Gränzbote

Luxus am Berg

Viele Berghütten bieten mittlerwei­le Vier-Sterne-Komfort statt Matratzenl­ager

- Von Christian Haas

Der Bergurlaub wird schick. Wohin man blickt, entstehen neue Gipfelrest­aurants, die eher an ein Gourmetlok­al als an ein Selbstbedi­enungsrest­aurant erinnern, und Berghotels mit Vier-Sterne-Zimmern und üppigem Spabereich, siehe Wedelhütte im Hochziller­tal oder Adler Mountain Lodge auf der Südtiroler Seiser Alm. Selbst manche Alpenverei­nshütten rüsten komfortmäß­ig auf wie die neue Höllentala­ngerhütte unterhalb der Zugspitze oder die futuristis­che Neue Monte-Rosa-Hütte am Mont Blanc.

Hightech im Haus

Der größte Trend jedoch sind luxuriöse Almhüttend­örfer – in den vergangene­n Jahren eröffneten in den Alpen mehrere Dutzend mehr oder weniger komfortabl­e Anlagen dieser Art. Längst haben findige Hoteliers erkannt, dass – mit der richtigen Mischung aus Authentizi­tät, familiärer Atmosphäre und modernem Komfort – Hüttendörf­er in den Bergen gut ankommen. Verstanden die meisten Leute unter einer Berghütte bislang eine urige, einfache Unterkunft mit viel Charme, aber vergleichs­weise geringer Bequemlich­keit, gehören zum Standard der neuartigen Zweibis Zwölf-Personen-Unterkünft­e viel mehr als Holz, eine gemütliche Stube und ein Ofen. Zu finden sind hier neuerdings fast immer WLAN, Induktions­herd und XXL-Flatscreen. Dazu die Infrarot-Sauna oder mitunter auch ein Jacuzzi auf der Privatterr­asse. Auf Wunsch kommen sogar Masseure in die Hütte und behandeln den gestresste­n Großstädte­r mit Ringelblum­ensalbe, Johanniskr­aut und Murmeltier­öl.

Was beim kärntneris­chen „Almdorf Seinerzeit“vor knapp 20 Jahren als einmaliges Konzept angedacht war, ist zur flächendec­kenden Erfolgsges­chichte geworden. Denn auch im First-Class-Segment wächst die Konkurrenz. Ein Beispiel ist das noble, 2009 eröffnete „Bergdorf Priestereg­g“im Salzburger Land. Die abgeschied­enen Bergchalet­s sind über Monate ausgebucht, und das bei Übernachtu­ngspreisen von 220 Euro, in der Premiumver­sion gar 625 Euro pro Person und Nacht. Das Abendessen, das auf Wunsch in der Stube kredenzt wird, ist dabei natürlich ebenso wenig im Preis enthalten wie die Masseurin, die auf Wunsch ins Chalet kommt und die stilvoll im Raum stehende Nostalgie-FüßchenWan­ne im Handumdreh­en in eine Massagelie­ge verwandelt. Den ganzen Tag keinen Schritt vor die Tür tun? Hier auf dem abgelegene­n, 1100 Meter hohen Bilderbuch­plateau über Leogang ist’s möglich.

Mitten im Wandergebi­et

Etliche Almhüttend­örfer punkten hingegen mit der Nähe zur Gondel. Diese bescherte den Kanada-Blockhäuse­rn der Werfenweng­er „Wood Ridge Luxury Chalets“eine so starke Nachfrage, dass das österreich­ischaustra­lische Betreiber paarAlois und Carolyne binnen weniger Jahre erweitern musste. Hoch über dem Tal und ebenfalls direkt am Wander- und Skinetz liegt die „Almwelt Austria“auf der Reiteralm bei Schladming – inklusive Traumblick auf den Dachstein. Das mag ein Grund für den Erfolg sein, aber Besitzer Siegfried Keinprecht kennt noch weitere: „Der Gast kann bei uns wählen – will er Gesellscha­ft, dann kommt er zur zentral gelegenen Schnepf’n Alm zum Frühstück, Kaffee oder Abendessen. Will er lieber in seinen eigenen vier Hüttenwänd­en bleiben, findet er dort alle Annehmlich­keiten, die er braucht. Allein diese Wahlfreihe­it zwischen Gruppe und Privatsphä­re schätzen viele Gäste. Erst recht Familien mit Kindern.

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FOTO: SRT Zu den schicken Hütten der Almdörfer gehört oft eine Sauna.

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