Der Gescheiterte will noch mehr Macht
1860-Investor Hasan Ismaik will auch bei Abstieg bleiben, fordert aber Veränderungen
MÜNCHEN (SID/sz) - Hasan Ismaik wird dem – vorerst – letzten Endspiel seiner Löwen fernbleiben. Der Hauptgesellschafter des TSV 1860 München weilt beruflich in Los Angeles, und überhaupt: Während des Ramadan reise er nicht gern und sei immer so gereizt, heißt es aus seinem Umfeld. Wie gereizt, das machte Ismaik vor dem Relegationsrückspiel am heutigen Dienstag (18 Uhr/ARD) gegen Jahn Regensburg klar – mit einem vor Trotz und verletztem Stolz triefenden Facebook-Beitrag störte er die ohnehin nicht sehr ausgeprägte Ruhe vor dem Abstiegsfinale.
Ismaik schwor den Löwen auch für den Abstiegsfall die Treue, kündigte zugleich aber ein gnadenloses Aufräumen an. „Ich werde 1860 nicht im Stich lassen“, schrieb er in der Nacht auf Montag – obwohl „alles, was ich in den vergangenen Jahren unternommen habe, um den Verein voranzutreiben, auf allen Ebenen gescheitert“sei.
So etwas wie Selbsteinsicht beim Jordanier? Tatsache ist: 1860 hatte in dieser Saison die drittteuerste Mannschaft der zweiten Liga nach dem VfB Stuttgart und Hannover 96. Der VfB und die 96er spielen im Sommer wieder in der Bundesliga, den Löwen droht der Absturz in die Drittklassigkeit. Wegen Ismaik? „Was ich mir vorwerfen muss, ist, dass ich sogenannten Fachleuten vertraut habe, ohne zu hinterfragen, was mit meinem Geld eigentlich passiert. Hier war ich blauäugig. Diesen Fehler muss ich mir eingestehen”, schrieb der Investor. Schuld sind also vor allem, wieder einmal, die anderen. Diesmal eben die „sogenannten Fachleute“, die Ismaik, das nur nebenbei, während dieser missratenen Spielzeit größtenteils selbst in Amt und Würden gebracht hat.
Nun seien „grundlegende Änderungen auf allen Ebenen“nötig,, um einen Neuanfang zu schaffen – egal in welcher Liga. Dies sei die „einzige Möglichkeit. Keine neue Forderung Ismaiks, ohne den beim TSV 1860 ohnehin nichts mehr geht. Zumindest in der ausgegliederten Profiabteilung. Nun griff er explizit den Vereins-Verwaltungsrat mit dessen Chef Markus Drees an. Dieser hätte ihn gegen Attacken aus der Fanszene verteidigen müssen. Wenn Ismaik von grundlegenden Änderungen auf allen Ebenen spricht, dann geht es ihm auch um den Verein – bei dem er statutengemäß nichts zu sagen hat.
Während die Vereinsverantwortlichen übereinander herfallen, muss Vitor Pereira die Mannschaft nach dem glücklichen 1:1 im Hinspiel in Regensburg ein letztes Mal mobilisieren. „Ich denke nicht, dass seine Aussagen Einfluss auf das Spiel haben werden“, sagte der Trainer über Ismaik, der Geldgeber unterstütze ihn und den Club „in jeder Phase“. Ansonsten hoffe er, betonte der Portugiese, dass er am Mittwoch „noch lebe und die nächste Saison planen kann“.
Laut „Münchner Merkur“muss 1860 dann jedoch 20 Millionen Euro an liquiden Mitteln vorweisen, um von der DFL die Lizenz für die kommende Spielzeit zu erhalten. Ein Fall für Ismaik, der den Club hier aber angeblich, wie eigentlich vor jedem Stichtag, zappeln lässt.