„Zu Gast bei Nachbarn“läuft schleppend an
Jeweils eine Gastfamilie in Buchheim und Neuhausen – Bis jetzt keine Gäste
DONAUTAL - Auf dem Land laufen Projekte einfach langsamer an, als in der Stadt – darüber sind sich die Verantwortlichen der Nachbarschaftshilfe aus Mühlheim, Fridingen und Buchheim einig. Das Projekt „Zu Gast bei Nachbarn“soll Pflegebedürftige unkompliziert und tageweise zur Betreuung in Gastfamilien vermitteln. Bislang läuft das Projekt aber nur schleppend an: Bis jetzt gibt es zwei Gastfamilien und noch keine Gäste.
„Für viele ist es einfach schwer, zuzugeben, dass sie Hilfe brauchen“, sagt Eva Stehle, Einsatzleiterin der Nachbarschaftshilfe St. Elisabeth in Fridingen. Obwohl das Projekt eigentlich für den ländlichen Raum zugeschnitten sei, funktioniert es noch nicht so, wie es soll. „Ich glaube, die Angehörigen haben mehr Schwierigkeiten als die Gäste. Dabei kann es dem Pflegebedürftigen nur so gut gehen, wie demjenigen der ihn pflegt“, sagt Stehle.
Das Projekt „Zu Gast bei Nachbarn“soll vor allem auch Angehörige entlasten, die ältere oder kranke Menschen zuhause pflegen. Einen Tag in der Woche können die Pflegebedürftigen zu einer geschulten Gastfamilie zur Betreuung gehen und werden dort beschäftigt. „Das ist doch vor allem eine gedankliche Entlastung. Ich weiß als Angehöriger, ich kann jetzt Erledigungen machen, und der Bedürftige ist gut versorgt“, sagt Marianne Thoma, die das Projekt von Seiten des Tuttlinger Landratsamts betreut.
Die Gastfamilien werden geschult und bekommen für die Betreuung im eigenen Haus eine Aufwandsentschädigung. Ältere oder kranke Menschen, die das Angebot nutzen, zahlen 48 Euro pro Tag und können die Gebühr mit der Pflegeversicherung abrechnen, berichtet Thoma.
Menschen auf dem Dorf wollen gefragt werden
Buchheim war die erste Gemeinde, die eine Gastfamilie für das Projekt gewinnen konnte. Monika Kohler von der Nachbarschaftshilfe hat dort Werbung für „Zu Gast bei Nachbarn“gemacht und sich dabei nicht nur auf Anzeigen im Gemeindeblatt verlassen: „Das bringt gar nichts. Auf dem Dorf ist es so, dass die Leute gefragt werden möchten. Die besten Erfolge hat man, wenn man persönlich auf die Menschen zu geht.“
In Neuhausen ob Eck hat sich ebenfalls schon eine Gastfamilie gefunden. Nur die Gäste bleiben bislang aus. Es brauche Zeit und Überzeugung, sobald sich der erste in die Betreuung traue, spreche es sich herum – davon sind die Verantwortlichen überzeugt.
„Wir müssen es den Gästen schmackhaft machen. Wir verstehen die Hürde, und da ist eine gewisse Skepsis, aber wir brauchen einfach einen langen Atem, denn es ist ein tolles Projekt“, sagt Thoma.
Das Pilotprojekt ist vom Land Baden-Württemberg im Kreis Tuttlingen initiiert und laut Thoma auf drei Jahre angelegt worden. Mit mehr Werbung und persönlicher Ansprache hoffen die Beteiligten auf mehr Anmeldungen. Für Einsatzleiterin Eva Stehle wird das Projekt vor allem in Zukunft wichtig: „Es ist ein Baustein für eine sorgende Gemeinde. Wir werden in Zukunft mehr sorgen müssen, und es wird, auch im Hinblickt auf die finanzielle Belastung, nicht mehr nur die Heimunterbringung geben.“ Wer sich über das Projekt informieren möchte oder teilhaben will, kann sich bei Marianne Thoma und Christine Zepf vom Landratsamt Tuttlingen melden. Telefon: 07461 / 92 646 02