Stadt will Haus in Moltkestraße übernehmen
55 Bewohner könnten dann in der Unterkunft bleiben – Diskussion im Integrationsbeirat
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen will die Flüchtlingsunterkunft in der Moltkestraße, die vom Landkreis betrieben wird, übernehmen. Die rund 55 Bewohner, die meisten davon Gambier, sind im Herbst seit 24 Monaten in Deutschland und brauchen dann eine sogenannte Anschlussunterkunft. So könnten sie dort wohnen bleiben, zudem gebe es Fragen der Betreuung, die dadurch einfacher zu händeln seien, so Oberbürgermeister Michael Beck.
Er sprach in der Sitzung des Integrationsbeirats am Dienstag von diesen Plänen. Beck: „Somit haben wir Spielraum, wir kriegen nicht sofort 50, 60 Wohnungen.“Sozialdezernent Bernd Mager, der im Landratsamt für den Bereich Flüchtlinge zuständig ist, unterstützt diesen Vorschlag. „Das ist sehr in unserem Sinne.“Derzeit baut der Landkreis eine Flüchtlingsunterkunft in der Rudolf-Diesel-Straße in Tuttlingen, die bis Sommer 2017 bezugsfertig sein soll. Damit sind dort 50 Plätze für die Erstaufnahme vorhanden, die durch die Moltkestraße wegfallen würden.
Land stellt Pauschale in Aussicht
Ab Herbst hat das Land den Kommunen mit dem Pakt für Integration eine Pauschale von 1125 Euro pro Platz in einer Anschlussunterkunft in Aussicht gestellt. Noch stehe allerdings aus, was als Anschlussunterkunft definiert ist, sagt Mager. Beispiel Tuttlingen: Bisland sind 170 Flüchtlinge in der Stadt in eigene Wohnungen gezogen, die sie sich selbst organisiert haben oder mit Unterstützung der Helferkreise. „Die werden uns jetzt nicht angerechnet“, befürchtet der Oberbürgermeister. 16 Flüchtlinge, so Claudia Kreller von der Abteilung Integration der Stadt, leben in Anschlussunterkünften der Stadt.
Unklarheiten gibt es auch beim Thema Betreuung, bei dem das Land den Kommunen Unterstützung zugesagt habe, auch für die Anschlussunterkunft. Beck: „Wir sind da in den Startlöchern und wollen eine Stelle ausschreiben.“Diese sei zunächst auf zwei Jahre ausgelegt.
Ansonsten war bei diesem Integrationsbeirat die Zahl der freien Sitze auffallend. Namensschilder für die Mitglieder standen da – „aber mir wäre lieber, wenn Köpfe da wären“, so der OB.
Er machte Werbung für das Internationale Begegnungsfest, das am Sonntag, 25. Juni, in Tuttlingen stattfindet. „Das hätte mehr Beteiligung verdient“, sagte er, auch an die Vertreter des türkischen Kulturvereins Feza gerichtet, die anwesend waren. Wie berichtet, hatte Feza moniert, dass sie die Ginkgo-Terrasse für ihr Kulturfest nur noch einen statt wie bislang drei Tage nutzen können und lassen es deshalb ausfallen. Auch am Dienstag wollte Ercan Yorulmaz, ExFeza-Vorsitzender, den Verweis auf Beschwerden aus der Bevökerung wegen Ruhestörung nicht gelten lassen. Er bot an, sich mit denen, die sich beschwert hatten, persönlich auszutauschen.
OB Beck entgegnete, dass es seine Aufgabe sei, abzuwägen, welches Fest wo zu veranstalten sei. „Ich hielte es für besser, in Gemeinschaft zu feiern und nicht alleine und in türkischer Sprache“, sagte er.
Hellmut Dinkelaker, für die SPD im Integrationsbeirat, bestätigte, dass ein Fest an der Ginkgoterrasse für Anwohner im Bereich der Mohlstraße deutlicher wahrgenommen werde, als beispielsweise der Rummel am Donauspitz.
„Ich merke gerade, dass Integration überhaupt kein Selbstläufer ist“, sagte Hans-Martin Schwarz (LBU), der das Internationale Begegnungsfest mitorganisiert. Nur über persönliche Kontakte und Ansprache sei es auch im 13. Jahr möglich, Beteiligung zu gewinnen. Schwarz: „Jede Aktivität ist ein kleiner Mosaikstein.“
In der Sitzung stellte sich auch der neue Integrationsbeauftragte der Stadt, Ralf Scharbach, kurz vor. Er tritt seinen Dienst als Nachfolger Petra Demmers am 1. Juni an.