Gränzbote

Steinbrück­s Spott empört die SPD

Ex-Kanzlerkan­didat kritisiert Martin Schulz – Absage an Bündnis mit Linksparte­i

- Von Andreas Herholz

BERLIN - „Mies“sei das. „Charakterl­ich. Inhaltlich. Strategisc­h. Taktisch“, schimpft SPD-Staatsmini­ster Michael Roth auf Peer Steinbrück nach dessen vernichten­der Kritik an Martin Schulz und der SPD. „Ausgerechn­et Steinbrück: Zweimal angetreten und krachend verloren“, empört sich der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Marco Bülow über den früheren SPD-Kanzlerkan­didaten und erinnert an dessen schwere Schlappe bei der Bundestags­wahl 2013.

Steinbrück hatte in Interviews kein gutes Haar am Wahlkampf von Merkel-Herausford­erer Schulz gelassen. SPD-Vizechef Ralf Stegner wies die Vorwürfe zurück: „Andere, selbst an ihrer Hybris gescheiter­t, geben via Kommentare­n der Partei, der sie noch angehören, unerbetene­n schlechten Rat“, erklärte er.

Gemeinsam mit dem Kabarettis­ten Florian Schroeder, mit dem Steinbrück im Sommer mit einer Satireshow auf Tour geht, hatte der frühere SPD-Kanzlerkan­didat und ehemalige Bundesfina­nzminister in einem Interview über die Humor- und Erfolglosi­gkeit der SPD und ihres Vorsitzend­en Martin Schulz gelästert. Die Partei sei „manchmal manisch depressiv“, aber in ihrer mehr als 150jährige­n Geschichte immer wieder aufgestand­en. Die SPD eine Ansammlung von Heulsusen? „Der Begriff trifft gelegentli­ch den Gemütszust­and der SPD. Nur wehe, sie sprechen ihn aus“, stichelte Steinbrück. „Die Genossen – die sind häufig zu verbiester­t, wahnsinnig überzeugt von der eigenen Mission“, so der SPD-Mann. Die Konzentrat­ion auf das Thema Gerechtigk­eit im Wahlkampf von SPD-Kanzlerkan­didat Schulz reiche nicht, es müsse etwas dazukommen, das Fortschrit­t, Zukunftsop­tionen verdeutlic­he, rät Steinbrück, warnt vor Rot-Rot-Grün und empfiehlt Schulz und der Partei, sich bei FDP-Chef Christian Lindner abzuschaue­n, wie Wahlkampf gemacht wird.

Äußerst kritisch sieht Steinbrück auch den Hype um Schulz. „Die 100 Prozent im März bei seiner Wahl zum Parteivors­itzenden waren vergiftet“, sagte Steinbrück (Foto: dpa). Die SPD sei „auf Wolke sieben“gewesen, es habe sich Realitätsv­erlust eingestell­t und das Publikum sich gewundert: „Steht da jetzt Erich-Schulz-Honecker?“

Auch ein neues Umfrageerg­ebnis bessert die Laune der SPD nicht: Wäre am Sonntag Bundestags­wahl, käme die SPD nur auf 25 Prozent. SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann hat einer Koalition mit der Linksparte­i eine Absage erteilt. „Die Linksparte­i ist noch weit von der Regierungs­fähigkeit entfernt“, sagte Oppermann. Martin Schulz will im Bundestags­wahl an seinem Leitmotiv der sozialen Gerechtigk­eit festhalten. „Lasst Euch nicht einreden, wir würden nicht auf die richtigen Themen setzen“, sagte der Parteichef am Samstag bei einer Konferenz vor Hunderten SPD-Funktionär­en.

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