„Die Faktoren Sprache und Familie machen viel aus“
Diskussionsrunde der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg über ausländische Fachkräfte
TUTTLINGEN - Was muss man tun, um mit ausländischen Fachkräften erfolgreich arbeiten zu können? Dieser Frage ging die Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg am Dienstagnachmittag in einer Expertenrunde im Tuttlinger Rathaus nach. Tenor: Ohne ausländische Fachkräfte geht es in der Region nicht mehr.
Unter der Leitung von Wirtschaftsförderung-Geschäftsführerin Dorothee Eisenlohr diskutierten Stefan Ahlhaus, Personalleiter beim Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Karl Storz, die spanische Ingenieurin Maria Asin, die bei Karl Storz beschäftigt ist, Prof. Norbert Grulke, Ärztlicher Direktor an der Luisenklinik in Bad Dürrheim, sowie Michael Waller, Personalleiter am Villinger Standort von Continental Automotive, rund eine Stunde zu diesem Thema.
Zuvor begrüßte Tuttlingens Bürgermeister Emil Buschle die Initiative der Wirtschaftsförderung: „Ich wünsche mir, dass sie nachhaltig Erfolg haben.“Er betonte, dass im Landkreis Tuttlingen die Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft nicht mehr ohne ausländische Fachkräfte bewältigen könnten: „Tuttlingen schreit nach Arbeitskräften“, sagte Buschle. Es gebe aber auch eine ethische Frage, wenn Deutschland Ärzte etwa aus Georgien oder Aserbaidschan abwerben würde. Der Bürgermeister prognostizierte, dass ein Zuwanderungsgesetz ein Thema im diesjährigen Bundestagswahlkampf werden wird.
Gemeinsame Position
Um eine Chancengleichheit in der Region zu ermöglichen, müsse sich die Region laut Buschle, anders als etwa bei der Debatte um den Standort des Polizeipräsidiums, gemeinsam aufstellen. Das gelte auch für das Innovations- und Forschungscentrum am Tuttlinger Hochschulcampus der Fachhochschule Furtwangen, das derzeit gegenüber des Union-Areals im Bau ist.
Ahlhaus betonte, dass die Unternehmen die richtigen Leute aus dem Ausland benötigen würden, die den Willen und die Selbständigkeit hätten, in Deutschland Fuß zu fassen. Der Arbeitgeber müsse aber ebenfalls mit Herzblut dabei sein und sich um die ausländischen Fachkräfte kümmern. „Die Faktoren Sprache und Familie machen viel aus“, sagte er.
Maria Asin hatte sich mit ihrem Mann vor wenigen Jahren dazu entschlossen, nach Deutschland zu gehen: „Wir hatten in Spanien Arbeit, aber keine Zukunft gesehen“, sagte sie. Auch sie betonte, dass die Sprache wichtig sei, denn „ohne Sprache kann sich niemand gut anpassen“. Man müsse in Deutschland leben wollen und nicht nur den Wunsch haben, zu überleben – dann würde die Integration auch funktionieren. Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, habe sie jedenfalls nicht bereut.
„Wer die Sprache nicht beherrscht, der benötigt mehr Engagement von seinem Mentor“, betonte Grulke. Auch deshalb hätte die Luisenklinik Kümmerer für alle Kollegen in der Aus- und Weiterbildung. Die Sprachfertigkeit könne man auch im Job erlernen: „Die Fachsprache ist dabei der leichtere Teil“, betonte er. Der Alltag mit den Patienten auf der Station sei die größere Herausforderung.
Buddy-System bei Continental
Continental Automotive habe ein Buddy-System entwickelt. Die Kollegen würden dafür sorgen, dass die ausländischen Fachkräfte auch Anschluss an die Gesellschaft in ihrer Freizeit finden: „Ohne eine gemeinsame Freizeit findet keine Integration statt“, ist Waller überzeugt. Er sagte, dass sein Unternehmen nicht mehr ohne internationale Mitarbeiter auskommen könnte und ausländische Facharbeiter inzwischen selbst qualifiziere.