45 Stunden Bangen – dann Happy End
In neun Gebäuden sollen am Stadtgarten 72 Wohneinheiten entstehen. Die Befürchtungen der Anwohner lassen sich grob zusammenfassen: Die knapp über 100 neu geplanten Parkplätze würden für die zusätzlichen Autos nicht reichen, die Verkehrssituation „Auf Gölten“würde vollends im Chaos versinken, auch vor dem Hintergrund, dass es nur eine einzige Zufahrt zum Wohngebiet gibt. Ebenfalls Punkte: Die Anwohner befürchten eine Verschattung ihrer Häuser (was Sacher zurückwies) sowie massiven Wertverlust ihres Eigentums.
Hatte Sacher in den Anfangsminuten noch die Zügel in der Hand und erläuterte kurz die Aufgaben der Wohnbau und verwies das Gerücht, in den Neubauten „Auf Gölten“sollten Flüchtlinge untergebracht werden, ins Reich der Fabeln, wandelte sich der Abend rasch zur hochemotionalen Frage- und Kritikrunde, die sich weder vom Wohnbau-Geschäftsführer noch vom CDU-Vorsitzenden Werner Hauser moderieren ließ.
„Mieter fahren im Karree herum und finden keine Parkplätze“, klagte eine Frau, ein anderer: „Ich wohne an der einzigen Zufahrt zum Wohngebiet, wissen Sie eigentlich, was da los ist?“Für den Fall, dass es Sacher und der CDU nicht wussten, berichtete ein Anwohner nach dem anderen von Verkehrsbehinderungen, Rettungskräften, die kaum Durchkommen finden und auch, dass die Parksituation seit Bürgermeister Mecherlein ein - nie gelöstes - Problem sei.
Zu hoch seien die geplanten Wohngebäude auch, beschwerte sich ein Zuhörer: „Als wir damals unser Reihenhaus gekauft haben, hieß es, auf das Grundstück zwischen dem Ginsterweg und am Stadtgarten werden Reihenhäuser gebaut“, hielt er Sacher vor, „und jetzt kommt so ein Scheiß dahin.“Seine Nachbarn klopften laut und zustimmend auf die Tische - nicht zum ersten Mal an diesem Abend und gleich wieder, als er hinzufügt: „Wir Göltener halten zusammen wie das gallische Dorf.“
„Machen Sie erst das eine fertig, bevor sie das andere anfangen“, sagte ein anderer Anwohner und forderte: „Wir verlangen einen Baustopp!“Erneutes Klopfen.
Henn schlägt Extra-Sitzung mit Stadtverwaltung vor
Mittendrin in der Menge: CDUStadtrat Jürgen Vosseler, dem Fraktionssprecher Clemens Henn später vorwerfen sollte, den „Einzelkämpfer gegen alles, was ein bisschen blöd ist“zu geben. Vosseler wies darauf hin, dass im Bebauungsplan von 1994 verankert sei, dass auf Gölten nur zweieinhalbgeschossig gebaut werden dürfe. Trotzdem hätten alle Ratsmitglieder den neuen Plan mit dreieinhalb Geschossen durchgewunken, außer ihm selbst, und zuviele Wohnungen seien es am Stadtgarten mit 72 Einheiten auch: „Würden wir von 40 Wohungen sprechen, dann wären heute abend alle im Eiscafé und nicht hier“, behauptete er.
Den Bebauungsplan von 1994 hatte außer ihm allerdings niemand im Kopf, Sacher kündigte an, dies nachzuprüfen. Als Sprecher für ihre Belange wollen die Gölten-Anwohner Vosseler übrigens nicht haben: Den Vorschlag Clemens Henns hätten sie überdacht, wie einer der Anwohner unserer Zeitung am Donnerstag sagte, aber die Gruppe wolle sich selbst vertreten. In den kommenden zwei bis drei Wochen wollen sich die Anwohner demnach wegen „Wohnen am Stadtgarten“zusammensetzen.
