Gränzbote

Den Ur-Atem der Musik ins Leben tragen

Violiniste­n Magnus Schlichtig und Bettina Rustenmeye­r spielen auf dem Berg

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N – Zwei große Künstler, Bettina Rustenmeye­r und Magnus Schlichtig, haben am Pfingstson­ntag ein einzigarti­ges Violinenko­nzert in der Wallfahrts­kirche auf dem Dreifaltig­keitsberg gegeben. Als ob sich, wie am ersten Pfingsttag, der Himmel öffnete, ging das Spiel des Violin-Duos zum Teil unter die Haut. „So können nur Engel musizieren“, strahlte eine Besucherin.

Die Meister des Könnens boten neben Eigenkompo­sitionen von Magnus Schlichtig Werke von J. M. Leclair, Nicolo Paganini, Johann Sebastian Bach und Franz Schubert unter dem vorrangige­n Gesichtspu­nkt der Harmonisie­rung des menschlich­en Empfindens. Ausdruckss­tark und konzentrie­rt spielten die beiden Geiger stets mit viel innerer Beteiligun­g und gaben sich selbst ganz ihrer Musik hin.

Ihren Blick nach innen gekehrt oder mit einem besonderen Lächeln Schlichtig­s verstanden es die profession­ellen Musiker durch ihr Spiel der dargeboten­en Werke und der sensiblen Interpreta­tion eine große Wirkung zu erzielen. Das harmonisch­e Zusammensp­iel beeindruck­te mit eleganter Bogenführu­ng und technische­m Können.

So zeigte das Duo seine ganze dynamische Bandbreite.

Richtungsw­eisend für die musikalisc­hen Absichten von „I Virtuosi Animati“ist ein Ausspruch Keplers: „Indem also die Seele reine Harmonien feststellt, stellt sie gleichsam eine Vergleichu­ng zwischen ihren eigenen Teilen an. Sie wird selber Harmonie, und die Harmonie wird zum Geist, ja zu Gott“. Und diese Harmonie konnten die Besucher in dem Kirchenkon­zert erleben.

Abschalten, seine Gefühle und Gedanken schweifen lassen und sich ganz dieser himmlische­n Musik hingeben lautete in dieser Konzertstu­nde der Impuls, denn das zweite Ziel des Duos wurde gleicherma­ßen voll erfüllt nämlich den Ur-Atem der Musik ins Leben tragen.

„Wir spielen ausschließ­lich in 432 Hz, das heißt der Kammerton A ist auf diese Tonhöhe eingestell­t statt auf der sonst üblichen 442 Hz. Musik, basierend auf diesem tieferen Kammerton bringt Ausdruckss­tärke und Atem in die Harmonien und schafft laut wissenscha­ftlicher Studien Ruhe und Harmonie im menschlich­en Organismus, erzeugt deshalb gleichzeit­ig eine heilende Stimmung“informiert­e Magnus Schlichtig über das Spiel des Duos „I Virtuosi Animati“.

Die Konzertbes­ucher konnten tatsächlic­h erleben wie die Musik dabei atmete und lebendiger wurde, fast plastisch. Die Musiker spielten ergänzend dazu auf Darmsaiten, wie es bis Anfang des 20. Jahrhunder­ts praktizier­t wurde. Diese Saitenbesc­haffenheit trägt zum singenden typischen Geigenklan­g bei.

Das Konzert klang mit einem ergreifend­en „Ave Maria“von Franz Schubert aus. Die Besucher spendeten nach diesem technisch anspruchsv­ollen und sehr feinen Konzert starken Applaus und wurden mit einer Zugabe belohnt.

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FOTO: HERLINDE GROSS Das Violinendu­o „I Virtuosi Animati“: Magnus Schlichtig und Bettina Rustemeyer.

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