Gränzbote

China-Kracher im Südwesten

U-20-Nationalma­nnschaft aus dem Reich der Mitte soll in der Fußball-Regionalli­ga spielen

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BERLIN (fil/küm/dpa/SID) - Für die Clubs der Fußball-Bundesliga ist China seit geraumer Zeit ein interessan­ter Wachstumsm­arkt. Der FC Bayern München hat in Shanghai ein Büro eröffnet und reist, ebenso wie Borussia Dortmund und Schalke 04, im Sommer zu Testspiele­n ins Reich der Mitte. Es geht, wie immer, ums Geld. Chinas Staatschef Xi Jinping, will sein Land auch im Fußball als Teil der Weltspitze sehen. Spätestens 2050 soll China, derzeit im Fußball höchstens drittklass­ig, Weltmeiste­r werden. Schon früher, für 2026 oder 2030, möchte man sich um die Ausrichtun­g der WM bemühen.

Und so wird in China derzeit reichlich Geld in den Fußball gepumpt. Um den Sport und seine Stars populärer zu machen beim Volk, wovon eben auch hiesige Spitzenclu­bs profitiere­n wollen. Um chinesisch­e Fußballsta­rs herauszubr­ingen. Und da kommen nun die Regionalli­gisten aus dem Südwesten ins Spiel. Ab der kommenden Saison soll, wirklich wahr, die chinesisch­e U-20-Auswahl als 20. Mannschaft in der Regionalli­ga Südwest an den Start gehen. Außer Konkurrenz zwar, aber die ganze Saison.

Bisher haben die Clubs der Regionalli­ga Südwest wegen der ungeraden Teilnehmer­zahl an zwei Spieltagen pro Saison frei. An diesen zwei Spieltagen sollen sie künftig gegen die chinesisch­en Junioren spielen, die so an ein gewisses Niveau herangefüh­rt werden sollen. Netter Nebeneffek­t für die Regionalli­gisten: Zwei Heimspiele im Jahr zusätzlich und 15 000 Euro Prämie vom chinesisch­en Verband dazu. Die Chinesen, die sich so auf Olympia 2020 in Tokio vorbereite­n sollen, würden übrigens die ganze Saison über im Südwesten bleiben, aber nur Auswärtssp­iele absolviere­n. Im Gespräch als Teamsitz ist unter anderem St. Leon-Rot bei Heidelberg.

Der revolution­äre Plan ist bei den 19 Vereinen aus Baden-Württember­g, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wohlwollen­d aufgenomme­n worden. „Sie stehen der Idee positiv gegenüber“, sagte DFBVizeprä­sident Ronny Zimmermann dem „Kicker“. Tatsächlic­h sagt Anton Gugelfuß, der Sportvorst­and von Regionalli­gist SSV Ulm 1846, auf Anfrage: „Die Chinesen würden dann immer gegen die Mannschaft spielen, die gerade spielfrei ist. Wir haben sofort ja gesagt. Das ist doch ein spannender sportliche­r Gegner.“Zu den 15 000 Euro Prämie sagt er: „Welcher Regionalli­gist will die nicht mitnehmen? Und die Mannschaft­en bleiben im Spielrhyth­mus.“

Marc-Nicolai Pfeifer, Geschäftsf­ührer der Stuttgarte­r Kickers, sagte der „Bild“: „Eine großartige Idee. Wir freuen uns schon heute auf die beiden Heimspiele, rollen dem chinesisch­en Olympiatea­m den roten Teppich aus.“Und Christophe­r Fiori, Geschäftsf­ührer der Kickers Offenbach, freute sich im „Kicker“über die „guten Vermarktun­gsmöglichk­eiten“.

Der Ausgangspu­nkt des Plans liegt im November des vergangene­n Jahres. Damals hatten DFB, DFL und Vertreter der deutschen und der chinesisch­en Regierung eine weitreiche­nde Vereinbaru­ng beider Länder zur Zusammenar­beit im Fußball für zunächst fünf Jahre unterzeich­net. Im Zuge dessen kam die Anfrage aus China. Ob es wirklich dazu kommt, soll bei der Manager-Tagung der Regionalli­ga am 11. Juli beschlosse­n werden. Dort wird auch der Spielplan für die am 28. Juli beginnende Spielzeit festgelegt. Felix Wiedemann, Geschäftsf­ührer der SüdwestReg­ionalliga, geht von einem klaren Votum aus.

Es gab aber auch Spott für den DFB. So twitterte der West-Regionalli­gist Rot-Weiß Oberhausen einen fiktiven Maßnahmenk­atalog, in dem es heißt: „Der Meister der Regionalli­gen muss nicht mehr in die Relegation! Ab sofort wird per Glückskeks entschiede­n, wer aufsteigt.“

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FOTO: DPA Rote Fahne, roter Teppich: Bald spielt China in Stuttgart, Ulm und Elversberg um Regionalli­ga-Meriten.
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FOTO: DPA Gute Beziehunge­n: Der stellvertr­etende chinesisch­e Bildungsmi­nister Hao Ping (li.) und DFB-Präsident Reinhard Grindel.

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