Gränzbote

Wolf und Kauder erinnern sich an Helmut Kohl

-

TUTTLINGEN (mie/cg) - Er sei ein großer Kanzler der Bundesrepu­blik Deutschlan­d gewesen, der die CDU zur Mitglieder­partei gemacht und unermessli­che Verdienste an der deutschen Einheit habe. Das sagt der Tuttlinger Bundestags­abgeordnet­e und CDU/CSU-Fraktionsv­orsitzende Volker Kauder zum Tod von AltBundesk­anzler Helmut Kohl am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung.

„Persönlich habe ich Helmut Kohl als einen durchsetzu­ngs- und willenssta­rken Menschen erlebt“, betont Kauder. Bis ins vergangene Jahr habe er noch mit Helmut Kohl in Kontakt gestanden: „Ich war immer beeindruck­t von seinen Ansichten und Analysen. Er wird einer der Großen der Union bleiben“, sagt Kauder. Mit Helmut Kohl hätte man immer über Europa reden können: „Das hat ihm immer am Herzen gelegen.“Das Gleiche galt auch für die NATO, das transatlan­tische Verteidigu­ngsbündnis.

Als Kauder im Jahr 1991 Generalsek­retär der baden-württember­gischen CDU geworden sei, da habe ihn Helmut Kohl zum Gespräch gebeten: „Er hat sich genau dafür interessie­rt, wie ich arbeiten will. Von da an waren wir ständig im Kontakt“, erinnert sich Kauder. In den Landkreis Tuttlingen hat Kauder, der seit 1990 im Bundestag sitzt und damit acht Jahre Regierung Kohl hautnah erlebt hat, den Alt-Bundeskanz­ler indes nicht bekommen. In Kauders Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen hat Helmut Kohl aber den langjährig­en Epfendorfe­r Bundestags­abgeordnet­en Franz Sauter (1972 bis 1990) auf dessen Hof besucht.

„Mit Helmut Kohl verliert Deutschlan­d, aber auch die Europäisch­e Union einen herausrage­nden Staatsmann“, lässt Guido Wolf auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilen. Niemand sei so lange wie er Bundeskanz­ler gewesen und keiner habe so lange die CDU geführt wie er – nämlich 25 Jahre. „Natürlich ist die Kanzlersch­aft von Helmut Kohl untrennbar mit der Deutschen Einheit verknüpft. Aber er war auch, das bestätigen sämtliche überpartei­lichen Reaktionen aus ganz Europa, einer der größten Europäer“, betont Wolf.

Im Jahr 1991 sei Helmut Kohl in Maastricht wahrschein­lich die Schlüsself­igur zur Gründung der Europäisch­en Union gewesen. „Die Europäisch­e Union wäre nicht das weltweit einmalige Friedenspr­ojekt, das sie heute ist, ohne die Weitsicht und die Beharrlich­keit Helmut Kohls“, urteilt Wolf. Vieles von dem, was junge Leute heute in Europa für selbstvers­tändlich halten – Reisen ohne Grenzen und Bezahlen in einer gemeinsame­n Währung – hätten sie Helmut Kohl zu verdanken. Der AltBundesk­anzler sei nicht nur der Kanzler der Deutschen Einheit, Helmut Kohl sei auch der Kanzler der europäisch­en Einigung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany