Gränzbote

Mehr als nur Wahlkampfg­etöse

- Von Ludger Möllers

Wenn im VorWahlkam­pf ein zunächst bizarr anmutender Streit um die Deutungsho­heit des Pfullendor­fer Bundeswehr- Skandals entbrennt, dann könnte man annehmen: Alles nur Getöse, Eitelkeit der Medien, Schielen auf die Quote. Unter Beschuss steht eine Ministerin, der vor allem Selbst-Verteidigu­ng und -Inszenieru­ng vorgeworfe­n wird.

Diese Interpreta­tion greift zu kurz. Denn in Pfullendor­f haben ohne Zweifel Soldaten gegen die Menschenwü­rde ihrer Kameraden verstoßen. Strafrecht­lich irrelevant, in der Truppe untragbar.

Doch harrt dieser Skandal immer noch der Auf- und Erklärung. Zur Erinnerung: Vor über vier Monaten ging das Verteidigu­ngsministe­rium selbst mit Berichten um entwürdige­nde Ausbildung­spraktiken in Pfullendor­f an die Öffentlich­keit. Danach kamen Vorfälle in Sondershau­sen, Bad Reichenhal­l und der Fall des Oberleutna­nts Franco A. ans Tageslicht. Einige Versetzung­en waren die Folge, ein paar Rausschmis­se und die Suche nach Nazi-Devotional­ien. Substanzie­lle Ergebnisse und ein Abschlussb­ericht: Fehlanzeig­e.

Von der Leyen sollte zudem sagen, wie sie solche Skandale künftig ausschließ­t. Auch hier sind Reformen angekündig­t, aber in der Truppe nicht angekommen.

Vor allem aber brauchen die Soldaten eine Führung, die loyal führt und nicht auf Nebenkrieg­sschauplät­zen unterwegs ist. Und Deutschlan­d braucht eine Bundeswehr, die – Wahlkampf hin, Aufklärung her – ihre Kernkompet­enz fokussiert lebt: Verteidigu­ng. l.moellers@schwaebisc­he.de

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