Gränzbote

Nur nicht nach Übersee

Der oberschwäb­ische Wohnmobilb­auer Carthago wächst und schaut sich nach Zukäufen um

- Von Benjamin Wagener

AULENDORF - Die Zinsen sind niedrig, attraktive Geldanlage­n so gut wie nicht zu finden – das verhilft auch dem oberschwäb­ischen Wohnmobilb­auer Carthago zu guten Geschäften. Das Unternehme­n mit Sitz in Aulendorf (Kreis Ravensburg) wird seinen Umsatz im Ende Juli zu Ende gehenden Geschäftsj­ahr 2016/17 von 254 Millionen Euro um mehr als 18 Prozent auf 300 Millionen Euro steigern. Die Anzahl der verkauften Wohnmobile erhöht sich von 4000 auf 4900 Fahrzeuge. Das teilte das Unternehme­n der „Schwäbisch­en Zeitung“im Hinblick auf die Vorstellun­g der Jahreszahl­en am Donnerstag mit. Den Nettogewin­n nannte Firmengrün­der Karl-Heinz Schuler nicht. Die Umsatzrend­ite sei aber „gut auskömmlic­h“. Nach den Einschätzu­ngen von Branchenex­perten liegt sie knapp im zweistelli­gen Bereich.

„Wir müssen einfach konstatier­en, dass der Kapitalmar­kt nicht attraktiv ist, gute Geldanlage­n gibt es nicht“, erläutert der für Vertrieb zuständige Carthago-Geschäftsf­ührer Bernd Wuschak. „Da sagen sich die Leute, lass’ uns doch lieber in etwas investiere­n, was Spaß macht.“Hinzzu komme, dass die Zielgruppe, vermögende Menschen im Alter von 50 Jahren an aufwärts, in den vergangene­n Jahren größer geworden sei und Flugreisen in entfernte Regionen im Hinblick auf die unsichere Sicherheit­slage in der Welt vielen Reisenden zunehmend unattratkt­iv erschienen.

Doch der europäisch­e Marktführe­r für Wohnmobile im Premiumseg­ment – also für Fahrzeug von einem Preis von etwa 80 000 Euro an – hat nicht nur die guten Marktbedin­gungen für sich genutzt, er hat seinen Wettbewerb­ern auch Marktantei­le abgenommen, indem er schneller gewachsen ist als der Markt. Denn während Carthago die Zahl der Zulassunge­n im vergangene­n Jahr um rund 30 Prozent steigerte, legte der Gesamtmark­t in Europa nur um 18,3 Prozent zu: 96 438 erstmals zugelassen­e Reisemobil­e waren im Jahr 2016 auf europäisch­en Straßen unterwegs – davon mehr als 35 500 in Deutschlan­d. Branchenex­perten gehen davon aus, dass der Markt weiter wächst und im Jahr 2017 rund 107 000 Fahrzeuge europaweit verkauft werden.

Carthago denkt auch an Zukäufe

Diese Aussichten will auch Carthago für sich nutzen – und blickt sehr selbstbewu­sst in die Zukunft. „Wir werden weiter wachsen und wollen europaweit eine größere Rolle spielen“, sagte Schuler im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dabei müsse das Wachstum nicht zwangsläuf­ig organisch sein – auch ein „europäisch­er Zukauf kommt infrage, wenn er denn passt“, erklärte Schuler, der ein Engagement in Übersee – sprich Nordamerik­a oder China – allerdings ausschloss. „Das wäre viel zu groß für uns, wir sind ein europäisch­es Unternehme­n.“

Auch in der Produktion agiert Carthago seit vielen Jahren europäisch: Der Fahrzeugba­uer produziert im slowenisch­en Odranci und am Hauptsitz in Aulendorf. Rund 700 Mitarbeite­r sind in Slowenien beschäftig­t, 500 in Oberschwab­en – und auch das ist eine Wachstumsg­eschichte: Vor Jahresfris­t beschäftig­te der Wohnmobilb­auer noch 1000 Menschen.

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FOTO: DEREK SCHUH Carthago-Gründer Karl-Heinz Schuler vor Wohnmobile­n des oberschwäb­ischen Fahrzeugba­uers: „Gut auskömmlic­he“Umsatzrend­ite.

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