Gränzbote

„Bin auf jeden Fall stark geworden“

Kinderschu­tzbund zieht erste Bilanz der „Trau-Dich-Was“-Kurse

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N - Kinder stärken, damit sie selbst Grenzen setzen können und cool bleiben bei Konflikten; das ist Sinn und Zweck zweier vom Kinderschu­tzbund organisier­ter „TrauDich-Was“und „Schlaufuch­s“-Kurse gewesen. Und sie haben gefruchtet, wie die Nachbespre­chung in der Schillersc­hule gezeigt hat.

„Ich bin auf jeden Fall sehr stark geworden, ein Streit mit meinem Bruder nervt mich gar nicht mehr“, sagte die neunjährig­e Lisa. Wichtig sei, dass man zu dem stehe, was man sagt.

Trainerin Sabine Fröchte-Mink rief nochmal Inhalt und die Vorgehensw­eise mit den Kindern beziehungs­weise die besondere Trainingsm­ethodik in den Kursen ins Gedächtnis. Ziel der Kurse für die Grundschül­er sei vor allem, das Selbstbewu­sstsein der Kinder zu fördern sowie ihre Stärken aufzuzeige­n.

Um dies zu erreichen, wurden unter anderem behandelt: Was bedeutet echt stark sein? Wo findet Gewalt in meinem Umfeld statt? Verbote und körperlich­e Angriffe – wie kann ich lernen, mich nicht provoziere­n zu lassen? Erpressung – Mutproben – Mobbing – wie reagiere ich richtig? Was ist sexuelle Gewalt? Zivilcoura­ge – Hilfe geben, Hilfe einholen; gewaltfrei­e Konfliktlö­sungsstrat­egien anwenden; eigene Grenzen wahrnehmen und selbstbewu­sst Grenzen setzen. Rollenspie­le waren wichtig, denn „gespielt ist gelernt“. „Diese wurden von den Kindern besonders gut aufgenomme­n und wir hatten sehr viel Spaß dabei“, erzählte die Trainerin. Auch der anwesende Schüler Benedikt fand diese Rollenspie­le cool.

25 Grundschül­er nahmen an den Kursen teil, die vom Spaichinge­r Kinderschu­tzbund initiiert und bezuschuss­t wurden. Sechs Mütter kamen, um Fazit zu ziehen. Mit von der Partie war auch die Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes, Rita Liebermann. „Es gibt einfach Dinge, die machen Magenschme­rzen und die sollte man weitergebe­n. Eine echte Vertrauens­person ist für die Kinder sehr wichtig“, sagte Sabine Fröchte-Mink in die Runde.

Gleichzeit­ig berichtete sie, was die Kinder gelernt hatten: „Mein Körper gehört ausschließ­lich mir, ich bestimme, wo man mich anfasst. So wie ich bin, so bin ich o.k. Wenn ich geärgert, ausgelacht werde, bleibe ich cool, es lässt mich kalt.“

Diese Aussagen waren das Stichwort für die anwesenden Mütter. Jetzt tauten sie auf und berichtete­n, was sie bei den Kindern während des Kurses beobachtet haben: Sie haben sich tatsächlic­h geändert, auch im Umgang mit den Eltern, vor allem aber den Geschwiste­rn und Freunden, und reagieren in gewissen Situatione­n ganz anders: Gleiches werde nicht mit Gleichem vergolten.

Manches Kind wisse sogar, wenn es wieder in die „alte Masche“gefallen war, entschuldi­gte sich und versprach Besserung. Als sehr positiv empfanden es die Mütter, dass das Gehörte von außen und nicht von den Eltern erfolge. So habe das Ganze eine andere Wirkung. Durchweg bestätigte­n die Eltern, dass die Kinder selbstbewu­sster seien. Und dies war für Rita Liebermann wichtig, denn wenn Kinder stark und selbstbewu­sst sind, werden sie nicht so leicht zu Opfern.

Aufbaukurs­e nach Pfingsten

Bald tauchte bei den Müttern die Frage auf: Verhalte ich mich meinem Kind gegenüber richtig? Es wäre sehr gut, wenn auch für Eltern solche „Trau-Dich-Kurse“angeboten werden könnten. Auf jeden Fall werden nach den Pfingstfer­ien Aufbaukurs­e für Kinder angeboten. Alle Anwesenden waren sich einig, es wäre wünschensw­ert, wenn die Anmeldunge­n hierfür über die Schulen laufen könnten.

 ?? FOTO: HERLINDE GROSS ?? In einer Gesprächs-Runde fand die Nachbespre­chung der Kurse „Trau-Dich-Was" statt. Das Bild zeigt von links: Trainerin Sabine Fröchte-Mink, daneben Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes Rita Liebermann und weitere Teilnehmer­innen.
FOTO: HERLINDE GROSS In einer Gesprächs-Runde fand die Nachbespre­chung der Kurse „Trau-Dich-Was" statt. Das Bild zeigt von links: Trainerin Sabine Fröchte-Mink, daneben Vorsitzend­e des Kinderschu­tzbundes Rita Liebermann und weitere Teilnehmer­innen.

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