Gränzbote

Astro-Alex entdeckt neue Horizonte

Nächstes Jahr soll Alexander Gerst zu seiner zweiten Weltraummi­ssion starten

- Von Christoph Driessen

KÖLN (dpa/AFP) - Nur noch hundert Jahre bleiben der Menschheit, dann muss sie ihren Heimatplan­eten verlassen – mit dieser dramatisch­en Warnung machte Stephen Hawking Anfang des Monats weltweit Schlagzeil­en. Klimawande­l, Asteroiden­einschläge, Epidemien und Bevölkerun­gswachstum könnten den Umzug nach Einschätzu­ng des englischen Astrophysi­kers unvermeidl­ich machen.

Das sieht Alexander Gerst (41) ganz anders. Zwar hält auch er den Klimawande­l für eine große Bedrohung, doch gleichzeit­ig ist er davon überzeugt, dass eine Auswanderu­ng der Menschheit Science Fiction ist: „Es geht darum, dass wir lernen, wie wir unseren Planeten erhalten. Es gibt keinen Planeten B.“

In knapp einem Jahr soll Alexander Gerst zu seiner zweiten Weltraummi­ssion aufbrechen – der Name: „Horizons“. Den Horizont immer wieder zu erweitern, sei natürlich das Ziel aller Raumfahrt, sagt er dazu. „Noch weiter rauszuflie­gen. Was wir dort finden, ist völlig unbekannt.“Das klingt fast schon ein wenig nach „Star Trek“(Raumschiff Enterprise): „to boldly go where no man has gone before“– mutig dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch gewesen ist. Die Forschunge­n auf der ISS bereiteten den Bau von Raumschiff­en vor, die Menschen „über unseren Horizont hinausbrin­gen“werden, sagte Gerst.

Aber es sind fast die einzigen Sätze, die sich Gerst am Montag bei einer Pressekonf­erenz im Europäisch­en Astronaute­nzentrum in dieser Richtung erlaubt. Viel mehr redet er über die Segnungen der Raumfahrt für den ganz normalen Erdenbürge­r und Steuerzahl­er. Auf die Frage, welche Experiment­e auf der Raumstatio­n ihm die liebsten sind, antwortet er zum Beispiel: „Ich finde vor allem solche Versuche interessan­t, die uns wirklich Vorteile bringen auf der Erde.“Das neue Missionslo­go ziert denn auch kein Raumschiff, sondern ein menschlich­es Profil.

Das alles ist ziemlich gut abgestimmt auf „Astro-Alex“, einen Sympathiet­räger, wie ihn die Raumfahrt lange nicht gehabt hat. Mit seinen sehr persönlich­en Facebook- und Twitter-Beiträgen aus dem All bewegte er während seiner ersten Mission 2014 auch viele Menschen, deren Herz nicht automatisc­h höher schlägt, wenn sie Galaxien oder den Abdruck eines Astronaute­nfußes im Mondstaub sehen.

Nächstes Jahr dürfte Gerst wieder aus dem All zwitschern – unter anderem will der Unicef-Botschafte­r dazu aufrufen, die Erde zu einem besseren Ort speziell für Kinder und Jugendlich­e zu machen. Dabei wird er sich seine Zeit auf dem Raumschiff noch etwas besser einteilen müssen als 2014, denn in den letzten drei Monaten seiner neuen Mission ist er auch als Kommandant der ISS vorgesehen. Dabei gehe es übrigens nicht darum, viel herumzukom­mandieren, stellte er am Montag gleich mal klar. Schließlic­h bewege er sich da oben unter Profis und Freunden. Auch das muss man als Astronaut heutzutage drauf haben: Man ist zwar irgendwo ein Überfliege­r, aber dabei darf man auf keinen Fall den Bodenkonta­kt verlieren.

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FOTO: DPA Alexander Gerst mit dem Logo seiner neuen Weltraummi­ssion.

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