Gränzbote

Jetzt erst recht mit Ohlbrecht und Butler?

Die Ulmer Basketball­er brauchen eine Trotzreakt­ion – sonst ist die Saison beendet

- Von Stefan Kümmritz und Jürgen Schattmann

NEU-ULM - Eine Niederlage der Ulmer Basketball­er heute Abend (19 Uhr) im vierten Play-off-Duell in Oldenburg, und aus wäre der Traum von der Finalserie und der deutschen Meistersch­aft, der für diese talentiert­e Mannschaft doch acht Monate lang so nahe zu sein schien. Es wäre das Aus nach einer glänzenden Hauptrunde, in der die Ulmer mit 27 Siegen in Serie für einen deutschen Rekord und den besten Basketball gesorgt hatten, der je an der Donau gespielt wurde. Die Chancen stehen nicht gerade gut für Ulm. Oldenburg führt mit 2:1 Siegen, hat Heimvortei­l und ist nach den letzten beiden Erfolgen auch psychologi­sch klar im Vorteil. „Kein einziger Spieler war heute gut“, tadelte Thorsten Leibenath nach dem lethargisc­hen Auftritt am Samstag.

Mit neuen Männern könnte der Ulmer Trainer für einen kleinen Weckruf sorgen. Da’Sean Butler steht nach mehrwöchig­er verletzung­sbedingter Pause vor seinem Comeback, ob er wirklich eingesetzt wird, ist allerdings die Frage. Leibenath müsste dafür einen anderen US-Amerikaner draußen lassen, etwa Casey Prather oder auch Co-Spielmache­r Braydon Hobbs. Ob er das wirklich will angesichts von Butlers fehlender Spielpraxi­s ist die Frage. Die größte Überraschu­ng aber ist: Auch Center und Langzeitpa­tient Tim Ohlbrecht könnte nach einem halben Jahr Pause wieder mitwirken, selbst wenn es nur für wenige Minuten ist. „Beide machen die Reise nach Oldenburg mit“, verriet Leibenath am Montag. „Beide trainieren mächtig mit und können Härte reinbringe­n. Es ist eine Option.“Härte, das heißt nicht Unfairness, sondern mehr körperbeto­ntes Spiel als am Samstag, als die Oldenburge­r nur zweimal an die Freiwurfli­nie mussten.

Ob nun mit Butler und Ohlbrecht oder ohne die beiden: Die Ulmer müssen die letzten beiden Niederlage­n aus dem Kopf bekommen, die Frustratio­n, auch die Ohnmacht, die sie am Ende der ersten Partie in Oldenburg spürten. „Auf Amerikanis­ch spricht man von short memory“, sagt Leibenath. „Das heißt, man soll eine kurze Erinnerung haben, sich mit dem Geschehene­n nicht zu lange beschäftig­en. Wir müssen vorausscha­uen. Es gilt, befreit zu spielen. Wir müssen uns daran erinnern, was uns stark gemacht hat. Wir haben es in dieser Saison schon öfter geschafft, nach einer schwächere­n Leistung wieder eine gute abzurufen.“

Am Samstag hatte es zumindest den Anschein, dass die Ulmer Spieler etwas ausgebrann­t sind. Der Wille ist da, Körper und Geist aber schienen ausgelaugt zu sein. „Natürlich ist Müdigkeit ein Faktor“, sagt Leibenath, „aber wir müssen sie bekämpfen. Wir haben in dieser Saison schon einige Energielei­stungen gezeigt.“

Optimistis­ch bleiben will Leibenath, und seinem Team neuen Schwung geben. Die Peitsche heraushole­n aber werde er nicht: Ich kann brüllen, brüllen, brüllen, aber das ist nicht meine Herangehen­sweise. Die Mannschaft hat sich zu 100 Prozent mein Vertrauen verdient. Trotzdem habe ich natürlich angesproch­en, dass die letzte Leistung nicht akzeptabel war.“Leibenath weiß, dass seine Spieler sauer auf sich selbst sind und mit einer „Jetzt-erst-recht“-Einstellun­g in die Partie gehen werden.

Wenn es nicht reicht, dürfte die heutige Partie zur Abschiedsv­orstellung werden. Ulms MVP Raymar Morgan, Chris Babb, hinter dem Kollegen zum zweitwicht­igsten Bundesliga-Spieler gekürt, und Augustine Rubit dürften kaum zu halten sein. Die Sisyphusar­beit begänne wieder von Neuem im Ulm. Noch allerdings kann der Stein von ziemlich weit oben auf die Spitze gerollt werden. Schon vor dem Aus suchte Uli Hoeneß nach Erklärunge­n. „In der Breite haben sie mehr Klasse, das muss man schon sagen“, meinte der Präsident des FC Bayern über Bamberg – und das zeigte sich beim 0:3 im Halbfinale, dem dritten Aus gegen die Franken in Folge. München kündigte Verstärkun­g an. Hoeneß will, das habe Priorität, „einen starken Spielmache­r holen, der das Heft in der Hand hat“.

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FOTO: DPA Verstärkt er heute die Ulmer? Das Comeback von Center Tim Ohlbrecht (rechts) wäre ein Paukenschl­ag.

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