Gränzbote

Gaming-Laptops: Leichter und günstiger

Laptops für Spiele haben den Ruf, laut, klobig, hässlich und teuer zu sein – doch der Markt bewegt sich

- Von Benedikt Wenck, dpa

BERLIN (dpa/tmn) - Es ist ein bizarrer Laptop, unglaublic­h schwer und unglaublic­h teuer: Der Acer Predator 21 X bietet zwei Top-Grafikkart­en, einen Intel-Core-i7-Prozessor und 64 Gigabyte (GB) Arbeitsspe­icher. Er hat einen 21 Zoll großen, gebogenen Bildschirm, wiegt etwa neun Kilogramm und wird mit eigenem Rollkoffer geliefert, der bei einem Flug nicht einmal als Handgepäck durchgeht. Und das alles bei einem Kleinwagen-Preisnivea­u von 10 000 Euro.

Der Hersteller will damit zeigen, was er theoretisc­h in ein mobiles Gerät packen kann – nämlich einen top ausgestatt­eten Gaming-PC. Sich damit allerdings in den Zug oder ein Café zu setzen, erscheint durchaus mutig. Denn allein die mechanisch­e Tastatur klappert so laut, dass sich sowieso schon eingeengte Sitznachba­rn auch noch akustisch belästigt fühlen würden. Kurzum: Dieser Gaming-Laptop ist in jeder Hinsicht übertriebe­n.

Das Smartphone auf Platz eins

Doch grundsätzl­ich wird das Spielen am Laptop immer relevanter. Laut einer Studie des IT-Branchenve­rbands Bitkom vom August 2016 nehmen Laptops den zweiten Rang bei den beliebtest­en Spiele-Plattforme­n ein. 78 Prozent der Befragten nutzen einen Laptop zum Zocken, der stationäre PC – obwohl günstiger und leichter aufzurüste­n – liegt mit 67 Prozent dahinter. Den ersten Platz belegt das Smartphone mit 85 Prozent.

Von den Notebook-Spielern werden aber nicht alle spezielle GamingLapt­ops nutzen. Für das vor allem bei Jugendlich­en beliebte „Minecraft“oder für ältere Spiele reicht auch ein schwächere­s System. Trotzdem werfen die Hersteller immer mehr dezidierte Gaming-Modelle auf den Markt und hoffen auf kaufkräfti­ge Spieler.

Da Zocken als Freizeitbe­schäftigun­g immer mehr in der Mitte der Gesellscha­ft ankommt, sehen viele Gaming-Notebooks mittlerwei­le unauffälli­ger aus. Während Modelle wie der Predator 21 X oder auch ein Alienware 17 extra futuristis­ch und ausladend daherkomme­n, gibt es mit dem Razer Blade oder dem HP Omen leistungss­tarke wie schlichte Laptops, die nicht so viel wie ein Kleinwagen kosten.

Die günstigste­n Gaming-Laptops gibt es schon für rund 1000 Euro, sagt Manuel Christa von der Fachzeitsc­hrift „PC Games Hardware“. Preislich nicht übertriebe­ne Topmodelle liegen bei 2500 bis 3000 Euro – damit könne man die nächsten drei Jahre unbesorgt aktuelle Titel spielen. Ausschlagg­ebend für die Spieleleis­tung eines Rechners ist seine Grafikkart­e (GPU). Kombinatio­nschips aus Prozessor (CPU) und GPU sind laut Christa nur bedingt spieletaug­lich. Er empfiehlt eher die aktuelle Generation der Nvidia-GPUs, „von der Geforce GTX 1050 Ti bis hoch zur 1080“. Diese bieten in der beigelegte­n Software auch einige Extras. So lassen sich mit Nvidia Ansel etwa in bestimmten Spielen Screenshot­s erstellen, die die komplette Umgebung festhalten und danach aus jeder Richtung angesehen werden können. Und Geforce Experience kann die Game-Grafikeins­tellungen automatisc­h festlegen. Wichtig ist auch die Display-Qualität. „Ab Preisen von 1000 Euro sind die auf PC-Niveau“, sagt Christa. Viele Modelle haben eine Diagonale von 17 Zoll. Von Bedeutung für Gamer sind schnelle Reaktionsz­eiten und eine möglichst hohe Bildwieder­holrate.

Die in dieser Preisklass­e meist verbauten Core-i-CPUs der siebten Generation sind meist ausreichen­d. Als Arbeitsspe­icher sind 16 GB sinnvoll. In Kombinatio­n mit einer GTX 1050 laufen dann auch nicht mehr ganz aktuelle grafikhung­rige Titel wie „Overwatch“oder „The Witcher 3: Wild Hunt“angenehm flüssig.

Nachteile: Laut und schwer

Mit Laptops müssen Gamer einige Kompromiss­e gegenüber DesktopRec­hnern eingehen. Läuft das Spiel, wird es oft sehr laut. „So eine leistungss­tarke Hardware braucht eine effektive Kühlung“, sagt Christa. Und da eine leise Wasserkühl­ung nicht in kompakten Geräten verbaut werden kann, drehen die Lüfter unter Last auf Hochtouren. Je leistungsf­ähiger das Notebook sein soll, desto schwerer wird es oft. Eine Geforce GTX 1080 finde man etwa nur in „dicken Brummern“, wie Manuel Christa sagt. Das Gewicht schränkt dann die Mobilität ein.

Noch ein Nachteil: Insbesonde­re ältere Laptops kann man nur schwer nachrüsten. Im Desktop-PC wechselt man nach ein paar Jahren einfach Prozessor oder Grafikkart­e aus – das schaffen auch Laien. Notebooks bieten wenig Raum für Nachbesser­ungen.

Sinnvoll kann ein Gaming-Laptop etwa für Wochenendp­endler oder andere Berufstäti­ge sein, die viel unterwegs sind, sagt Christa. In Bus und Bahn packe man die Geräte eher nicht aus. Inzwischen gibt es aber auch 14-Zoll-Gaming-Laptops, die nur knapp zwei Kilo wiegen und sich so auch zum Arbeiten eignen – etwa das Gigabyte Aero 14.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE ?? Beliebte Plattform: Einer Bitkom-Studie zufolge zocken 78 Prozent der Befragten am Laptop – das sind mehr als am stationäre­n Rechner. Die Qualität der Geräte wird dafür immer besser.
FOTO: CHRISTIN KLOSE Beliebte Plattform: Einer Bitkom-Studie zufolge zocken 78 Prozent der Befragten am Laptop – das sind mehr als am stationäre­n Rechner. Die Qualität der Geräte wird dafür immer besser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany