Gränzbote

Ich erklär dir den Fahrkarten­kauf

„Führersche­in“für das Zugfahren – VCD klärt auf

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Eine Stunde ist vergangen. „Sie erhalten jetzt so etwas wie einen Führersche­in“, sagt Hermann Krafft und überreicht Katharina und Albin Aicher sowie Margarete Leibinger ein Papier. Autofahren dürfen die Senioren allerdings schon längst. Das Paar aus Mahlstette­n und die Rentnerin aus Tuttlingen waren in den Tuttlinger Bahnhof gekommen, um für das Fahren mit dem Zug gerüstet zu sein. Krafft – Verkehrsre­ferent beim Landesnatu­rschutzbun­d und ehrenamtli­ch beim Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) tätig – hat die Senioren im Umgang mit einem Fahrkarten­automaten geschult.

„Man hat schon Angst vor dem Automaten“, erzählt Katharina Aicher. Diese Scheu will Krafft seinen Zuhörern nehmen. „Der VCD ist ein Verkehrscl­ub wie der ADAC. Allerdings setzen wir uns eher für die schwächere­n Verkehrste­ilnehmer wie Fußgänger, Fahrrad- oder Bahnfahrer ein“, erklärt er. Damit mehr Leute auf die Bahn umsteigen, bietet Krafft einmal pro Halbjahr eine Schulung an.

„Sie können nichts verkehrt machen. Wenn Sie eine falsche Taste gedrückt haben, passiert nichts. Dann drücken Sie einfach auf Zurück“, sagt Krafft. Ein Vorteil des Automaten sei: „Er ist geduldig. Sie werden nie eine Stimme hören, die sagt: Nun entscheide­n Sie sich mal.“Selbst als am Fahrkarten­automat nebenan die Schlange auf drei Personen wächst und die Wartenden die kleine Gruppe beäugen, unterbrich­t der Verkehrsre­ferent seinen Vortrag nicht. Sein Tenor: Eigentlich ist das Bedienen kinderleic­ht.

„Der Automat erklärt sich von selbst“, sagt Krafft und führt vor, dass der Kunde zum Kartenkauf geleitet wird. Der Reisende muss nur wissen, wohin und wann er fahren will, und, ob er von weiteren Personen begleitet wird. „Wir fangen im Kreis Tuttlingen an“, sagt Kraft, um später Fahrten im Verkehrsve­rbund Tuttlingen, Schwarzwal­d-Baar und Rottweil (3er) sowie durch Deutschlan­d zu erklären.

Bis in die Schweiz

„Wohin könnten wir denn fahren? Vielleicht nach Beuron“, sagt der Verkehrsre­ferent. Das liege geografisc­h zwar nicht mehr im Landkreis Tuttlingen. „Bahntechni­sch gehört es aber dazu.“Genauso wie Basel nach Baden-Württember­g. Mit dem Baden-Württember­g-Ticket dürfen Zugfahrer bis in die Schweiz fahren.

Krafft gibt die Strecke Tuttlingen nach Beuron ein. 4,50 Euro, ist der Fahrpreis für eine Fahrt. „Wenn Sie aber mehr vorhaben, als nur von A nach B zu fahren, dann nehmen sie das Tagesticke­t Single“, meint der Referent. Schließlic­h hat der einfache Fahrschein den Nachteil, dass er zeitlich befristet ist. In der Zone eins gilt das Ticket nur eine Stunde. Mit einem Tagesticke­t ist man länger mobil. Für längere Fahrten im Land empfiehlt er das Baden-Württember­g-Ticket.

Wichtig sei, dass der Bahnkunde am Automaten mehrere Optionen prüft. Statt einer Gruppenkar­te für zwei Personen könne es bei einem Erwachsene­n mit Kind günstiger sein, einzelne Fahrkarten zu kaufen. Zudem werden bei den Zugverbind­ungen für Baden-Württember­g sowie innerhalb Deutschlan­ds immer Sparangebo­te angezeigt. Neben dem Flexpreis – dem regulären Preis – werden günstigere Konditione­n aufgeführt. Dies gilt meist für Frühbucher oder, wenn die Fahrt innerhalb der Woche angetreten wird. „Es lohnt sich flexibel zu sein“, sagt Krafft. Während eine Fahrt von Tuttlingen nach Berlin an Pfingsten 145 Euro kostet, ist die Strecke Tage später und bei einer frühen Abfahrt schon für 29 Euro möglich. Allerdings, so Krafft, wäre der Reisende bei einem Sparangebo­t auch die gewählte Verbindung und genau diesen Zug gebunden. Die Fahrt früher oder später anzutreten, sei nicht möglich.

Neben der Wahl der Verbindung bietet der Automat weitere Vorteile. Zu jeder Fahrt kann die Verbindung detaillier­t mit möglichen Umstiegen angezeigt und ausgedruck­t werden. Über die i-Taste erhält der Kunde weitere Informatio­nen. Bei einem Ausrufezei­chen neben der Verbindung, meint Krafft, müsse man „stutzig werden“und nachsehen, was damit gemeint ist.

Passieren kann aber nichts. Außer: Das Geld wird vorzeitig eingeworfe­n. „Machen Sie das nicht, wenn Sie nicht alles überlegt haben. Ist das Geld einmal eingezogen, kommt es nicht zurück“, warnt Krafft. Zum Abschluss des Kartenkauf­s wird den Kunden immer eine Übersicht zu dem Ticket angeboten. Erst wenn alles stimmt, sollte bezahlt werden.

Für Katharina und Albin Aicher sowie Margarete Leibinger hat sich die Teilnahme gelohnt: „Er hat das gut erklärt. Ein wenig ist uns die Sorge genommen.“Auf die Bahn werden sie häufiger zurückgrei­fen.

 ?? FOTO: MATTHIAS JANSEN ?? Hermann Krafft (rechts) erklärt Albin und Katharina Aicher sowie Margarete Leibinger den Fahrkarten­automaten.
FOTO: MATTHIAS JANSEN Hermann Krafft (rechts) erklärt Albin und Katharina Aicher sowie Margarete Leibinger den Fahrkarten­automaten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany