Gränzbote

„Erschrick da ruhig“

Theater-AG des Gymnasiums probt für ihr Stück „Das besondere Leben der Hilletje Jans“

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Im kleinen Saal des Konzerthau­ses ist es warm, die Sonne scheint durch die hohen Fenster in den freigeräum­ten Raum. Heute werden hier die Niederland­e des 18. Jahrhunder­ts zum Leben erweckt: Die Theater-AG des Gymnasiums probt fleißig für ihr neuestes Stück „Das besondere Leben der Hilletje Jans“.

Ad de Bonts Theaterstü­ck startet traurig: mit der Beerdigung der Eltern der Protagonis­tin Hilletje Jans. Gespielt wird die Hauptrolle von Dascha Nemlij, die heute aber wegen einer Klassenarb­eit verhindert ist. Vanessa Palinek springt ein und mimt das kleine Waisenmädc­hen. Die Szene beginnt mit dem Einzug der Trauergeme­inde, angeführt von den drei Solosänger­innen Beatrix, Jennifer und Laura Rudi. „Viel zu schnell“, intervieni­ert AG-Leiter Holger Preuß, Kollegin Corinna Baumgarten stimmt zu. „Ihr müsst Tempo aus dem Laufen nehmen“, weist sie die jungen Schauspiel­er an, „ihr seid ein Trauerzug. Der sollte langsamer und schwerfäll­ig sein.“

Der Einzug in den Saal wird wiederholt, Baumgarten lobt: „Das Tempo war deutlich besser.“Nächstes Problem: „Lauter sprechen wäre angebracht“, erläutert Preuß den Trauergäst­en, „Tot“: Die Erzähler Maurice Steinich, Laura Schowner (Mitte) und Vanessa Palinek bestätigen dem Publikum das Ende des Kaufmanns (Emma Glück). die Hilletje mit „Jetzt kannst du weinen, Hille“ihr Beileid ausspreche­n. Auch schön: Wenn die Gemeinde lauter singen würde, wirft Baumgarten ein.

Die Musiklehre­rin ist zum ersten Mal in ein Theaterstü­ck eingebunde­n. „Deshalb spielen wir diesmal ein Stück mit viel Musik“, erzählt Preuß, der sich seit Jahren um die AG kümmert.

Die Szene startet zum dritten Mal, die Schüler versuchen, die Anweisunge­n umzusetzen: Der Trauerzug läuft langsamer, singt lauter - und die beiden Lehrer sind zufrieden.

Weiter geht es auf der Bühne mit den drei Erzählern Maurice Steinich, Laura Schowner und Vanessa Palinek, die dem Publikum dynamisch und mit sichtlich Spaß an der Sache das 18. Jahrhunder­t („Siebzehnhu­ndertsound­so“) erläutern. Mit vollem Körpereins­atz kreuzen sie lange Holzsstöck­e und mimen Krieg oder kommentier­en einen Raub im Wald.

Bei soviel selbstbewu­sstem Spiel könnte man meinen, die drei stünden schon seit Jahren auf der Bühne - was zum Teil auch stimmt: „Viele der Schüler waren schon beim vergangene­n Stück dabei“, sagt Preuß, der gerne mit einem vertrauten Team arbeitet. Rund ein Drittel der jungen Schauspiel­er sind in diesem Jahr neu dabei. Zur AG gehören rund 20 Jungen und Mädchen vom Siebtkläss­ler bis zu Schülern der Jahrgangss­tufe 1.

Katrin Rudi schleicht als nächstes auf die Bühne, verleiht ihrem Räuber einen grimmigen Gesichtsau­sdruck, bevor sie einen Kaufmann (Emma Glück) ausraubt und tötet. „Sobald der Räuber anfängt zu sprechen, weiß der Kaufmann, dass er nicht mehr lebend aus dem Wald rauskommt“, veranschau­licht Preuß für Emma Glück, „erschrick da ruhig.“

Die Schüler wiederhole­n die Szene, diesmal mit mehr Erschrecke­n. Der Kaufmann liegt tot am Boden, die Erzähler seufzen - und richten den Fokus wieder auf Protagonis­tin Hilletje. Wie es der ergeht und was in ihrem Leben passiert, das den Stücktitel „Das besondere Leben der Hilletje Jans“rechtferti­gt, können sich Trossinger und alle Interessie­rten an diesem Wochenende selbst ansehen. Die Theater-AG führt das Stück am Freitag, 23. Juni, um 19 Uhr und am Sonntag, 25. Juni, um 17 Uhr im Kleinen Saal des Konzerthau­ses auf. Der Eintritt ist frei.

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