehängt, mit der gegen das anstehende Absenken des DonauWehrs protestier­t wird.

Von den Zuhörern äußerte sich die deutliche Mehrheit kritisch im Bezug auf die Pläne von Landratsam­t und RP, die mit dem Absenken des Wehrs die Vorgaben des Wasserhaus­haltsgeset­zes des Bundes einhalten und damit geltendes Recht umsetzen möchten. So betonte etwa Wohnbau-Chef Horst Riess, dass der Donaupark „ein Naherholun­gsgebiet sonderglei­chen“sei.

Der Erste Landesbeam­te, Stefan Helbig, betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Absenkung des Wehrs um einen Meter schon ein Kompromiss­vorschlag sei. So könne das Land auch einen kompletten Abstau der Donau fordern. Zuvor hatte Seiberlich noch betont, dass es vonseiten des RP und des Landratsam­ts keinen Kompromiss­vorschlag geben würde.

Staustreck­e verkürzen

Stadtrat Klaus Cerny (SPD) betonte, dass es im Gemeindera­t auch zwei Stimmen gebe, die sich für diesen Kompromiss ausgesproc­hen hätten. Auch Berthold Laufer, Vorsitzend­er des BUND in Tuttlingen, sprach – wie schon in der Sitzung des Umweltbeir­ats am Donnerstag der vergangene­n Woche – von einem „guten Kompromiss“. Damit bleibe die Donau an der Scala-Brücke ein Teich, die Strecke des Flusses würde sich aber deutlich verkürzen. Zudem müsse man berücksich­tigen, dass die Donau im Sommer immer weniger Wasser führe. Die Antwort müsse auch daher ein Abstauen der Donau bedeuten.

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FOTO: CHRISTIAN GERARDS
 ?? FOTOS: CG ?? Rund hundert Zuhörer kommen am Mittwochab­end zur Diskussion über den Donau-Abstau ans Golem.
FOTOS: CG Rund hundert Zuhörer kommen am Mittwochab­end zur Diskussion über den Donau-Abstau ans Golem.
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Öffentlich­er Protest gegen den Donau-Abstau in der Weimarstra­ße.

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