Bauboom in Bärenthal
In der Gemeinde werden Bauflächen rar – Junge Familien verjüngen den Ort
BÄRENTHAL - In Bärenthal wird es langsam eng. Grund dafür ist das äußerst begrenzte Angebot an Baugrundstücken. Mit „Bärenthal II“wird gerade das letzte Neubaugebiet erschlossen – dann wird es düster für Häuslebauer, die in Bärenthal ein Eigenheim errichten wollen. Auch Brachen und Baulücken sind in der Zwerggemeinde kaum mehr zu finden. Vor allem junge Familien nutzen in Bärenthal jeden freien Quadratmeter.
Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg beheimatet Bärenthal 476 Einwohner (Stand 31. Mai 2015). „Es sind natürlich mehr“, sagt Bürgermeister Tobias Keller. Er ist ehrenamtlicher Schultes. Ab 500 Einwohner könnte der Gemeinderat beschließen, den Bürgermeister hauptamtlich zu berufen. Aber daraus wird in Bärenthal aller Voraussicht nach nichts, denn der Platz für Wohnungen und Häuser ist derart rar in der Gemeinde im Bäratal, dass das Bevölkerungswachstum an der räumlichen Ausbreitung Bärenthals scheitert. „Das war dann wohl der Traum vom Hauptamt“, sagt Keller und lächelt wehmütig.
Auf der anderen Seite hat Keller gut Lachen. Denn in den vergangenen drei Jahren hat ein Dutzend junger Bärenthaler in ihrem Heimatort gebaut. „Zuerst baut man, dann wird geheiratet und dann kommen die Kinder. Klassisch – so wie es früher war“, scherzt Keller. Es sind vor allem junge Männer, die nach Ausbildung und Studium zurück nach Bärenthal kommen, ihre Frau mitbringen und ein Haus für den Nestbau errichten. „Das ist das Tolle daran. Die Kinder sind die Sicherung für den Kindergarten, und die Vereine bekommen Nachwuchs“, sagt der Schultes.
Vor einigen Jahren war das so noch nicht absehbar und überraschte auch den Bürgermeister. Sechs Hochzeiten hat es allein bereits in diesem Jahr gegeben. „Das ist sensationell. So etwas gab es hier noch nie“, sagt Keller. Als Tobias Keller seinen Blick auf das neue Neubaugebiet „Wacholderweg“schweifen lässt, kreuzt einer der jungen Häuslebauer mit einem Kinderwagen seinen Weg. Sven Beig, der seinen Betrieb für Landschaftspflege ebenfalls in das benachbarte Industriegebiet „Im Eschle“angesiedelt hat, ist einer von den jungen Familienvätern, die in Bärenthal wurzeln schlagen. „Das ist ein fruchtbares Viertel“, schmunzelt Keller.
Bauplätze gehen aus
Das alles nutzt aber nichts, wenn dem Bürgermeister die freien Flächen für die bauwilligen Häuslebauer ausgehen. Die Geographie engt die Bauvorhaben ein: Wegen der Bära muss Überschwemmungsland vorgehalten werden. Die steilen Talhänge verhindern die Baulanderweiterung. Zudem sitzt die Gemeinde Bärenthal inmitten eines Naturschutzgebietes. „Uns geht der Bauplatz aus“, seufzt der Schultes. Umso größer ist die Nachfrage nach Brachen und alten Gebäuden. Seit 2013 sind ELR-Fördermittel (Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum) in Höhe von 100 000 Euro für die Reaktivierung alter Gebäude in die Hände von Privatleuten geflossen, die Brachen umgenutzt und neu bebaut haben. Pro Umnutzung eines Gebäudes können bis zu 30 000 Euro an Landeszuschüssen fließen.
Im kleinen Baugebiet an der Nusplinger Straße ist noch Platz für drei große Baugrundstücke. 800 Quadratmeter müssen es schon sein. „Kleine Baugrundstücke sind nicht gefragt“, sagt Keller, „denn es braucht Platz für eine Garage und den Traktor.“Und das letzte große Baugebiet, das nun final Platz für weitere zehn bis zwölf Baugrundstücke bieten soll, entsteht unmittelbar am Neubaugebiet „Wacholderweg“jenseits der Bära und wird „Bärenthal II“heißen. Dort, so kündigt Keller an, werde es die günstigen Grundstückspreise wie auf der anderen Talseite, auf dem Hüttenberg, mit 27 Euro pro Quadratmeter nicht geben. Das Tafelsilber der Gemeinde soll nicht verscherbelt werden.