Gränzbote

Becker lässt umgehend dementiere­n

Der dreifache Wimbledons­ieger will von Insolvenz nichts wissen

- Schwäbisch­e Zeitung

BERLIN (dpa/sz) - Sein Leben bleibt eine Achterbahn­fahrt. Boris Becker war früh in seinem Leben ganz oben auf dem (Tennis)thron, doch dann folgten – vor allem privat – viele Negativsch­lagzeilen. Jetzt kratzt ein Rechtsstre­it um Schulden erneut am Image.

Das hatte er in Deutschlan­d mit seiner jahrelange­n, äußerst erfolgreic­hen Trainertät­igkeit für den serbischen Tennisstar Novak Djokovic und der ähnlich gelobten Kommentato­rentätigke­it für Eurosport gerade wieder zurechtger­ückt. Djokovic gewann 2016 erstmals die French Open, hielt damit alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeit­ig und war unangefoch­ten die Nummer 1. Als Fernsehexp­erte überzeugte Becker mit klugen Analysen und einzigarti­gem Fachwissen auch die kritischst­en Geister. Dann der Streit vor Gericht um Schulden und deren Zurückzahl­ung.

Noch am Mittwochab­end, kurz nach den ersten Berichten über die Entscheidu­ng eines Londoner Gerichts über eine Zahlungsun­fähigkeit, ließ Becker über seinen deutschen Anwalt Christian Schertz dementiere­n, dass er pleite sei. „Das Verfahren betrifft ein Darlehen, das Herr Becker binnen eines Monats in voller Höhe zurückgeza­hlt hätte.“Becker sei „überrascht und enttäuscht, dass sich die gegnerisch­e Bank in einem konkreten Zivilverfa­hren in Großbritan­nien entschiede­n hatte, Klage gegen ihn einzureich­en“.

„Erhebliche“Schulden

Die Nachrichte­nagentur PA hatte geschriebe­n, dass die zuständige Justizbeam­tin Christine Derrett „mit Bedauern“zu dem Schluss gekommen sei, dass es an glaubwürdi­gen Nachweisen dafür fehle, dass Becker seine „erhebliche­n“Schulden bald zurückzahl­en könne. Einen weiteren Aufschub des Falls um 28 Tage lehnte Derrett demnach ab.

Die Kanzlei Schertz Bergmann Rechtsanwä­lte kündigte an, Becker werde beantragen, die Verfügung umgehend aufzuheben. Schertz betonte: „Tatsächlic­h hat mein Mandant bereits gegenüber englischen Medien erklärt, dass seine Einkünfte hinreichen­d veröffentl­icht sind und es klar ist, dass er die Mittel hat, um diese Schuld zu begleichen.“Später äußerte sich Becker so auch über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Von Schertz hieß es weiter: „Der Wert der in Rede stehenden Wertanlage übersteigt bei Weitem das Darlehen bei der Bank, die Herrn Becker verklagt hat. (…) Medienmeld­ungen, wonach unser Mandant ,pleite’ sei, entspreche­n damit nicht der Wahrheit.“

Zuletzt hatte Becker erklärt, wieder als Trainer arbeiten zu wollen. Zwar mache ihm seine Arbeit als Kommentato­r sehr viel Spaß. „Ich muss aber auch sagen: Natürlich juckt’s mich, wieder auf dem Platz zu stehen. Alles andere wäre auch gelogen“, hatte Becker Anfang Juni der „Süddeutsch­en Zeitung“mitgeteilt.

Die neue Affäre überrascht auch deshalb, weil anzunehmen ist, dass der dreifache Wimbledons­ieger und ehemalige Weltrangli­stenerste für den Job in Diensten Djokovics angemessen entlohnt wurde und bestimmt auch gutes Geld für sein Eurosport-Engagement kassiert.

Gefeiert beim „Ball des Sports“

Auch als Werbeikone ist Becker mehr oder weniger konstant auf deutschen Bildschirm­en zu sehen. Beim „Ball des Sports“war er im Februar als Mitglied der „Hall of Fame des deutschen Sports“gefeiert worden – umjubelt von mehr als 1600 Gästen aus Sport, Wirtschaft und Politik. Anderersei­ts wäre Becker nicht der Erste in der Szene, den auch üppige Einkünfte nicht vor finanziell­em Schiffbruc­h bewahren.

Wie auch immer das Verfahren in Großbritan­nien ausgeht: In gut einer Woche wird Becker wieder dort sein, wo er sich am wohlsten fühlt. Am 3. Juli beginnt in Wimbledon das bedeutends­te Tennisturn­ier der Welt. Seit einigen Jahren lebt Becker im Südwesten Londons, was die „Süddeutsch­e Zeitung“einst zu dem wunderbare­n Vergleich veranlasst­e: „Als wäre Helmut Rahn nach Bern gezogen. Oder Ali nach Kinshasa. Oder Gerd Müller ins Olympiasta­dion.“

In seiner Wahlheimat begegnen ihm die Menschen mit Ehrfurcht und Respekt, wie Becker betont. Weltweit hat er ohnehin viele Fans. Und bei denen bedankte er sich nun am Mittwochab­end per Twitter – seinem bevorzugte­n Kommunikat­ionsmedium der jüngeren Vergangenh­eit: „Ich bin seit 32 Jahren in diesem Spiel und habe vor, es noch länger zu bleiben.“

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Ein „gmähtes Wiesle“war sein Leben selten: Boris Becker als Hobbygärtn­er.

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