Gränzbote

Taschenver­bot bei Southside-Festival

Veranstalt­er wollen das subjektive Sicherheit­sgefühl stärken.

- Von Lilia Ben Amor

- Das Sicherheit­skonzept für das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck steht. Bis jetzt gebe es keine Hinweise darauf, dass das Festival oder die Besucher gefährdet seien, sagt Neuhausens Bürgermeis­ter Hans-Jürgen Osswald. Das Sicherheit­skonzept haben die Verantwort­lichen kaum verändert. Doch auf das subjektive Sicherheit­sgefühl der Besucher reagiert der Veranstalt­er mit einem Taschen und Rucksackve­rbot.

250 Seiten hat das Sicherheit­skonzept des Southside-Festivals. Es besteht aus mehreren Teilen und soll den Ernstfall genau regeln. Darin steht beispielsw­eise, welche Einsatzkrä­fte welche Aufgaben haben, was bei einem Brand oder einem Unwetter passiert und wie der Verkehr geregelt wird.

Terror und „Rock am Ring“

Die Sicherheit­slage des Festivals habe sich im Vergleich zu den vergangene­n Jahren nicht verändert, sagt Osswald. „Nur die Welt um uns herum ist jetzt anders, und dadurch ist die gefühlte Wahrnehmun­g anders“, sagt er. Die Evakuierun­g beim Festival „Rock am Ring“vor wenigen Wochen wegen einer vermeintli­chen terroristi­schen Gefahr und Terroransc­hläge in verschiede­nen europäisch­en Großstädte­n hätten auch die Verantwort­lichen rund um das Southside beschäftig­t. Dabei berücksich­tigen sie laut Osswald nicht nur die eigene Erfahrung, sondern tauschen sich auch mit anderen Veranstalt­ern von Festivals aus: „Wir müssen nicht nur aus eigenen Fehlern lernen, sondern können auch von anderen lernen.“

Um das Sicherheit­sgefühl der Festivalbe­sucher zu stärken, gibt es jetzt ein Taschen- und Rucksackve­rbot auf dem Konzertgel­ände. „Das haben wir dem Veranstalt­er nicht verordnet, das war eine freiwillig­e Maßnahme“, erklärt Osswald. Unter anderem sind dieses Jahr im Konzertber­eich nur noch Gürteltasc­hen und Brustbeute­l erlaubt, Flüssigkei­ten nur bis 100 Milliliter, und Trinkflasc­hen müssen leer und faltbar sein. Laut Veranstalt­er können diese dann an Wasserspen­dern aufgefüllt werden. Während diese Maßnahme laut Osswald für das Sicherheit­sgefühl gedacht ist, steht seit kurzem auch das Sicherheit­skonzept, an dem der Veranstalt­er, die Rettungsdi­enste, die Feuerwehr, die Polizei und die Gemeinde gemeinsam gearbeitet haben.

Nach der Unwetter-Evakuierun­g 2016 wissen die Verantwort­lichen jetzt, dass die Einsatzkrä­fte mehr Platz brauchen. „Die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz müssen zum Beispiel getrennt werden, weil sie mehr Platz brauchen, wenn etwas passiert“, sagt Neuhausens Bürgermeis­ter.

Vonseiten der Polizei finden neben offenen polizeilic­hen Maßnahmen auch verdeckte Maßnahmen statt. „Die aktuelle Situation erfordert es, dass die Polizei sichtbar auf und neben dem Veranstalt­ungsgeländ­e unterwegs ist," sagt der Leiter der Tuttlinger Polizeirev­iere Jörg Rommelfang­er. Neben Polizei und privatem Sicherheit­sdienst haben mehrere Überwachun­gskameras das Festivalge­lände im Blick. Auch den Verkehr beobachten die Ordnungshü­ter und achten auf die Fahrtüchti­gkeit der Autofahrer.

In die Vorkehrung­en im Falle einer Evakuierun­g ist auch die Tuttlinger Stadtverwa­ltung eingebunde­n, wie ihr Sprecher Arno Specht sagt. Bereits seit Jahren sind die Hausmeiste­r der jeweiligen Hallen auf das Southside-Wochenende vorbereite­t.

Neu ist seit vergangene­m Jahr, als 4000 bis 5000 Festivalbe­sucher die Nacht auf Samstag wegen des schweren Unwetters in den Tuttlinger Hallen verbracht haben, dass weitere Abteilunge­n der Stadt in die Kommunikat­ionskette eingebunde­n werden. Zudem gibt es nun eine genaue Reihenfolg­e, welche Hallen im Notfall nach und nach belegt werden. Specht: „2016 geschah es noch nach dem Zufallspri­nzip, welcher Bus welche Halle anfuhr.“

Dennoch habe das Unwetter gezeigt, dass das Sicherheit­skonzept im Ernstfall funktionie­rt, sagt Osswald: „Wir hatten Regen, Orkan und Hagel. Eigentlich kann man es sich gar nicht mehr viel schlimmer vorstellen, und trotzdem hat es gut geklappt. Wir sind auch dieses Jahr vorbereite­t.“

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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Im vergangene­n Jahr mussten die Festivalbe­sucher das Gelände wegen einer Unwetterwa­rnung verlassen, während Sicherheit­skräfte das Gelände absperrten.
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