Fall Tolu: Türkei sagt konsularische Betreuung zu
BERLIN/ULM (lsw) - Einen Monat nach der Verhaftung der in Ulm geborenen Übersetzerin Mesale Tolu Corlu in der Türkei erhalten deutsche Diplomaten erstmals Zugang zu ihr. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bestätigte, dass die türkische Regierung einen Haftbesuch zugesagt habe. Er werde voraussichtlich am 2. Juni stattfinden. Tolu war Anfang Mai verhaftet worden. Sie wurde Ende April unter dem Vorwurf der „Terrorpropaganda“festgenommen. Anders als der im Februar festgenommene Journalist Deniz Yücel, der einen deutschen und einen türkischen Pass besitzt, hat Tolu allein die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die früheren Lehrer von Tolu haben in einer öffentlichen Erklärung ihre Freilassung gefordert. „Die Schulgemeinschaft des Anna-Essinger-Gymnasiums (in Ulm) ist in tiefer Sorge um unsere frühere Abiturientin“, heißt es darin. Zugleich fordern sie von der Türkei eine ordentliche rechtsstaatliche Behandlung der 33-jährigen deutschen Staatsbürgerin. Ebenso wie die Lehrer bekundeten viele Schüler Solidarität, sagte Schuldirektor Marius Weinkauf. „Sie fragen uns, was das in der Türkei für eine merkwürdige Aktion ist, dass da jemand so lange im Gefängnis sitzt, ohne dass man erfährt, was diesem Menschen vorgeworfen wird.“Die Lage in der Türkei werde auch im Politikunterricht thematisiert. „Wir haben Mesale als eine nachdenkliche und engagierte Schülerin gekannt und geschätzt“, heißt es in der Erklärung der Lehrer. „Ihre Zivilcourage und ihr jetziges Eintreten für Freiheit und Demokratie entspricht auch unserem Wertekanon und unseren schulischen Bildungszielen.“ Tolu