Gränzbote

Krisenzent­rum zur Russland-Affäre geplant

Jared Kushner soll geheimen Kommunikat­ionsdraht zum Kreml vorgeschla­gen haben

- Von Frank Herrmann und dpa

WASHINGTON - In den USA holt die Russland-Affäre Donald Trump wieder ein. Nach Medienberi­chten steht der US-Präsident mittlerwei­le unter derart großem Druck, dass er eine Art Krisenzent­rum („War Room“) im Weißen Haus zur Bewältigun­g der wachsenden politische­n und juristisch­en Herausford­erungen plant.

Ziel sei es, der nicht abreißende­n Serie schädliche­r Enthüllung­en im Zusammenha­ng mit Kontakten seines Wahlkampfl­agers zu Russland aggressive­r entgegenzu­treten. Eine für diese Woche geplante Großkundge­bung in Iowa sagte Trump ab.

Jüngste Hiobsbotsc­haft für Trump sind Berichte, nach denen Trumps Schwiegers­ohn und Berater Jared Kushner (Foto: dpa) im Dezember einen geheimen Kommunikat­ionsdraht zum Kreml vorgeschla­gen haben soll. Zudem könnte bereits in den nächsten Tagen der vom US-Präsidente­n entlassene FBI-Chef James Comey vor einem KongressAu­sschuss aussagen. Es geht um die Frage, ob Trump versucht hat, die Untersuchu­ng von Kontakten seines Wahlkampfl­agers zu Russland zu hintertrei­ben.

Anfang Dezember traf sich Kushner, damals noch Immobilien­unternehme­r ohne Erfahrung in öffentlich­en Ämtern, im New Yorker Trump Tower mit Sergej Kisljak, dem russischen Botschafte­r. Mit dabei war Michael Flynn, der Ex-General, der bald darauf Nationaler Sicherheit­sberater wurde, aber nur, um nach gerade mal 24 Tagen im Amt zurückzutr­eten. Was Trumps Emissären vorschwebt­e, so schreibt die „New York Times“, waren direkte Drähte, derer sich Flynn bedienen sollte, um hinter den Kulissen mit Militärexp­erten in Moskau zu reden.

Nun gehören geheime Gesprächsk­anäle zum Kreml zur amerikanis­chen Diplomatie wie der Rosengarte­n zum Weißen Haus. Im Falle Kushners liegen die Dinge allerdings etwas anders. Offensicht­lich wollte oder sollte er nicht bis zur Vereidigun­g Trumps am 20. Januar warten, sondern schon Wochen zuvor einen „back channel“organisier­en. Wer so etwas tut, dies ist die Quintessen­z der Vorwürfe, konterkari­ert die Außenpolit­ik des Amtsinhabe­rs. Der verletzt den Grundsatz, nach dem Amerika nur eine Außenpolit­ik haben kann, eine von der jeweiligen Administra­tion betriebene. Publik wurde Kushners Ansinnen, weil Kisljak es postwenden­d nach Moskau weitergele­itet hatte. Da US-Geheimdien­ste die Kommunikat­ion des russischen Botschafte­rs überwachen, wurde die Initiative des Schwiegers­ohns zu einem Geheimnis, das nur darauf wartete, der Presse zugespielt zu werden.

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