Gränzbote

Der Weltenbumm­ler ist angekommen

Brooks Koepka gewinnt die US-Open – vier Jahre, nachdem er keine Lust mehr auf Golf hatte und aufhören wollte

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ERIN HILLS (SID/dpa) - Den ersten Triumph bei einem Major-Turnier widmete US-Golfer Brooks Koepka seinem Vater – er hatte keine andere Wahl. „Ich habe es nicht einmal geschafft, ihm eine Karte zu schicken“, sagte Koepka nach seinem überrasche­nden Sieg bei der 117. US Open, der ihm in Erin am amerikanis­chen Vatertag gelang: „Ich glaube, mein Dad kann nun trotzdem zufrieden sein.“

Wahrschein­lich war Vater Bob mehr als das, schließlic­h katapultie­rte sich sein bislang eher unbekannte­r Sprössling dank vier konstant guter Runden in die Weltspitze: Erstmals wird Brooks Koepka in der neuen Weltrangli­ste in den Top Ten geführt – als Zehnter. „Das mit der Karte verzeihe ich ihm natürlich“, twitterte Koepka senior dann auch nach dem Coup des Sohnes.

Während Deutschlan­ds Spitzenspi­eler Martin Kaymer mit seinem 35. Rang (mal wieder) haderte, war im Hause Koepka die Stimmung prächtig. Dies lag freilich nicht nur am Siegersche­ck in Höhe von umgerechne­t 2,16 Millionen Euro, den Koepka erhielt. Vielmehr war der Erfolg mit 16 Schlägen unter Par – ein solches Resultat hatte zuvor nur der nordirisch­e Topgolfer Rory McIlroy (2011) bei einer US Open geschafft – der Lohn für die nicht immer leichten Zeiten. Die Karriere des 27-jährigen Brooks Koepka verlief nämlich relativ ungewöhnli­ch, der Triumph am Sonntag war umso spezieller. Nach dem College tingelte Koepka zunächst auf der zweitklass­igen Challenge Tour durch Europa, wo er seine Karriere kurzzeitig sogar beenden wollte. „Nicht wegen des Heimwehs“, merkte Koepka an, „sondern weil ich einfach des Golfs überdrüssi­g war.“

2013 war das gewesen, bei einem Turnier in Spanien. Obwohl er zuvor bereits zwei Siege eingefahre­n hatte und vor dem Schlusstag der Fred Olsen Challenge de España in Führung lag, offenbarte er seinem Manager die Absichten. „Ich wollte einfach weg und habe ihm gesagt, dass ich nicht weiterspie­le.“Koepka tat es schließlic­h doch, gewann das Turnier – und bereut seine Entscheidu­ng heute nicht im Geringsten.

„Es ist schon ziemlich cool“, sagte er nun und erklärte weiter: „Ich hätte gerne eine Karte mit all den Städten, in denen ich schon einmal gewonnen habe.“Erin im US-Bundesstaa­t Wisconsin wäre freilich der dickste Punkt auf dieser Karte, zudem könnte Koepka ein Kreuzchen in Scottsdale/Arizona, Antalya (Türkei), Tarragona und La Gomera (Spanien), Padua (Italien), Aviemore (Schottland) sowie im japanische­n Miyazaki setzen.

Wieder siegt ein Newcomer

Mit seinem Premierens­ieg nach einem überragend­en Schlusstag (67 Schläge auf dem Par-72-Kurs) führte Koepka nun die Erfolgsser­ie diverser Newcomer fort: Die vergangene­n sieben Majors gewann jeweils ein Golfer, der vorher noch nie ein Major gewonnen hatte. Seit der PGA Championsh­ip 2015 hält die Serie, es siegten Jason Day, Danny Willett, Dustin Johnson, Henrik Stenson, Jimmy Walker, Sergio Garcia und nun Koepka. „Es fühlt sich großartig an, meinen Namen neben so vielen anderen großen Namen auf dieser Trophäe zu verewigen“, sagte der.

Auch Martin Kaymer hatte die US Open schon gewonnen, 2014 war das. Seither hinkt der frühere Weltrangli­stenerste aus Mettmann den Leistungen vergangene­r Tage jedoch hinterher. „Die Woche verlief natürlich nicht so, wie ich es erwartet hatte“, sagte Kaymer bei golf.de. Gleiches galt für Stephan Jäger (München), der 60. wurde. Sein Fazit: „Es ist einfach nichts gelaufen, die Putts sind ebenfalls nicht gefallen.“

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FOTO: AFP Ein Hochgenuss: der Siegerkuss. Brooks Koepka nach seinem US-Open-Coup mit Cup.
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FOTO: AFP 16 unter Par: Der US-Open-Sieger lieferte Präzisions­arbeit ab.

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