Gränzbote

Ohne Golem? Nicht vorstellba­r!

Tuttlingen ohne Golem, Fontäne und Bötle? Ohne den idyllische­n Aufstau hinter dem historisch­en Wehr? Eigentlich nicht vorstellba­r. Deshalb kämpfen viele Vereine, Unternehme­n und auch Gemeindera­tsfraktion­en für den Aufstau - so weit es eben geht.

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TUTTLINGEN - Wer die Homepage der Stadt Tuttlingen, www.tuttlingen.de, anwählt, sieht auf der Startseite gleich das typische Tuttlinger Stadtbild mit den Tretbooten und alten Trauerweid­en an der Groß Bruck. Eine Richtlinie der EU aus dem jahr 2000 und darauf basierende­m Bundesrech­t gibt der Stadt vor, das Donauwehr weiter abzusenken, damit der Fluß möglichst frei strömen kann. Wenn das so umgesetzt wird, ergäben sich für das Stadtbild weitreiche­nde, ja einschneid­ende Veränderun­gen. Dann läge Tuttlingen nicht an einem Fluss mit grünen Uferstreif­en samt alten Bäumen, sondern deutlich über dem Flussbett, dass je nach Wasserstan­d unterschie­dlich gefüllt wäre; Bötlefahre­n und „am Golem sitzen“wäre dann stark eingeschrä­nkt. Von der Optik ganz abgesehen. Viele Firmen und Vereine, aber auch Politiker aus den Rathaus-Fraktionen sorgen sich vor diesem Hintergrun­d um „ihr“Tuttlingen-Bild. Das Heimat-Forum und PROTUT haben sich klar positionie­rt, auch andere Vereine wie die DLRG würden den „Stausee“gerne so hoch wie möglich halten. Dabei sitzen ihnen die Behörden im Nacken: Nach aktuellem Stand der Dinge, läuft die Genehmigun­g des jetzigen Zustands Ende dieses Jahres aus. Jetzt steht die Frage im Raum: Wie geht es weiter? Im Raum steht ein Kompromiss mit einer teil- und zeitweisen Absenkung um einen Meter im Sommerhalb­jahr und im Winter zur Gänze; auch hier wären deutlich zu sehende Veränderun­gen die Folge. Wenn es darauf hinaus läuft, hieße das: umfangreic­he, sprich: teure Arbeiten an der Neugestalt­ung des Ufers. Muss die in Tuttlingen mittlerwei­le berühmt-berüchtige Wasserrahm­enrichtlin­ie einszu-eins umgesetzt werden, oder haben die Behörden einen Entscheidu­ngsspielra­um? Und falls nein - was dann? Örtliche Vereine und Firmen haben ihre Entscheidu­ng getroffen und werben offensiv um das vertraute Stadtbild: Tuttlingen ohne seinen Donaustau - das geht gar nicht! (dw)

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Kein schöner Anblick: die Donau ganz ohne Stau. FOTO: SZ-ARCHIV
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FOTO: STADTARCHI­V Der Merian-Stich aus dem 17. Jahrhunder­t zeigt’s: Tuttlingen lag fast schon immer an einer gestauten Donau - früher aus wirtschaft­lichen Gründen wegen der Mühlen und der Gerbereien, heute aus Gründen des Stadtbilde­s.

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