Lehrerverband fordert von Landesregierung 200 Millionen Euro für Inklusion
STUTTGART (kab) - Für eine gelingende Inklusion behinderter Kinder in den Regelunterricht muss aus Sicht der baden-württembergischen Lehrer deutlich mehr Personal eingestellt werden. „Wenn ich das qualitativ hochwertig machen möchte, muss ich Geld investieren“, sagte Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), bei der Vorstellung einer neuen Studie am Montag in Stuttgart. Nötig seien mindestens 4700 zusätzliche Fachkräfte, davon allein 2700 Sonderpädagogen. Kostenpunkt: 200 Millionen Euro. Der VBE fordert eine Doppelbesetzung im Unterricht – je ein Lehrer und Sonderpädagoge.
Zum dritten Mal hat das ForsaInstitut im Auftrag des VBE 2000 Lehrer bundesweit zur Inklusion befragt. In Baden-Württemberg waren es 500, wovon knapp ein Fünftel derzeit in inklusiven Klassen unterrichtet. 57 Prozent der Lehrer aus dem Südwesten sprachen sich für den inklusiven Unterricht aus – etwas mehr als 2016 (51 Prozent), aber weniger als 2015 (66 Prozent). Fehlendes Fachpersonal (17 Prozent), ungenügende Ausstattung (15 Prozent) und mangelnde Fortbildungsmöglichkeiten (16 Prozent) gaben die Lehrer als Gründe gegen inklusive Beschulung an.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wies die Forderung nach einer generellen Doppelbesetzung zurück: „Wir wenden das Zwei-Pädagogen-Prinzip dort an, wo es pädagogisch sinnvoll ist.“Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte: „Die Landesregierung hält nicht einmal mehr am Ziel fest, dass zwei Pädagogen für den gemeinsamen Unterricht verantwortlich sein müssen.“
SPD-Bildungsexperte Gerhard Kleinböck betonte: „Das mittelfristige Ziel in der Inklusion muss das Zwei-Pädagogen-Prinzip bleiben.“Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timm Kern, verwies darauf, dass Sonderpädagogen „mittlerweile in beträchtlicher Zahl“fehlten. Nach den Worten von Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser werden bis zum Jahr 2022 insgesamt 1350 zusätzliche Lehrerstellen für Inklusion geschaffen.