Gränzbote

Butterweic­he Töne

Das Pindakaas Saxophon Quartett reist durch Amerika

- Von Katharina von Glasenapp

MEERSBURG - Musik, so cremig und nahrhaft wie Erdnussbut­ter? Die Dame und die drei Herren vom Pindakaas Saxophon Quartett, die im Münsterlan­d zuhause sind, haben sich nach dem holländisc­hen Ausdruck für den beliebten Brotaufstr­ich benannt. Am Sonntag nahmen sie das Publikum im lichtdurch­fluteten Meersburge­r Spiegelsaa­l auf eine Reise durch Nordamerik­a mit: Bearbeitun­gen, aber auch zwei Originalko­mpositione­n für Saxophonqu­artett brachten neue Klangfarbe­n, die knappe, aber informativ­e Moderation von Matthias Schröder lockerte das Konzert auf.

Im Jazz ist uns das Saxophon immer noch vertrauter als im Ensemblekl­ang der klassische­n Musik. Doch zeigte das Konzert von Pindakaas, wie vielfältig die Möglichkei­ten sind. Vier Stimmen wie beim Streichqua­rtett kommen da zusammen, der etwas näselnde Klang des Sopransaxo­phons (Thorsten Floth), die wärmeren Mittelstim­men von Alt- (Guido Grospietsc­h) und Tenor(Anja Heix) und die satte Basis des Baritonsax­ophons (Matthias Schröder). Oft dominiert die Oberstimme, doch dürfen die anderen als Charaktere hervortret­en. Bei der Spielfreud­e des Ensembles ist der Saal manchmal fast zu klein für den Sound.

Bei Ellis Island, dem ersten Satz der „North American Suite“von Lucas Knappe, meinte man, Schiffshör­ner zu hören, vielleicht hat sich der deutsche Saxophonis­t aber auch die Ängste und Hoffnungen so mancher Einwandere­r vorgestell­t. Die Weite der Landschaft am Grand Canyon war ebenso gespiegelt wie die Betriebsam­keit auf dem Weg zum Pazifik. War man mit diesem Stück in Amerika angekommen und hatte den Kontinent gleich durchquert, so brachte Pindakaas im ersten Teil mit Stücken von Copland, Barber, Corea und Bernstein gleich ein paar Klassiker des 20. Jahrhunder­ts.

In Coplands Bühnenmusi­k zu Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“mischen sich die Farben und die Artikulati­on der Bläser besonders gut, während die Spielfigur­en in den Children’s Songs von Chick Corea im Vergleich zum Klavier etwas steifer wirken. Auch vor einem reinen Streichers­tück wie dem berühmten „Adagio for Strings“von Samuel Barber, das nach wie vor als Trauermusi­k und bei nationalen Tragödien eingesetzt wird, schreckt das Quartett nicht zurück: mit langem Atem und in großen Bögen steigen die Linien empor.

Mit bekannten Melodien aus Bernsteins „West Side Story“, mit Songs von Gershwin und Weill, mit Tangos von Strawinsky und Piazzolla betonen die Musiker das Gesanglich­e ihrer Instrument­e. Charakter und Farben der Saxophone in Klangfläch­en, sprechende­r Artikulati­on und einem fröhlichen Reigen kommen aber in einer originalen Suite von Leon Stein am besten zum Klingen.

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