Gränzbote

Ein großer Schritt aus dem Schatten

Rick Zabel, Sohn von Sprint-Legende Erick, gibt sein Debür bei der Tour de France – War aber bereits sechsmal in Paris auf dem Podium

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BERLIN (dpa) - Als kleiner Junge mit grün gefärbten Haaren durfte er einst auf den Schultern von Papa Erik vom großen Podium auf den Champs Élysées gewunken. Jetzt, gut zwei Jahrzehnte später, nimmt Rick Zabel selbst die Tour de France in Angriff. Bei der am 1. Juli in Düsseldorf beginnende­n Frankreich-Rundfahrt feiert der 23-Jährige seine Premiere. Zabel junior steht zusammen mit dem viermalige­n Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin und Nils Politt im neunköpfig­en Aufgebot seiner Katusha-Alpecin-Mannschaft, wie Team-Sprecher Falk Nier bestätigte.

„Darauf habe ich die letzten Jahre hingearbei­tet. Das ist ein Meilenstei­n in meiner Karriere“, sagte der 23-Jährige der „Sport-Bild“. Als wichtigste­r Anfahrer für den Norweger Alexander Kristoff ist Zabel vorgesehen. Das hat in dieser Saison bislang gut geklappt – wie etwa beim World-Tour-Rennen in Frankfurt am 1. Mai. Dort bereitete der Youngster den Sprint für seinen siegreiche­n Kapitän derart gut vor, dass er auch gleich noch als Zweiter die Ziellinie passierte.

Mit Blick auf die Zukunft träumt Zabel von mehr. „Wenn meine Entwicklun­g so weitergeht, will ich selbst einmal der Kapitän sein und bei den großen Rennen um Siege fahren“, sagt der Katusha-Profi, der seinem Vater nicht nur äußerlich ähnelt. Wie der frühere Telekom-Star ist auch Zabel junior ein guter Sprinter. Vor allem, wenn das Finale schwerer wird und die reinen Sprinter wie André Greipel Probleme bekommen.

Vergleiche mit seinem Vater will er aber nicht anstellen. Schließlic­h hat Rick Zabel bislang erst einen Profisieg zu Buche stehen. Sein Vater hatte über 200 Erfolge eingefahre­n, darunter zwölf Tour-Etappen und vier Klassikers­iege bei Mailand-Sanremo. Sechsmal gewann er außerdem das Grüne Trikot bei der Tour. Allerdings nicht immer auf saubere Weise, wie sich später nach zwei notgedrung­enen Geständnis­sen herausstel­lte.

Er habe mit seinem Vater darüber gesprochen. „Ich verurteile meinen Papa nicht. Erstens: Er ist mein Papa! Und zweitens: Die Zeit damals war einfach so. Fast jeder hat gedopt. Und wenn man überhaupt eine Chance in den Rennen haben wollte, musste man das Spiel mitspielen. Sonst wäre man ganz schnell ohne Team gewesen. Ich bin heilfroh, dass ich nicht in der Zeit Profi geworden bin“, sagt Rick Zabel, der glaubt, dass es heutzutage in seinem Sport „sehr sauber“zugeht.

Sein Vater hält sich bei den Rennen seines Sohnes eher im Hintergrun­d auf. „Ich bin mehr oder weniger ein Fan. Wenn mein Sohn mich fragt, habe ich einen guten Ratschlag für ihn. Aber ich warte, ob er fragt. Ein wenig Distanz ist gut“, sagte Zabel senior jüngst am Rande der Kalifornie­n-Rundfahrt. Beim Tour-Start in Düsseldorf wird er vor Ort sein, ansonsten will er seinen Sohn eher in Ruhe lassen.

Vielleicht ist noch ein Besuch beim Finale in Paris eingeplant, aber da kennt sich Rick Zabel ja ohnehin bestens aus. „Ich war schon sechsmal in Paris auf dem Podium. Wer kann das schon von sich behaupten?“, scherzte der Jungprofi in der „SportBild“.

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FOTO: DPA Rick Zabel feiert ab 1. Juli in Düsseldorf seine Tour-Premiere.

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