Butterweiche Töne
Das Pindakaas Saxophon Quartett reist durch Amerika
MEERSBURG - Musik, so cremig und nahrhaft wie Erdnussbutter? Die Dame und die drei Herren vom Pindakaas Saxophon Quartett, die im Münsterland zuhause sind, haben sich nach dem holländischen Ausdruck für den beliebten Brotaufstrich benannt. Am Sonntag nahmen sie das Publikum im lichtdurchfluteten Meersburger Spiegelsaal auf eine Reise durch Nordamerika mit: Bearbeitungen, aber auch zwei Originalkompositionen für Saxophonquartett brachten neue Klangfarben, die knappe, aber informative Moderation von Matthias Schröder lockerte das Konzert auf.
Im Jazz ist uns das Saxophon immer noch vertrauter als im Ensembleklang der klassischen Musik. Doch zeigte das Konzert von Pindakaas, wie vielfältig die Möglichkeiten sind. Vier Stimmen wie beim Streichquartett kommen da zusammen, der etwas näselnde Klang des Sopransaxophons (Thorsten Floth), die wärmeren Mittelstimmen von Alt- (Guido Grospietsch) und Tenor(Anja Heix) und die satte Basis des Baritonsaxophons (Matthias Schröder). Oft dominiert die Oberstimme, doch dürfen die anderen als Charaktere hervortreten. Bei der Spielfreude des Ensembles ist der Saal manchmal fast zu klein für den Sound.
Bei Ellis Island, dem ersten Satz der „North American Suite“von Lucas Knappe, meinte man, Schiffshörner zu hören, vielleicht hat sich der deutsche Saxophonist aber auch die Ängste und Hoffnungen so mancher Einwanderer vorgestellt. Die Weite der Landschaft am Grand Canyon war ebenso gespiegelt wie die Betriebsamkeit auf dem Weg zum Pazifik. War man mit diesem Stück in Amerika angekommen und hatte den Kontinent gleich durchquert, so brachte Pindakaas im ersten Teil mit Stücken von Copland, Barber, Corea und Bernstein gleich ein paar Klassiker des 20. Jahrhunderts.
In Coplands Bühnenmusik zu Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“mischen sich die Farben und die Artikulation der Bläser besonders gut, während die Spielfiguren in den Children’s Songs von Chick Corea im Vergleich zum Klavier etwas steifer wirken. Auch vor einem reinen Streicherstück wie dem berühmten „Adagio for Strings“von Samuel Barber, das nach wie vor als Trauermusik und bei nationalen Tragödien eingesetzt wird, schreckt das Quartett nicht zurück: mit langem Atem und in großen Bögen steigen die Linien empor.
Mit bekannten Melodien aus Bernsteins „West Side Story“, mit Songs von Gershwin und Weill, mit Tangos von Strawinsky und Piazzolla betonen die Musiker das Gesangliche ihrer Instrumente. Charakter und Farben der Saxophone in Klangflächen, sprechender Artikulation und einem fröhlichen Reigen kommen aber in einer originalen Suite von Leon Stein am besten zum Klingen.