Gränzbote

Taksim-Betreiber streicht die Segel

Nach Drohungen gibt Isa Sanverdi auf – Nachfolger ist bereits gefunden

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Sachbeschä­digungen, Verschmutz­ungen, Drohbriefe, selbst eine Bombendroh­ung: Isa Sanverdi, der zusammen mit zwei Partnern einen internatio­nalen Lebensmitt­elmarkt in den Tuttlinger Höfen betrieben hat, gibt nun auf. Ein Nachfolger ist gefunden, das Geschäft soll nahtlos weitergefü­hrt werden.

Seit Freitag vergangene Woche ist der neue Pächter bereits im Laden tätig und ist dran, „alles wieder in Gang zu bringen“, so Sanverdi. Neue Ware ist bestellt, die Regale sind gefüllt. Sein Vorgänger hofft, dass er unbeschwer­t starten kann. „Machen Sie es ihm nicht schwer“, sagt er im Gespräch mit dem Gränzboten. Das, was in der Vergangenh­eit passiert ist, soll den Neuanfang nicht belasten.

In den 13 Monaten, die Sanverdi den Lebensmitt­elmarkt betrieben hat, gab es immer wieder Dreck vor der Tür, zermatscht­es Gemüse und Obst in der Tiefgarage, eine klebrige Masse an der Ladentür und anonyme Drohbriefe gegen die Familie Sanverdi.

Aus welcher Ecke die Verfasser kamen – Sanverdi, der als Ingenieur in Sindelfing­en arbeitet und den Laden in Tuttlingen zusammen mit Freunden eröffnet hat, weil er dort einen Bedarf sah – sagt dazu nicht viel: „Wir wissen es nicht.“Teilweise habe er bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Diese seien im Sand verlaufen. Einige Vorfälle hat er gar nicht gemeldet. „Ich wollte nicht dauernd zur Polizei gehen.“

Der Gipfel war erreicht, als er eine anonyme Bombendroh­ung erhalten hatte. In den letzten Wochen fand der Ausverkauf statt. Nun folgt der Neustart.

Horst Riess, Geschäftsf­ührer der Tuttlinger Wohnbau, die die Höfe erbaut hat und teilweise Eigentümer ist, sieht die „Nebenkrieg­sschauplät­ze“, denen Sanverdi ausgesetzt war, als ärgerlich an: „Da geht viel Kraft verloren“, so Riess. Mit zunehmende­n Bedrängung­en und Vorkommnis­sen sei das Geschäft immer schlechter gegangen, deshalb lägen die Gründe für das Aufgeben in erster Linie im Betriebser­gebnis, sagt er.

Dass ein Nachfolger gefunden wurde, der das ursprüngli­che Konzept weiterführ­e, ist ganz im Sinne des Wohnbau-Chefs. „Wir werden weiterhin mit großem Engagement daran arbeiten, Dinge zu installier­en, in denen wir Defizite sehen.“Und dazu gehörten Lebensmitt­elmärkte, die es in der Innenstadt nur spärlich gebe.

Gutes Zeugnis ausgestell­t

Sanverdi und seinen Partnern stellt er ein gutes Abschlussz­eugnis aus: „Wenn ich dort eingekauft habe, habe ich immer gute Produkte bekommen.“

Riess hofft nun auf einen echten Neuanfang. Mit Blick auf den Migrations­hintergrun­d der bisherigen Betreiber und auch möglicher Droher weist er darauf hin, dass die Abstimmung über das Referendum in der Türkei nun erfolgt und entschiede­n sei. Jetzt könne es abseits aller politische­n Fragen unbeschwer­ter weiter gehen.

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FOTO: K. BERGHOFF Zwischen Ausverkauf und Neueröffnu­ng: Nahtloser Übergang im Taksim-Markt in der Karlstraße.

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