Unterengadinisch über den Wolken
Grüezi mitenand! Heute gibt es Erstaunliches aus unserem wohlhabenden Nachbarland im Süden zu berichten: der Schweiz. Der Nationalrat hat gestern beschlossen, dass alle Hobby- und Sportflieger im eidgenössischen Luftraum künftig auf Englisch funken müssen. Klingt wie ein schlechter Witz, haben doch die Schweizer die Wahl aus einer großen Anzahl eigener Amtssprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch und natürlich Rätoromanisch.
Der Nationalrat will Verständigungsprobleme erkannt haben und geht auf Nummer sicher. Kann man ja auch verstehen – im Gegensatz zu Rätoromanisch. Obwohl es nur in Teilen Graubündens gesprochen wird, gibt es neben Rumantsch Grischun, der offiziellen Schriftsprache, weitere fünf Dialekte: Surselvisch, Sutselvisch, Surmeirisch, Oberengadinisch und Unterengadinisch. Da kann man im Tower schon mal durcheinanderkommen. Wahrscheinlich können die meisten Fluglotsen nicht einmal auf Ober- oder Unterengadinisch bis 50 zählen. Woher soll der durchschnittliche Eidgenosse auch wissen, was quitordisch, quendisch oder tschunconta heißt? 14, 15, 50 – aber dies nur am Rande.
Sich auf Deutsch zu verständigen – im Sinne von einigen –, wäre zweckmäßig gewesen, doch dann wären die Italo-Schweizer und alle Frankofonen beleidigt gewesen. Außerdem, das weiß jeder Fußballfreund, lieben sie in der Schweiz eh englische Begriffe: das Goal, das Offside, der Corner und der Match. Der Match? The Match! Es ist gewiss besser, wenn künftig über den Wolken echtes Englisch erklingt. (jos)