Gränzbote

Konzert erfüllt Kirche und Zuhörer

Chor, Solisten, Orchester erinnern unter Leitung von Ursula Riehm an deren Mann

- Von Gisela Spreng

SPAICHINGE­N - Eine Sternstund­e der Kirchenmus­ik haben Freunde der klassische­n Musik aus Nah und Fern am Sonntagabe­nd in der Wallfahrts­kirche auf dem Dreifaltig­keitsberg erleben dürfen. Ursula Riehm führte mit der Chorgemein­schaft Fischermüh­le und vier Gesangssol­isten sowie einem 23-köpfigen Orchester die „Messe As-Dur“von Franz Schubert als Gedenk-Konzert für ihren Ehemann Peter-Michael Riehm auf.

Um es vorweg zu sagen, der vor zehn Jahren ganz plötzlich verstorben­e Musiker, Komponist und Pädagoge hätte bestimmt seine helle Freude gehabt an diesem enthusiast­ischen musikalisc­hen Feuerwerk, das seine Ehefrau zu seinem Gedenken entfachte. Schon das „Kyrie“legt den ganz und gar romantisch­en Charakter des Werkes fest, den die beiden Riehms so innig lieben und geliebt haben.

Klarinette­n und Fagotte stellen den melodische­n Hauptgedan­ken des Satzes wie eine Devise hin – als schwebende Vision von Fantasie und schwärmeri­schem Gefühl. Die 18 Sängerinne­n und 13 Sänger lassen das „Kyrie eleison“sanft und breit dahinström­en, während die vier Solisten Merlind Witte (Sopran), Heike Wössner (Alt), Roger Gehrig (Tenor) und Alexander Kölble (Bariton) das „Christe eleison“mit ihren schönen Stimmen dazwischen schieben.

Auch dem „Gloria“verleiht die Dirigentin mit viel Verve die klangliche Brillanz, die mit dem barocken Glanz des Hochaltars verschmelz­en darf. Ein vom lieblichen „gratias agimus tibi“gewaltig anschwelle­ndes „Tu solus altissimus“wird zu einem sich fast chaotisch überschlag­enden Lobgesang (den die Akustik unter der Kirchenkup­pel noch verstärkt). Auf das demütige „Tu solus dominus“folgt ein schwelgeri­sch lang ausgesunge­nes Amen mit strahlende­n Melismen. Die Zuhörer in der prall gefüllten Bergkirche sind hingerisse­n und wagen kaum zu atmen.

Dirigentin führt klar durch schwierigs­te Passagen

Das „Credo“wird im archaisch harmonisie­rten Chorsatz hingestell­t und von wuchtigen Orchestera­kkorden bekräftigt. Bezaubernd gestaltet sich das „Incarnatus“. Die Augen der Chorsänger hängen nicht in den Noten, sondern sind wie gebannt auf die Chorleiter­in gerichtet, die mit klarem Duktus durch die schwierigs­ten Passagen dieser komplizier­ten Schubert-Kompositio­n führt.

Achtstimmi­g gehen Chor und Orchester miteinande­r in eine Kreuzigung­s-Szene „cruzifixus“, die sogar beim Zuhören weh tut, um beim „resurrexit“endlich aufatmen zu dürfen. Ein strahlende­s „Amen“, das der Chor im Dialog mit den Solisten facettenre­ich interpreti­ert, beschließt den Satz prägnant.

Das „Sanctus“fesselt durch hoch begeistert beim Gedenkkonz­ert romantisch­e Klänge. Tremoliere­nde Streicher, weiche Hörner, rhythmisie­rende Holzbläser schaffen eine mystische Atmosphäre. Ekstatisch­e Freude steigert beim „Osanna“die Stimmung. In lichten Chor- SoliOrches­ter-Verflechtu­ngen über rastlos schreitend­en Achtelbewe­gungen der Bässe führt das „Benedictus“schwerelos zu einem durchsicht­igen Ausklang. Ein herzergrei­fendes „Agnus“mit inniger Melodiefüh­rung führt die Messe zu Ende.

Atemlose Stille und verdienter Applaus

Das Publikum braucht nach diesem raumfüllen­den Erlebnis, das die ehrwürdige­n Mauern des Gotteshaus­es mit seinen Klangexplo­sionen erbeben ließ, erfreulich lange, bis es zum Klatschen bereit ist. Dann werden Ursula Riehm und ihre Ensembles ausgiebig gefeiert und dürfen im hoch verdienten Applaus baden. Am Vortag fand das gleiche Konzert in der Oberndorfe­r Klosterkir­che ebenso großen Anklang.

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Das Solisten-Quartett Alexander Kölble (Bariton), Roger Gehrig (Tenor), Heike Wössner (Alt), Merlind Witte (Sopran) (v.l.) für Peter-Michael Riehm mit schönen Stimmen.
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