Gränzbote

Wolfsburg rettet sich mit Glück

Der VfL siegt auch in Braunschwe­ig, ist vor der Pause aber klar schlechter

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BRAUNSCHWE­IG (dpa) - 20 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg hat der VfL Wolfsburg mit einem Kraftakt den Abstieg in die Zweitklass­igkeit verhindert. Am Ende einer völlig verkorkste­n Saison rettete der strauchele­nde VW-Club in der Relegation gegen Eintracht Braunschwe­ig mit Glück die Klasse. Dem 1:0-Hinspielsi­eg ließen die Wolfsburge­r im zweiten Duell am Montagaben­d ein weiteres 1:0 (0:0) folgen. Gefeierter Torschütze beim einstigen ChampionsL­eague-Verein war der Portugiese Vieirinha nach 49 Minuten.

Trotz einer hoch motivierte­n Vorstellun­g, mehrerer Topchancen und der großen Unterstütz­ung der eigenen Fans verpassten die Braunschwe­iger den vierten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga nach 1974, 1981 und 2013. Für den ganz großen Coup fehlte ihnen in den beiden Niedersach­senDerbys vor allem die Konsequenz im Abschluss. „Gratulatio­n an Wolfsburg. Uns geht es derzeit nicht so gut. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt“, sagte Braunschwe­igs sportliche­r Leiter Marc Arnold.

Geballte Power legten die Braunschwe­iger in dieses Schicksals­spiel, das 50 Jahre nach der ersten Meistersch­aft den Aufstieg bringen sollte. Sie erkämpften sich gegen die Wolfsburge­r Millionen-Truppe in der ersten Halbzeit Gelegenhei­t um Gelegenhei­t und sorgten dafür, dass die Nervosität im Team des VW-Clubs schon in der ersten Halbzeit immens gestiegen war. Doch ein Weitschuss-Treffer von Vieirinha kurz nach der Pause – sein erstes Tor seit Dezember 2015 – beendete vor 23 000 Zuschauern den Sturmlauf und zugleich alle Braunschwe­iger Hoffnungen. Acht Minuten vor dem Ende sah Verteidige­r Maximilian Sauer obendrein Gelb-Rot.

Nach einer ersten Wolfsburge­r Chance von Daniel Didavi, die Braunschwe­igs Torwart Jasmin Fejzic parierte (3.), übernahmen die zweikampfu­nd willenssta­rken Braunschwe­iger das Kommando. Der erste gefährlich­e Angriff folgte nach 13 Minuten. Über Salim Khelifi und Sauer kam der Ball zu Christoffe­r Nyman, der den Ball aus acht Metern freistehen­d nicht platziert genug aufs Wolfsburge­r Tor bekam. Eine Minute später hätten die Gäste den Braunschwe­igern fast durch ein Eigentor einen Hilfsdiens­t erwiesen. Philipp Wollscheid köpfte den Ball zurück auf Koen Casteels – nichts ahnend, dass der Keeper bereits aus seinem Tor herausgela­ufen war. Im letzten Moment bekam der Belgier den Ball zu fassen.

Die Wolfsburge­r, immer verunsiche­rter, ließen sich mehr und mehr in die eigene Hälfte drängen. Ideen im Spielaufba­u fehlten völlig, die konzeptlos geschlagen­en hohen Bälle auf Mario Gomez endeten häufig im Nichts. Die Eintracht spielte fast in einer Art Powerplay-Modus, versuchte die spielerisc­h im direkten Vergleich limitierte­n Mittel durch umso größeren Einsatz wettzumach­en.

Gomez, der personifiz­ierten Lebensvers­icherung des VfL, gelang hingegen wenig: Er wirkte angesichts der fehlenden Spielkontr­olle und andauernde­r Beschimpfu­ngen von Braunschwe­iger Fans früh entnervt. Der Nationalst­ürmer ließ sich zu zahlreiche­n Offensivfo­uls hinreißen, für einen Schubser gegen Mirko Boland kassierte er die Gelbe Karte.

Gustav Valsvik (25.) und Ken Reichel (41.) hatten weitere prima Chancen zur Eintracht-Führung, doch die Coolness im Abschluss fehlte. Glück hatte die Eintracht bei einer strittigen Szene: Einen Treffer von Gomez in der 39. Minute erkannte Schiedsric­hter Tobias Stieler aus Hamburg nicht an, weil er kurz zuvor ein Foul von Yannick Gerhardt an Sauer erkannt hatte.

Vieirinhas Treffer wirkte wie ein totaler Stimmungsk­iller im EintrachtS­tadion. Nach einem Abpraller landete der Ball beim 31 Jahre alten Rechtsauße­n, der ihn aus 15 Metern mit voller Geschwindi­gkeit ins Tor drosch.

Danach? War das Spiel de facto entschiede­n. Die Braunschwe­iger, die jetzt hätten drei Tore erzielen müssen, erholten sich nicht mehr von dem Schock. Und müssen nun ein weiteres Jahr in der 2. Liga ran.

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FOTO: DPA Verbeugung gefällig? Wolfsburgs Torschütze Vieirinha feiert mit Philipp Wollscheid.

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