Lenken ließ sich die Diskussion wenig bis gar nicht, obwohl Werner Hauser mehrfach das Wort ergriff und um „eine Frage nach der anderen“bat - zu aufgewühlt waren die Gölten-Bewohner. Beenden ließ sie sich ebensowenig: Als Sacher nach mehr als einer Stunde Fragen und Beschwerden auf die Gewerbeprojekte im Gebiet Neuen zu sprechen kommen wollte, wurde er doppelt von Gölten-Anwohnern unterbrochen, die ihr Thema noch nicht ausdiskutiert sahen.
„Nicht als alleiniger Sündenbock dastehen“
Clemens Henn, der zwischenzeitlich das Wort ergriffen hatte, erinnerte die Zuhörer daran, dass drei von vier Fraktionen im Gemeinderat von der Stadtverwaltung gefordert hätten, dass die Parksituation verbessert und eine zweite Zufahrt geprüft werden müsse, bevor sie das Bebauungsplan-Änderungsverfahren durchgewunken hatten. Die CDU wolle „heute Abend nicht als alleiniger Sündenbock dastehen“, sagte Henn. Die Partei will der Stadtverwaltung nun eine Extra-Sitzung beziehungsweise Versammlung mit den Gölten-Anwohnern vorschlagen, wenn möglich vor Ort, bei der sämtliche Kritikpunke aufgegriffen und gemeinsam an einer Lösung gearbeitet werden soll. VILLLINGEN-SCHWENNINGEN - Es war eine quälende Ungewissheit, die die Angehörigen 45 Stunden lang plagte: Wo ist der 78-jährige Harry F. aus Villingen? Mittwochabend wurde der Mann gesund am Villinger Bahnhof aufgegriffen – mit einer unglaublichen Geschichte im Gepäck.
Der fast blinde und gesundheitlich angeschlagene Senior verließ am Dienstagmorgen seine Wohnung in der Wilstorfstraße und wurde gegen 11 Uhr im Bereich der Hammerhalde zuletzt gesehen. Eine Suchaktion am gleichen Tag blieb ohne Erfolg. Hierbei waren sowohl ein Polizeihubschrauber, als auch zahlreiche Rettungshundestaffeln aus der gesamten Region beteiligt. Um 1 Uhr nachts brach man die Suche erfolglos ab. Mantrailer nahmen die Fährte des Vermissten bis zum Bahnhof in Villingen auf. An Gleis 2 und 3 verliert sich die Spur. Am nächsten Tag startet die Polizei schließlich eine Öffentlichkeitsfahndung: Nach Harry F. wurde mit Bild gesucht. Dabei äußerten die Beamten auch die Vermutung, dass der Gesuchte möglicherweise mit Bus oder Bahn in Richtung Norden unterwegs sein könnte.
Doch die Suche konzentrierte sich am Mittwochabend auf ein anderes Gebiet: Unterkirnach. Dort wollen Zeugen den Mann gefunden haben. Um 18 Uhr startete der zweite Anlauf, den 78-jährigen Rentner zu finden. Die Einsatzleitung von DRK und Malteser starteten erneut eine Suchaktion. Um 20.10 Uhr wird über Funk die erlösende Nachricht verbreitet: Der Vermisste ist gefunden worden – er ist wohlauf.
Am Villinger Bahnhof liegen sich Harry F. und seine Tochter in den Armen. Es ist 20.08 Uhr an diesem sonnigen Mittwochabend, als der Rentner plötzlich auf Gleis 1 steht. Zuvor hatte eine Schaffnerin vom Zug aus die Angehörigen angerufen und gesagt, der Gesuchte befinde sich im Zug auf dem Weg nach Villingen. Wackelig auf den Beinen, aber gesund begrüßt der Mann seine Angehörigen, die 45 Stunden in Angst und Bange waren. Er wird vom DRK untersucht, das nimmt ihn sicherheitshalber zur Untersuchung mit ins Klinikum. Erleichterung auch bei der Polizei, die ebenfalls vor Ort ist.
Doch wo war der Senior? Offenbar in Hamburg! „Er hat uns auch eine Hotelrechnung gezeigt“, so die Tochter. Was genau passiert ist, wisse man noch nicht – offenbar hat die Spur des Suchhundes aber Recht gehabt und der Mann stieg in einen Zug in den Norden. Wichtig ist jetzt allerdings nur: Harry F. ist gesund und wieder daheim.