Gränzbote

Kampf gegen IS künftig von Jordanien aus

Kabinett entscheide­t heute über den Abzug aus Incirlik

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Jetzt geht es plötzlich schnell: Die deutschen Soldaten sollen den türkischen Luftwaffen­stützpunkt Incirlik verlassen und nach Jordanien verlegt werden. Bereits heute wird das Bundeskabi­nett über den Abzug der rund 240 Bundeswehr­soldaten entscheide­n, wie Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen am Dienstag ankündigte.

Die CDU-Politikeri­n machte deutlich, dass der deutsche Beitrag am Anti-Terror-Einsatz gegen den „Islamische­n Staat“wegen der geplanten Verlegung des Kontingent­s für einige Wochen unterbroch­en werden müsse. In Incirlik, nur hundert Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, waren die deutschen Truppen seit Ende 2015 stationier­t. Nach den Anschlägen von Paris hatte sich auch Deutschlan­d mit Luftaufklä­rung am internatio­nalen Anti-IS-Einsatz beteiligt.

Nach dem gescheiter­ten Versuch von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) bei seinem Besuch in Ankara, die Türkei doch noch zum Einlenken und zur Aufhebung des Besuchsver­botes für Bundestags­abgeordnet­e zu bewegen, sollen die Bundeswehr­soldaten nach Jordanien auf den Stützpunkt al-Asrak verlegt werden und von dort aus weiter die internatio­nale Allianz in Syrien unterstütz­en.

Eine Änderung des Bundestags­mandats ist laut Experten für die Truppenver­legung nicht erforderli­ch. Schließlic­h ist im Mandat nur das Einsatzgeb­iet genannt und der Auftrag bestimmt, nicht aber der Ort der Stationier­ung festgelegt.

„Alle Versuche, mit der Türkei zu einer einvernehm­lichen Lösung zu kommen, sind gescheiter­t. Deshalb muss man jetzt die Konsequenz­en ziehen und die Soldaten verlegen“, sagte der Wehrbeauft­ragte der Bundeswehr, Hans-Peter Bartels, am Dienstag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Bartels forderte freien Zugang für Bundestags­abgeordnet­e auch auf den beiden Nato-Stützpunkt­en in der Türkei, in Konya und in Izmir.

„Ein Besuchsver­bot ist inakzeptab­el. So geht man unter Nato-Partnern nicht miteinande­r um“, sagte Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU). „Das ist eine schwere Belastung für das Bündnis. Da würde ich mir ein klares Wort aus Brüssel von der Nato-Führung wünschen.“

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