Gränzbote

Löw vor nächstem Meilenstei­n

Der Bundestrai­ner könnte beim Spiel gegen Chile seinen 100. Sieg im 148. Spiel feiern

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KASAN (fil/SID/dpa) - Klar, der Gegner hat es in sich. Zu sicher darf man sich nicht sein, dass Bundestrai­ner Joachim Löw am heutigen Donnerstag (20 Uhr/ARD) beim ConfedCup-Spiel gegen Turnierfav­orit Chile schon sein Siegjubilä­um feiert. „Ich habe jetzt 99 Siege, der 100. freut mich schon – und ich werde ihn auch irgendwann feiern, er wird kommen, egal wann“, sagte Löw also am Mittwoch, ehe er schmunzeln­d ergänzte: „Ich mache mir über Statistik keine Gedanken, aber 100 Siege zu feiern, das finde ich schon gut – besser als 100 Niederlage­n“.

Momentan steht er bei 23 Niederlage­n in 148 Spielen. Nur Sepp Herberger hat die Nationalma­nnschaft häufiger betreut (168-mal). Das dürfte Löw auch noch knacken. Als Jürgen Klinsmann den Trainer aus Schönau im Schwarzwal­d 2004 einigermaß­en überrasche­nd zu seinem Assistente­n machte, hätte sich wohl kaum einer vorstellen können, dass Löw als Bundestrai­ner einmal jeden Rekord brechen würde. Doch als er 2006 nach der Sommermärc­henWM übernahm (am 16. August 2006 gab es ein 3:0 gegen Schweden) und mit fünf Siegen gleich mal einen Startrekor­d aufstellte, hätte man zumindest eine Ahnung bekommen können.

Die DFB-Elf ist kaum mehr ohne einen Bundestrai­ner Joachim Löw vorstellba­r. Und mittlerwei­le scheint er, der große Genießer aus dem Schwarzwal­d, auch beim von ihm lange als verzichtba­r angesehene­n Confed Cup in den Turniermod­us geschaltet zu haben. Das Turnier ohne sportliche­n Wert scheint ihm mittlerwei­le sogar Spaß zu machen.

Das dürfte vor allem an der Arbeit mit seinem jungen Perspektiv­team liegen. In der „Zeit“lobte er die junge Spielergen­eration leidenscha­ftlich. Es stimme nicht, dass es im Fußball keine „Typen“mehr gebe. „Die Spieler können offen ihre Meinung sagen. Sie differenzi­eren sehr klar, reflektier­en sich, sehen, was problemati­sch ist, sind selbstkrit­isch. Sie schweigen nicht vor sich hin und führen einfach das aus, was ich ihnen sage. Sie drücken ihre Gefühle und Gedanken dezidiert aus“, sagte Löw.

Der Nachwuchs habe „keinen Grund, sich öffentlich zu wehren oder zu kritisiere­n“, einfach, weil er dies im persönlich­en Gespräch mit ihm erledige. „Sie kommen zu mir und sagen: ,Trainer, ich sehe das anders.’ Und dann diskutiere­n wir, und manchmal lasse ich mich auch überzeugen.“Das komme „gar nicht so selten vor – und es imponiert mir“.

Spieler wie Joshua Kimmich (22) oder Julian Brandt (21) seien „durchaus mutig“, sagte Löw, der einen Wandel beobachtet hat: „Vor zehn Jahren waren junge Spieler meist leise. Haltung ist ja deshalb so wichtig, weil die Spieler auf dem Platz auch mutig sein müssen, Ideen kreieren, Lösungen finden, kommunizie­ren und sich durchsetze­n sollen.“

Löw bestreitet die Mini-WM auch deshalb „aus voller Überzeugun­g“mit einer Mannschaft voller Hoffnungst­räger. Ein mögliches Scheitern „würde ich aushalten“, sagte er: „Ich sehe nur Chancen für uns in diesem Turnier, null Risiko.“

Doch abschenken will Löw den Confed Cup natürlich auch nicht. Zumal auch die erfahrenen Chilenen um Bayern-Star Arturo Vidal schlagbar sind. „Wir müssen 90 Minuten hellwach sein, dürfen nie schlafen. Es ist wichtig für die Entwicklun­g der Spieler, auf so einem Level gegen so eine Mannschaft zu spielen.“

Voraussich­tliche Aufstellun­gen: Deutschlan­d: ter Stegen – Ginter, Mustafi, Rüdiger – Kimmich, Goretzka, Can, Hector – Brandt, Draxler – Wagner. – Chile: Bravo – Isla, Medel, Jara, Beausejour – M. Díaz – Vidal, Aránguiz – Fuenzalida, E. Vargas, Sánchez.

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FOTO: AFP Joachim Löw hat in den Turniermod­us geschaltet.

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