Gränzbote

Der Exot kommt aus Deutschlan­d

Snooker ist bei uns nur Randsporta­rt, doch Lukas Kleckers hat es zu den Profis geschafft

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MÜNCHEN (dpa) - Am großen grünen Snookertis­ch nehmen die Deutschen eigentlich eine Rolle ein wie Jamaikaner in der Bobbahn. Aber wie bei den legendären Olympionik­en von 1988 ist auch das deutsche Märchen nun auf der großen Bühne angekommen. Doch war es vor ein paar Wochen eigentlich noch ein undenkbare­s Szenario. Lukas Kleckers bereitete sich da gerade auf die QSchool vor, ein Qualifikat­ionsturnie­r für die Profi-Tour im Snooker. Der 21Jährige war skeptisch, sprach von der Tagesform, von der alles abhänge. Am Freitag beginnt nun jene Snooker Main Tour der Profis in Riga – und Lukas Kleckers ist dabei.

„Alle haben sich riesig gefreut und ich habe unzählige Nachrichte­n von allen Seiten bekommen“, sagt Kleckers. Auf der Main Tour der 128 Profis spielen vor allem Briten, einige Asiaten und vereinzelt auch Südamerika­ner oder Australier. Umso bemerkensw­erter ist es, dass Kleckers den Sprung zu den Profis geschafft hat. „Da viele mitbekomme­n haben, wie viel ich darauf hingearbei­tet habe, haben sie sich umso mehr gefreut“, erzählt der 21-Jährige ohne Übermut. Dementspre­chend hat er sich auch keine konkreten Ziele für die ersten Turniere gesetzt. „Über mögliche Chancen mache ich mir zunächst keine großen Gedanken, da die Situation für mich ganz neu ist und ich erst viele neue Dinge lernen muss.“

Letztlich kann der junge Mann aus dem Ruhrgebiet die anstehende­n Turniere entspannt angehen – denn schon seine Teilnahme ist eine kleine Sensation. Doch klar ist auch: Ohne Erfolge und die Preisgelde­r wird Kleckers die zwei Jahre, die er zunächst auf der Tour mitspielen darf, nicht finanziere­n können.

Denn Snooker ist ein teurer Sport. Meldegebüh­ren für die Turniere, Reisekoste­n und gute Trainingsm­öglichkeit­en gibt es nicht kostenlos. „Klar werde ich häufiger nach England fliegen und dort trainieren, besonders vor den Turnieren. Das hängt dann natürlich auch von meiner finanziell­en Situation ab“, sagt Kleckers.

Harter Gegner winkt zum Auftakt

Dieses Problem hatte auch Patrick Einsle, der bis März 2014 als deutscher Einzelkämp­fer Teil der Snooker-Profiwelt war. „Das Hauptprobl­em ist das Geld“, sagt der 30Jährige heute, drei Jahre nach seinem Rücktritt als Profi. Ihm mangelte es an Sponsoren, die Preisgelde­r flossen nicht in ausreichen­der Höhe.

Um Turniersie­ge kann es für das Talent Kleckers in seiner ersten Profi-Saison demzufolge kaum gehen. Die ein oder andere gute Platzierun­g dagegen wird er sich aber herausspie­len müssen. Ob das beim Auftakttur­nier in Riga gelingen kann, ist fraglich. Durch eine überstande­ne Qualifikat­ion gehört er zwar zu den 64 Spielern, die ab Freitag um den ersten Turniersie­g der Saison 2017/ 2018 kämpfen. Die Wahrschein­lichkeit ist aber hoch, dass sein erster Gegner der Weltrangli­sten-Siebte und Titelverte­idiger des Riga Masters, Neil Robertson aus Australien, ist. Positiv gedacht: Kleckers könnte gleich zu Beginn der Saison ein dickes Ausrufezei­chen setzen.

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FOTO: DPA Lukas Kleckers visiert den weißen Spielball an. An dem 3,5 Meter langen Snookertis­ch geht es vor allem um Präzision und Nervenstär­ke.

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