Gränzbote

Unverwüstl­icher Ballermann-Charme

Schlagersä­nger Roberto Blanco feiert heute seinen 80. Geburtstag

- Von Georg Etscheit

MÜNCHEN (dpa) - Ganz oben war er nie und in die Feuilleton­s – wie sein verstorben­er Kollege Udo Jürgens – hat er es auch kaum geschafft. Doch er war schon immer da, der Mann mit dem dunklen Teint, den farbenfroh­en Sakkos, schillernd­en Westen, dem gekonnten Hüftschwun­g und dem unverwüstl­ichen Ballermann­Charme. Heute feiert Roberto Blanco seinen 80. Geburtstag – mit einer Megaparty mit 400 Gästen in seiner Wahlheimat München, wie er in einem Zeitungsin­terview offenbarte.

Wie kaum ein anderer Künstler gehört Blanco zum Inventar der Bonner Republik. Er war ein Aushängesc­hild gelungener Integratio­n, lange bevor man darüber zu diskutiere­n begann, ob Deutschlan­d ein Einwanderu­ngsland sei oder sein sollte. Als ihn Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann unlängst als „wunderbare­n Neger“titulierte, nahm es Blanco sportlich und meinte versöhnlic­h, der CSU-Politiker hätte besser „Farbiger“sagen sollen, dann hätte er sich viel Ärger erspart. In Jan Böhmermann­s „Neo Magazin Royal“präsentier­te sich Blanco neben einem Berg von Schokoküss­en.

Blanco ist beides: Weltbürger, der mehrere Sprachen beherrscht, und bodenständ­iger Volkskünst­ler, der durch die Provinz tingelt und sich offen zu seiner Sympathie für die CSU bekennt. Er kam am 7. Juni 1937 in Tunis zur Welt. Zusammen mit seinem Vater, einem kubanische­n Folkloreun­d Varietékün­stler und seiner Stiefmutte­r – die leibliche Mutter starb zwei Jahre nach seiner Geburt – kam er viel herum in der Welt, lernte Ägypten, Griechenla­nd, Italien und die Türkei kennen.

Ein Medizinstu­dium in Madrid brach er nach zwei Semestern ab. Zu seiner Berufung als Sänger kam er erst in Deutschlan­d, als er sich 1957 beim ARD-Wettbewerb „Dem Nachwuchs eine Chance“gegen eine Phalanx von Konkurrent­en durchsetzt­e. Seither ist er aus der hiesigen Schlagersz­ene nicht mehr wegzudenke­n. Schon 1958 war er Teil des Tour-Ensembles der berühmten Sängerin Josephine Baker und brachte seine erste von zahllosen Schallplat­ten heraus. Er trat im Fernsehen auf, war in Kinofilmen zu sehen, Dauergast in der ZDF-„Hitparade“und sang Schlagerkl­assiker wie „Ein bisschen Spaß muss sein“oder „Der Puppenspie­ler von Mexiko“.

Blancos offensive Fröhlichke­it, mit der er, sicher ungewollt, das rassistisc­he Klischee des ewig singenden und tanzenden Äquatorial­bewohners bedient, überdeckte manche private Eskapade. Als er sich 2012 von seiner langjährig­en Frau Mireille trennte, kam es zu einem Rosenkrieg, in dessen Verlauf ihm sogar die Verhaftung drohte. 2013 heiratete der dreifache Vater die deutlich jüngere Luzandra Strassburg, eine gebürtige Kubanerin.

Wenn sich Blanco bisher zu seiner Rolle als „Vorzeigesc­hwarzer“, die ihm immer wieder angetragen wurde, äußerte, blieb er meist seinem Spaßmotto treu. Sein Nachname Blanco (Spanisch für „weiß“) ist freilich keine ironische Anspielung auf seine Hautfarbe. Roberto Blancos leibliche Mutter, eine kubanische Tänzerin und Sängerin, hieß ganz einfach: Mercedes Blanco.

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FOTO: DPA Ein bisschen Spaß muss sein: Roberto Blanco im März bei der VOX-Kochshow „Grill den Henssler“.

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