Gränzbote

Hat Möhringen (noch) eine Zukunft?

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Zu unseren Berichten zur Erweiterun­g des Industrieg­ebiets Gänsäcker hat uns folgender Leserbrief erreicht: Aktuellen Zeitungsbe­richten zufolge hat Möhringen eine glänzende Zukunft. Die Erweiterun­g des Industrieg­ebiets Gänsäcker soll innovative Unternehme­n anlocken und neue Arbeitsplä­tze schaffen. Der Ort selbst soll durch ein Sanierungs­gebiet in neuem Glanz erstrahlen. Bei näherer, vernunftge­steuerter Betrachtun­g wird jedoch klar, dass die gemachten Versprechu­ngen und in einer Zukunftsko­nferenz teuer moderierte­n Luftschlös­ser reine Augenwisch­erei sind.

Sie dienen der Verschleie­rung der wahren Absichten einer kleinen Gruppe ehrgeizige­r Verwaltung­sbeamter, den Wirtschaft­sstandort Tuttlingen auf Kosten der einzigarti­gen Möhringer Naturlands­chaft auszubauen. Die Erweiterun­g dient nicht der Ausbreitun­g heimischer Betriebe, sondern der Ansiedlung großer Konzerne.

So soll bereits im kommenden Jahr eine Niederlass­ung des US-amerikanis­chen Großkonzer­ns Stryker, der in Deutschlan­d wohl niemals Gewerbeste­uern zahlt, in Möhringen Fuß fassen. Da es sich bei der geplanten Ansiedlung um eine Standortve­rlagerung handelt, wird dieser Großkonzer­n kaum neue Arbeitsplä­tze schaffen, sondern mit seinen etwa 1000 Mitarbeite­rn zu einem Massenverk­ehrsaufkom­men in Möhringen beitragen. Jeden Morgen würden sich endlose Blechlawin­en an Autos über die Esslinger Straße durch Möhringen in Richtung Gänsäcker quälen und am Abend dasselbe in umgekehrte­r Richtung – und das bei nur einem (!) Konzern. Weitere Konzerne dürften folgen und Möhringen im Verkehrsch­aos untergehen.

Alles, was zur Erhaltung eines lebenswert­en Umfeldes geschaffen wurde, wäre mit einem Schlag vernichtet. Auch die in den 1950er-Jahren mit großem Aufwand gebaute Umgehungss­traße verlöre ihren Wert. Diese Nachteile können auch durch das versproche­ne Sanierungs­gebiet nicht aufgewogen werden, zumal gerade der Ortskern infolge des Verkehrsch­aos seine Attraktivi­tät endgültig einbüßen würde.

Die einzige Hoffnung, das zu verhindern, besteht darin, möglichst viele Menschen über die verschwieg­enen Pläne aufzukläre­n, um so gemeinsam der Zerstörung unserer Heimat ein Ende zu setzen und Möhringen eine lebenswert­e Zukunft zu ermögliche­n. Elvira und Karlheinz Wölfle, Tuttlingen

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