Luxus am Berg
Viele Berghütten bieten mittlerweile Vier-Sterne-Komfort statt Matratzenlager
Der Bergurlaub wird schick. Wohin man blickt, entstehen neue Gipfelrestaurants, die eher an ein Gourmetlokal als an ein Selbstbedienungsrestaurant erinnern, und Berghotels mit Vier-Sterne-Zimmern und üppigem Spabereich, siehe Wedelhütte im Hochzillertal oder Adler Mountain Lodge auf der Südtiroler Seiser Alm. Selbst manche Alpenvereinshütten rüsten komfortmäßig auf wie die neue Höllentalangerhütte unterhalb der Zugspitze oder die futuristische Neue Monte-Rosa-Hütte am Mont Blanc.
Hightech im Haus
Der größte Trend jedoch sind luxuriöse Almhüttendörfer – in den vergangenen Jahren eröffneten in den Alpen mehrere Dutzend mehr oder weniger komfortable Anlagen dieser Art. Längst haben findige Hoteliers erkannt, dass – mit der richtigen Mischung aus Authentizität, familiärer Atmosphäre und modernem Komfort – Hüttendörfer in den Bergen gut ankommen. Verstanden die meisten Leute unter einer Berghütte bislang eine urige, einfache Unterkunft mit viel Charme, aber vergleichsweise geringer Bequemlichkeit, gehören zum Standard der neuartigen Zweibis Zwölf-Personen-Unterkünfte viel mehr als Holz, eine gemütliche Stube und ein Ofen. Zu finden sind hier neuerdings fast immer WLAN, Induktionsherd und XXL-Flatscreen. Dazu die Infrarot-Sauna oder mitunter auch ein Jacuzzi auf der Privatterrasse. Auf Wunsch kommen sogar Masseure in die Hütte und behandeln den gestressten Großstädter mit Ringelblumensalbe, Johanniskraut und Murmeltieröl.
Was beim kärntnerischen „Almdorf Seinerzeit“vor knapp 20 Jahren als einmaliges Konzept angedacht war, ist zur flächendeckenden Erfolgsgeschichte geworden. Denn auch im First-Class-Segment wächst die Konkurrenz. Ein Beispiel ist das noble, 2009 eröffnete „Bergdorf Priesteregg“im Salzburger Land. Die abgeschiedenen Bergchalets sind über Monate ausgebucht, und das bei Übernachtungspreisen von 220 Euro, in der Premiumversion gar 625 Euro pro Person und Nacht. Das Abendessen, das auf Wunsch in der Stube kredenzt wird, ist dabei natürlich ebenso wenig im Preis enthalten wie die Masseurin, die auf Wunsch ins Chalet kommt und die stilvoll im Raum stehende Nostalgie-FüßchenWanne im Handumdrehen in eine Massageliege verwandelt. Den ganzen Tag keinen Schritt vor die Tür tun? Hier auf dem abgelegenen, 1100 Meter hohen Bilderbuchplateau über Leogang ist’s möglich.
Mitten im Wandergebiet
Etliche Almhüttendörfer punkten hingegen mit der Nähe zur Gondel. Diese bescherte den Kanada-Blockhäusern der Werfenwenger „Wood Ridge Luxury Chalets“eine so starke Nachfrage, dass das österreichischaustralische Betreiber paarAlois und Carolyne binnen weniger Jahre erweitern musste. Hoch über dem Tal und ebenfalls direkt am Wander- und Skinetz liegt die „Almwelt Austria“auf der Reiteralm bei Schladming – inklusive Traumblick auf den Dachstein. Das mag ein Grund für den Erfolg sein, aber Besitzer Siegfried Keinprecht kennt noch weitere: „Der Gast kann bei uns wählen – will er Gesellschaft, dann kommt er zur zentral gelegenen Schnepf’n Alm zum Frühstück, Kaffee oder Abendessen. Will er lieber in seinen eigenen vier Hüttenwänden bleiben, findet er dort alle Annehmlichkeiten, die er braucht. Allein diese Wahlfreiheit zwischen Gruppe und Privatsphäre schätzen viele Gäste. Erst recht Familien mit Kindern.