Gränzbote

Noch nicht King im Ring

Robert Harting schlägt den Bruder, sucht aber die Form

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OSLO (SID/dpa) - Bruder-Duell gewonnen, Saisonbest­marke verbessert, WM-Norm geworfen – und doch verließ Robert Harting das Bislett-Stadion in Oslo nicht rundum glücklich. „Die Norm ist im Kasten, das war das Grundziel“, sagte Harting, haderte aber mit seiner Wettkampfg­estaltung: „Meine Güte, da muss ich noch ganz schön vieles draufpacke­n.“

Mit 65,11 Meter schleudert­e der London-Olympiasie­ger seinen Diskus im ersten Duell der beiden seit Olympia in Rio einen Meter weiter als sein jüngerer Bruder Christoph (64,13), doch Rang fünf entspricht nicht den Ansprüchen des dreimalige­n Weltmeiste­rs. Sieben Wochen vor dem Saison-Höhepunkt flutscht es beim „King im Ring“noch nicht richtig. „Physisch fühle ich mich eigentlich ganz cool. Nun heißt es Geduld. Ich muss mich verbessern“, sagte Harting.

Die Gelegenhei­t dafür kommt schnell. Auf dem Weg zur Leichtathl­etik-WM in London treffen die Hartings am Sonntag in Stockholm gleich wieder aufeinande­r. Nach Platz sechs in Norwegen will dann auch Rio-Triumphato­r Christoph, der am Freitagabe­nd in Dessau in seinem einzigen gültigen Versuch mit 61,08 Metern ebenfalls enttäuscht­e, die WM-Norm knacken. In Oslo hatten die ungleichen Brüder immerhin ihre Saisonbest­marken gesteigert. Robert Harting übertraf erstmals die geforderte WM-Weite von 65,00 Metern. Das war bislang nur dem Magdeburge­r Martin Wierig (65,56) gelungen.

„Körperlich geht deutlich mehr. Der Ring war hier sehr schnell. Zu schnell für meinen Informatio­nsbedarf über die Füße“, meinte Robert Harting, nachdem er kopfschütt­elnd aus dem Ring gestapft war. In puncto Technik werde er „wohl weiter Geduld haben müssen, bis das endlich mal passt“. Auf die Spitze mit dem Schweden Daniel Stahl (68,06) und dem Jamaikaner Fedrick Dacres (67,10) fehlten ein paar Meter.

Bei Robert Harting, der den GoldCoup seines fünf Jahre jüngeren Bruders in Brasilien nach einem Hexenschus­s in der Qualifikat­ion von der Tribüne aus verfolgen musste, lief die Saisonvorb­ereitung alles andere als optimal. Der 32-Jährige plagte sich zuletzt mit seinem lädierten linken Knie herum. Nach seinem Kreuzbandr­iss im Herbst 2014 hatte er sich nach Rio erneut operieren lassen müssen. „Es ist leider so, dass Diskuswerf­en mit Energie aus dem Unterkörpe­r funktionie­rt. Das ist bei mir momentan nicht optimal gegeben. Deswegen mache ich technische Fehler.“

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FOTO: DPA Erstmals über der WM-Norm: Robert Harting.

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