Gränzbote

Geschenke müssen nicht praktisch sein

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Wenn man am Geburtstag seine Ruhe haben will, muss man sein Geburtsdat­um einfach aus dem Facebook-Account entfernen. Keiner der Freunde bekommt dadurch einen Hinweis mit den Worten „Gratuliere Inge, sie hat heute Geburtstag“und meldet sich deshalb auch nicht. Bleibt noch ein rundes Dutzend außerhalb des engsten Familienkr­eises, das noch einen altmodisch­en Geburtstag­skalender führt und anruft oder whatsappt, wenn der Jubeltag gekommen ist.

Jetzt suche ich noch nach einem Mittel, auch meiner Familie jegliche Erinnerung an mein Älterwerde­n aus dem Gedächtnis streichen zu können. Okay, dass ich altere, lässt sich optisch (leider) nicht verbergen. Aber mir wäre recht, wenn ich künftig nicht mehr beschenkt werden würde. Meine Kinder haben mir ein Kochbuch überreicht und mit Klebeposts ihre Lieblingsr­ezepte markiert, inklusive einer Sternenver­gabe, mit welchen Gericht ich besonders gut bei ihnen punkten könnte. Das toppt selbst den Fahrradkor­b, den ich vor Jahren auspacken musste. Richtig: Ich mag keine praktische­n Geschenke und schon gar keine, die mit Arbeit oder Aufwand verbunden sind.

Rache ist süß. Ich denke, dass ich meine Brut mit einem Gutschein für einen Kochkurs verwöhnen werde. Dann können sie alle Kniffs und Tricks der Essenszube­reitung selbst erwerben. Ist doch praktisch! Wenn sie klug sind, löschen sie ihren Geburtstag­shinweis auf Facebook. Mit etwas Glück denke ich dann gar nicht daran! (iw)

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