Vom Leben als Hochstapler
37 Grad: Betrug im weißen Kittel (Di., ZDF, 22.15 Uhr)
- Es ist ein großer Scherbenhaufen, vor dem Alexandra B. nach ihrer Untersuchungshaft steht: Jahre- lang hatte sie ihren Arbeitgebern vorgegaukelt, promovierte Psychologin zu sein. Sie identifizierte sich komplett mit ihrer Rolle, ihren Kollegen erschien sie engagiert und kompetent. „Ich bin das geworden in dem Moment, in dem ich die Approbationsurkunde ausgedruckt habe.“Die 36-Jährige ist eine Hochstaplerin, die letztlich über ihre Dreistigkeit beim Fälschen der Abschlüsse und Urkunden gestolpert ist. Immer mehr verlor die Tochter aus reichem Haus den Bezug zur Realität. Am Ende forderten ihre ehemaligen Arbeitgeber die gezahlten Gehälter zurück: 250 000 Euro Schulden dürften die junge Frau für viele Jahre ausbremsen.
Was treibt Menschen an, sich für jemanden auszugeben, der sie nicht sind? Bei einem Treffen von Alexandra B. mit der Hochstapler-Legende Gert Postel, der sich als Arzt ausgab, schält sich ein Punkt heraus: Hochstapler brauchen Aufmerksamkeit, viel Aufmerksamkeit. Nach der Enttarnung ist der Wegfall von Bestätigung und Anerkennung durch Patienten und Kollegen für sie schlimmer als der Verlust von Arbeit und Freunden. Diesen Punkt arbeiten die Filmautoren Angelika Wörthmüller und Enrico Demurray überzeugend heraus. Eine Doku, die den harten Weg zur Selbsterkenntnis spannend nachzeichnet.