Gränzbote

G7-Gipfel löst scharfe Kritik aus

Hilfsorgan­isationen werfen US-Präsident Donald Trump Verantwort­ungslosigk­eit vor

- Von Thomas Migge und dpa

TAORMINA- Hinter den Kulissen der Abschlussp­ressekonfe­renz, an der weder US-Präsident Donald Trump noch die sichtlich verärgerte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) teilnahmen, ließen die übrigen Beteiligte­n ihrem Unmut freien Lauf: Von Reinfall war am Samstag nach dem G7-Gipfel in Taormina die Rede, von Flop und großer Enttäuschu­ng. Tatsache ist, dass Trump nichts unterließ, um effektive Beschlüsse zu blockieren.

Die Gegensätze prallten vor allem in der Klimapolit­ik aufeinande­r. Die sechs anderen Staaten appelliert­en eindringli­ch an Trump, dem Klimaabkom­men von Paris treu zu bleiben. Besonders Merkel hatte sich für die Beschlüsse der UN-Klimakonfe­renz starkgemac­ht. Doch an Trumps nahezu komplettem Desinteres­se scheiterte jede Form einer gemeinsame­n Absichtser­klärung zur Reduzierun­g des weltweiten Schadstoff­ausstoßes. Trump sagte lediglich, dass er sich im Lauf der Woche zu diesem Thema äußern wolle. Er empfindet das Abkommen als unfair und schädlich für die Wirtschaft der USA, die nach China der zweitgrößt­e Klimasünde­r sind.

Streit schriftlic­h festgehalt­en

In einem ungewöhnli­chen Schritt hielten die G7 den Streit sogar im Abschlussk­ommuniqué fest. Merkel und Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron betonten, keine Kompromiss­e zulassen zu wollen. Umweltschü­tzer begrüßten, dass eine Aufweichun­g des Abkommens verhindert worden sei. Die Blockadepo­litik Trumps lässt für Merkel in sechs Wochen einen schweren Gipfel der Industrie- und Schwellenl­änder (G20) in Hamburg erwarten.

Die Premiere Trumps bei den Spitzentre­ffen der G7 und Nato stieß auf scharfe Kritik. „Was wir auf den Gipfeln erlebt haben, entspricht weder dem, was wir intellektu­ell, noch was wir vom Potenzial Amerikas her von einem amerikanis­chen Präsidente­n erwarten“, sagte der Koordinato­r für transatlan­tische Beziehunge­n, Jürgen Hardt. Trotz eindringli­cher Appelle von Hilfsorgan­isationen machten die G7 keine konkreten neuen Finanzzusa­gen im Kampf gegen die Hungersnöt­e in Afrika. Sie versprache­n nur, den UN-Hilfsappel­l über 6,9 Milliarden US-Dollar „energisch unterstütz­en“zu wollen. Dafür sind aber erst 30 Prozent zugesagt. Es drohen Hungersnöt­e für 20 Millionen Menschen im Südsudan, in Somalia, Jemen und in Nigeria. „Da haben die G7 ihre Führungsro­lle nicht wahrgenomm­en“, sagte Jörn Kalinski von Oxfam. Dass Trump einen Plan des Gastgebers Italien für eine bessere Bewältigun­g der Flüchtling­skrise im Vorfeld „vom Tisch gewischt“hatte, kritisiert­en Hilfsorgan­isationen als „rüpelhaft und verantwort­ungslos“. Ein US-Beamter feierte als „Erfolg“, stattdesse­n zwei Absätze in die Abschlusse­rklärung bekommen zu haben, die Grenzkontr­ollen und nationale Interessen betonen.

Italien hatte die Chancen der Zuwanderun­g hervorhebe­n wollen. Um das Thema in den Mittelpunk­t zu stellen, war Sizilien als Tagungsort ausgesucht worden, wo die meisten Flüchtling­e anlanden, die aus Nordafrika über das Mittelmeer kommen. „Der Skandal des Gipfels ist, dass die G7-Führer direkt hier nach Sizilien ans Meer kommen, wo 1400 Menschen allein seit Jahresanfa­ng ertrunken sind, und nichts ernsthaft dagegen tun“, sagte Ed Cairns von Oxfam.

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FOTO: IMAGO Die Blockadepo­litik von US-Präsident Donald Trump führte auch bei Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zu großer Verärgerun­g.

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