Gränzbote

Diplomat

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Zu einer wirksamen Diplomatie, wie Wladimir Woronkow bestens weiß, gehört ein bewährtes russisches Mittel, um in den Pausen zwischen schwierige­n Gesprächen die „Spannungen abzubauen und Differenze­n zu glätten“: der Wodka. Im März 2016 organisier­te der damalige höchste Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen in Wien für seine Diplomaten­kollegen aus USA und Europa in seinem Amtssitz eine Verkostung von etlichen Wodkasorte­n. Dazu gab es Kaviar und Piroggen.

Das Treffen soll ein großer Erfolg gewesen sein. Woronkow wollte es sogar zu einer festen Tradition machen. Doch nun wechselt der ergraute Schnurrbar­tträger nach New York, um dort der erste Leiter des neu geschaffen­en Anti-Terror-Büros der Vereinten Nationen zu werden. Und man darf darüber spekuliere­n, ob der Wodka dem 64-Jährigen helfen wird, die Anti-Terror-Arbeit von 38 UNEinheite­n effizient zu koordinier­en, während Russland und der Westen den Begriff „Terrorismu­s“manchmal doch sehr unterschie­dlich definieren.

In seinem Heimatland ist Woronkow nicht sehr bekannt. Was vielleicht die Tatsache erklärt, dass die Ernennung des neuen UN-Untergener­alsekretär­s – faktisch eine Aufwertung Russlands bei den Vereinten Nationen – dort nur für ein leises Medienecho gesorgt hat. Der studierte Historiker ist ein ausgewiese­ner Polen-Experte, der zu Sowjetzeit­en während der Verhandlun­gen mit polnischen Kommuniste­n für die Generalsek­retäre Breschnew und Tschernenk­o gedolmetsc­ht hat. Von 2008 bis 2011 leitete Woronkow die europäisch­e Abteilung des Außenminis­teriums in Moskau. In dieser Zeit erlebten Russland und die EU eine Phase der Annäherung und trieben das Programm „Partnersch­aft für Modernisie­rung“voran. Der Vater einer Tochter wurde in Russland und Polen mit mehreren Orden ausgezeich­net. Wenn er nicht gerade mit Kollegen Wodka trinkt, spielt er gerne Tennis. Alexei Makartsev

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FOTO: AFP Wladimir Woronkow

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