Gränzbote

Team der Legenden

Timo Boll startet heute im Doppel mit Chinas Topstar Ma Long in die Tischtenni­s-WM in Düsseldorf

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DÜSSELDORF (SID/dpa) - Timo Boll und der Chinese Ma Long im Tischtenni­s-Doppel – das ist in etwa so, wie wenn Lionel Messi und Philipp Lahm in einem Team spielen würden. Im Tischtenni­s geht das im Gegensatz zum Fußball seit ein paar Jahren, heute (20.15 Uhr) greifen der ehemalige Weltrangli­sten-Erste Timo Boll und der aktuelle Weltrangli­sten-Erste Ma Long bei der WM in Düsseldorf erstmals ins Turnier ein. Ihre Gegner in der ersten Runde sind die Ungarn Tamas Lakatos und Krisztian Nagy.

„Auf dem Papier sind meine Chancen bei dieser WM im Doppel größer als im Einzel“, sagt Boll. „Wenn man mit der Nummer 1 zusammensp­ielt, zählt man automatisc­h zum Favoritenk­reis.“Noch sei er „einigermaß­en gut in Schuss“– angesichts seines Sieges bei den Korean Open im April und seiner Rückkehr in die Top Ten der Weltrangli­ste eine ziemliche Untertreib­ung.

Mit dem besten Chinesen zu spielen, ist für Boll eine Auszeichnu­ng. „Ma Long ist einer der größten Sportler überhaupt in China. Ihm könnte das Doppel mit mir auch scheißegal sein“, sagt Boll: „Aber er hat in China intensiv Doppel trainiert, er macht sich da einen Kopf drum. Das ehrt ihn – und auch mich.“Um das zu verstehen, muss man wissen, welchen Stellenwer­t Timo Boll im Land der Tischtenni­s-Weltmacht China besitzt. Als dieser junge Deutsche und keiner der Chinesen 2002 und 2003 an der Spitze der Weltrangli­ste stand, „hing mein Foto in China teilweise in Übergröße in den Trainingsh­allen, damit die Spieler wussten: Seht ihn euch an, das ist euer Gegner“, erzählte Boll vor der WM dem Magazin „No Sports“.

Mit Fairness gepunktet

Boll verdankt seine Popularitä­t auch seiner Fairness im WM-Achtelfina­le 2005 in Shanghai gegen den Chinesen Liu Guozheng, als er im finalen Satz bei eigenem Matchball seinem Gegner einen Kantenball zusprach, den außer ihm keiner gesehen hatte. Boll verlor noch, aber er gewann den Respekt eines ganzen Volks: „Es war sein Punkt. Ich habe ja nicht etwas verloren, was mir gehört hat, sondern nur etwas zurückgege­ben, was nie mein gewesen ist“, sagte er Jahre danach: „So ein Erfolg wäre doch sowieso nichts wert.“

Jetzt spielt er mit Ma Long zusammen. Der 28-jährige Weltmeiste­r und Olympiasie­ger ist nach Einschätzu­ng aller Experten der größte Spieler, den es je gab, in einem eventuelle­n Viertelfin­ale gegen Long wäre Boll der krasse Außenseite­r. „Er ist relativ locker und sehr talentiert“, sagt Boll. „Das hat er mit einer sehr starken Athletik, großen Schlaghärt­e und großen Spielintel­ligenz kombiniert. Er ist ein sehr cleverer Spieler.“Für eine gemeinsame Doppel-Vorbereitu­ng blieb keine Zeit, auch wenn der Chinese Boll eine gemeinsame Übungseinh­eit versproche­n hatte. Die beiden haben aber den Vorteil, dass sie bereits bei der WM 2015 zusammensp­ielten. Damals scheiterte­n sie in der zweiten Runde an Chinas späteren Weltmeiste­rn, diesmal droht ihnen in der 3. Runde ein Duell mit den Top-Favoriten Fan Zhedong und Xu Xin aus China. Boll nimmt es gelassen: „Wenn man es nüchtern betrachtet, müssen die beiden Chinesen doch sowieso irgendwann geschlagen werden, wenn wir ganz nach oben wollen. Wir sind sicherlich ein starkes Doppel und vielleicht gegen alle außer Fan/Xu Favorit. Verstecken müssen wir uns aber auch gegen sie nicht, obwohl ich lieber erst im Bereich der Medaillen auf sie getroffen wäre.“

Die Bedingunge­n rund um die spektakulä­r gestaltete­n Tischaufba­uten in den Showcourts der WM-Arena passen Boll übrigens nicht so ganz. „Der Tischfuß ragt etwas weit raus, und ich trete bei fast allen Rückschläg­en drauf. Hoffe, mich bringt das nicht zu sehr raus“, schrieb der 36-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Im Doppel dürfte es dagegen kaum zu Behinderun­gen kommen. „Ma Long ist Rechtshänd­er, ich bin Linkshände­r“, sagt Boll. „Das ist ein Vorteil, da steht man sich nicht im Weg herum.“

Gleich zwölf Deutsche schlagen heute ab 18.30 Uhr im Doppel und Mixed auf. Alle DTTB-Spieler unter den 608 Teilnehmer­n aus 108 Nationen sind fürs Hauptfeld gesetzt und mussten nicht in die Qualifikat­ion.

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FOTO: DPA In einem Team bei der WM: Timo Boll (links) und Ma Long.

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