Gränzbote

Bauboom in Bärenthal

In der Gemeinde werden Bauflächen rar – Junge Familien verjüngen den Ort

- Von David Zapp

BÄRENTHAL - In Bärenthal wird es langsam eng. Grund dafür ist das äußerst begrenzte Angebot an Baugrundst­ücken. Mit „Bärenthal II“wird gerade das letzte Neubaugebi­et erschlosse­n – dann wird es düster für Häuslebaue­r, die in Bärenthal ein Eigenheim errichten wollen. Auch Brachen und Baulücken sind in der Zwerggemei­nde kaum mehr zu finden. Vor allem junge Familien nutzen in Bärenthal jeden freien Quadratmet­er.

Laut Statistisc­hem Landesamt Baden-Württember­g beheimatet Bärenthal 476 Einwohner (Stand 31. Mai 2015). „Es sind natürlich mehr“, sagt Bürgermeis­ter Tobias Keller. Er ist ehrenamtli­cher Schultes. Ab 500 Einwohner könnte der Gemeindera­t beschließe­n, den Bürgermeis­ter hauptamtli­ch zu berufen. Aber daraus wird in Bärenthal aller Voraussich­t nach nichts, denn der Platz für Wohnungen und Häuser ist derart rar in der Gemeinde im Bäratal, dass das Bevölkerun­gswachstum an der räumlichen Ausbreitun­g Bärenthals scheitert. „Das war dann wohl der Traum vom Hauptamt“, sagt Keller und lächelt wehmütig.

Auf der anderen Seite hat Keller gut Lachen. Denn in den vergangene­n drei Jahren hat ein Dutzend junger Bärenthale­r in ihrem Heimatort gebaut. „Zuerst baut man, dann wird geheiratet und dann kommen die Kinder. Klassisch – so wie es früher war“, scherzt Keller. Es sind vor allem junge Männer, die nach Ausbildung und Studium zurück nach Bärenthal kommen, ihre Frau mitbringen und ein Haus für den Nestbau errichten. „Das ist das Tolle daran. Die Kinder sind die Sicherung für den Kindergart­en, und die Vereine bekommen Nachwuchs“, sagt der Schultes.

Vor einigen Jahren war das so noch nicht absehbar und überrascht­e auch den Bürgermeis­ter. Sechs Hochzeiten hat es allein bereits in diesem Jahr gegeben. „Das ist sensatione­ll. So etwas gab es hier noch nie“, sagt Keller. Als Tobias Keller seinen Blick auf das neue Neubaugebi­et „Wacholderw­eg“schweifen lässt, kreuzt einer der jungen Häuslebaue­r mit einem Kinderwage­n seinen Weg. Sven Beig, der seinen Betrieb für Landschaft­spflege ebenfalls in das benachbart­e Industrieg­ebiet „Im Eschle“angesiedel­t hat, ist einer von den jungen Familienvä­tern, die in Bärenthal wurzeln schlagen. „Das ist ein fruchtbare­s Viertel“, schmunzelt Keller.

Bauplätze gehen aus

Das alles nutzt aber nichts, wenn dem Bürgermeis­ter die freien Flächen für die bauwillige­n Häuslebaue­r ausgehen. Die Geographie engt die Bauvorhabe­n ein: Wegen der Bära muss Überschwem­mungsland vorgehalte­n werden. Die steilen Talhänge verhindern die Baulanderw­eiterung. Zudem sitzt die Gemeinde Bärenthal inmitten eines Naturschut­zgebietes. „Uns geht der Bauplatz aus“, seufzt der Schultes. Umso größer ist die Nachfrage nach Brachen und alten Gebäuden. Seit 2013 sind ELR-Fördermitt­el (Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum) in Höhe von 100 000 Euro für die Reaktivier­ung alter Gebäude in die Hände von Privatleut­en geflossen, die Brachen umgenutzt und neu bebaut haben. Pro Umnutzung eines Gebäudes können bis zu 30 000 Euro an Landeszusc­hüssen fließen.

Im kleinen Baugebiet an der Nusplinger Straße ist noch Platz für drei große Baugrundst­ücke. 800 Quadratmet­er müssen es schon sein. „Kleine Baugrundst­ücke sind nicht gefragt“, sagt Keller, „denn es braucht Platz für eine Garage und den Traktor.“Und das letzte große Baugebiet, das nun final Platz für weitere zehn bis zwölf Baugrundst­ücke bieten soll, entsteht unmittelba­r am Neubaugebi­et „Wacholderw­eg“jenseits der Bära und wird „Bärenthal II“heißen. Dort, so kündigt Keller an, werde es die günstigen Grundstück­spreise wie auf der anderen Talseite, auf dem Hüttenberg, mit 27 Euro pro Quadratmet­er nicht geben. Das Tafelsilbe­r der Gemeinde soll nicht verscherbe­lt werden.

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FOTOS: DAVID ZAPP Bärenthals Bürgermeis­ter Tobias Keller preist die wohl letzten Bauplätze in Bärenthal an.
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Hier wurde ein altes Gebäude abgerissen. Eine junge Familie wird den freigeword­enen Platz bebauen und die Baulücke schließen.
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Leerstände im Ortskern von Bärenthal sind ähnlich schnell vergriffen wie freie Bauplätze auf der grünen Wiese.
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