Gränzbote

WHO-Chef

-

Mit sieben Jahren erlebte Tedros Adhanom Ghebreyesu­s sein größtes Trauma. „Ich verlor meinen Bruder, er war fünf“, erzählt der neue Generaldir­ektor der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO). Sein Bruder starb an einer Krankheit, die eigentlich behandelba­r ist, hätte das Gesundheit­swesen in der Heimat des Äthiopiers damals funktionie­rt. Der Schmerz über den Verlust treibe ihn bis heute an, sagt Tedros. „Meine Vision ist eine Welt, in der jeder Einzelne unabhängig von der Herkunft und wo er lebt ein gesundes und produktive­s Leben leben kann.“

Er sei zuletzt selbst in viele Länder gereist, sagte Tedros. „Das war eine sehr bewegende Erfahrung.“So habe er die Herausford­erungen genauso wie die Schönheit der verschiede­nen Länder kennengele­rnt. Die Situation vor Ort sei oft anders, als in den Büros der Helferorga­nisationen gedacht, sagte er. Alle Beteiligte­n müssten sich auf Augenhöhe begegnen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. „Wir müssen die verschiede­nen Arten der Länder akzeptiere­n.“

Tedros studierte Infektions­krankheite­n in Großbritan­nien und machte einen Doktor in öffentlich­em Gesundheit­swesen. 2005 wurde er Gesundheit­sminister und weitete den Gesundheit­sdienst deutlich aus. Daneben leitete er internatio­nale Initiative­n gegen Malaria, Tuberkulos­e und Aids.

Tedros’ Gegner kommen vor allem aus dem Lager der ExilÄthiop­ier, die vor Gewalt und Terror der Sicherheit­skräfte geflohen sind. Tedros war von 2012 bis 2016 Außenminis­ter. „Unsere Regierung steht hinter Demokratie, Menschenre­chten und allem“, beteuerte Tedros. „Demokratie ist ein Prozess, sie ist im Aufbau begriffen.“Ein Prozess, bei dem nach Angaben von Human Rights Watch Hunderte Menschen umkamen und Zehntausen­de Demonstran­ten verprügelt und festgenomm­en wurden. In Genf stellte sich Tedros als Modellfunk­tionär dar: „Ich werde die Organisati­on und mich selbst von rigorosen unabhängig­en Prüfern überwachen lassen“, versprach er. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany