Steinbrücks Spott empört die SPD
Ex-Kanzlerkandidat kritisiert Martin Schulz – Absage an Bündnis mit Linkspartei
BERLIN - „Mies“sei das. „Charakterlich. Inhaltlich. Strategisch. Taktisch“, schimpft SPD-Staatsminister Michael Roth auf Peer Steinbrück nach dessen vernichtender Kritik an Martin Schulz und der SPD. „Ausgerechnet Steinbrück: Zweimal angetreten und krachend verloren“, empört sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow über den früheren SPD-Kanzlerkandidaten und erinnert an dessen schwere Schlappe bei der Bundestagswahl 2013.
Steinbrück hatte in Interviews kein gutes Haar am Wahlkampf von Merkel-Herausforderer Schulz gelassen. SPD-Vizechef Ralf Stegner wies die Vorwürfe zurück: „Andere, selbst an ihrer Hybris gescheitert, geben via Kommentaren der Partei, der sie noch angehören, unerbetenen schlechten Rat“, erklärte er.
Gemeinsam mit dem Kabarettisten Florian Schroeder, mit dem Steinbrück im Sommer mit einer Satireshow auf Tour geht, hatte der frühere SPD-Kanzlerkandidat und ehemalige Bundesfinanzminister in einem Interview über die Humor- und Erfolglosigkeit der SPD und ihres Vorsitzenden Martin Schulz gelästert. Die Partei sei „manchmal manisch depressiv“, aber in ihrer mehr als 150jährigen Geschichte immer wieder aufgestanden. Die SPD eine Ansammlung von Heulsusen? „Der Begriff trifft gelegentlich den Gemütszustand der SPD. Nur wehe, sie sprechen ihn aus“, stichelte Steinbrück. „Die Genossen – die sind häufig zu verbiestert, wahnsinnig überzeugt von der eigenen Mission“, so der SPD-Mann. Die Konzentration auf das Thema Gerechtigkeit im Wahlkampf von SPD-Kanzlerkandidat Schulz reiche nicht, es müsse etwas dazukommen, das Fortschritt, Zukunftsoptionen verdeutliche, rät Steinbrück, warnt vor Rot-Rot-Grün und empfiehlt Schulz und der Partei, sich bei FDP-Chef Christian Lindner abzuschauen, wie Wahlkampf gemacht wird.
Äußerst kritisch sieht Steinbrück auch den Hype um Schulz. „Die 100 Prozent im März bei seiner Wahl zum Parteivorsitzenden waren vergiftet“, sagte Steinbrück (Foto: dpa). Die SPD sei „auf Wolke sieben“gewesen, es habe sich Realitätsverlust eingestellt und das Publikum sich gewundert: „Steht da jetzt Erich-Schulz-Honecker?“
Auch ein neues Umfrageergebnis bessert die Laune der SPD nicht: Wäre am Sonntag Bundestagswahl, käme die SPD nur auf 25 Prozent. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat einer Koalition mit der Linkspartei eine Absage erteilt. „Die Linkspartei ist noch weit von der Regierungsfähigkeit entfernt“, sagte Oppermann. Martin Schulz will im Bundestagswahl an seinem Leitmotiv der sozialen Gerechtigkeit festhalten. „Lasst Euch nicht einreden, wir würden nicht auf die richtigen Themen setzen“, sagte der Parteichef am Samstag bei einer Konferenz vor Hunderten SPD-Funktionären.