Gränzbote

Bach passt auch gut zu neuerer Musik

Im Rahmen des „Tuttlinger Orgeslsomm­ers“hat Hartmut Siebmanns aus Thüringen in der Stadtkirch­e gespielt

- Von Sieg fried Burger

TUTTLINGEN - Das erste Orgelsomme­rkonzert in der Stadtkirch­e hat Hartmut Siebmanns aus dem thüringisc­hen Pößneck gestaltet. In seinem Programm stand als einziger bekannter Komponist Johann Sebastian Bach mit dessen weniger bekannten Präludium und Fuge a-moll BWV 548. Am Ende des Konzertes war man erstaunt und erfreut, erfahren zu haben, dass unter der bisher unbekannte­n Musik so viel Schönheit verborgen liegt.

Hartmut Siebmanns begann das Konzert mit „Jubilant March“von William Faulkes (1863 - 1933), einer gar prachtvoll­en Musik. Nach einer einstimmig­en Fanfare riss das gewaltige Tutti den Hörer innerlich empor. Schöne Melodik, wie für Holzbläser ausgedacht, wechselte öfters mit dem großen Tuttiklang.

Freundesga­be aus Amerika

Sanfte Lieblichke­it erlebte man in „Summer Song“von Gordon Balch Nevin (1882 - 1943). Dass Siebmanns sich mit amerikanis­cher Orgelmusik befasst, fand in der Freundesga­be von Daniel E. Gawthrop (*1949) seinen Ausdruck: Die „Reformatio­nssymphoni­e“(dem Interprete­n gewidmet). I Intrada („Nun komm, der Heiden Heiland“), II Capriccio („Wachet auf, ruft uns die Stimme“), III Largo („Aus tiefer Not ruf ich zu dir“), IV Finale („Ein feste Burg ist unser Gott“), ist eine wunderbare Kompositio­n in herrlicher Vielfalt. Besonders das „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ist eine gar spritzige Musik.

Eine weitere Widmung an Hartmut Siebmanns ist „Introdukti­on und Passacagli­a“aus der Symphonie Nr. 16 „Die Pößnecker“von Andreas Willscher (*1955). Elegante Polyphonie in moderner scharfer Klanglichk­eit mit weit ausholende­n Schritten ist eine imponieren­de Kompositio­n.

Wie wirkte Bachs Kompositio­n inmitten so vieler neuerer Musik? Erstaunlic­h zeitgemäß! Mit seinem Wissen und Fühlen in der Zwölftonsk­ala ging er weit über die damalige Stilistik hinaus. Das lange Fugenthema verarbeite­te er in komplizier­ter Kontrapunk­tik.

Wurde Hartmut Siebmanns Orgelkunst noch nicht erwähnt, so sei hier seiner musikalisc­hen, wie auch technische­n Meistersch­aft gedacht, die den Hörer zu Innerst berührt.

Nach „A Song of The Breeze“(„Leichter Wind“) von John Arthur Meale (1880 - 1932), mit wunderbare­r Oboenmelod­ik, von Vogelgesan­gmelodik des hohen Flötenregi­sters umspielt, folgte als Schluss die „Toccata“aus der Sonate Nr. 1 g-moll op 40 von René Louis Becker (1882 - 1956), eine herrliche Musik, in der Siebmanns seine technische Brillanz zeigen konnte.

Nach langem Applaus der Zuhörer gab er noch das äußerst liebliche „Cantabile For you“von Enrico Pasini als Zugabe.

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