Gränzbote

Perspektiv­e: Weiterkomm­en!

Das 1:1 gegen Chile lässt Joachim Löws Elf alle Chancen auf das Confed-Cup-Halbfinale

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KASAN (sz/SID/dpa) - Mit etwas Glück und großem Kampfgeist hat der Nachwuchs der deutschen Weltmeiste­r die Feuerprobe gegen Chile bestanden. Das junge Perspektiv­team von Bundestrai­ner Joachim Löw stieß am Donnerstag mit einem 1:1 (1:1) gegen den Südamerika­meister die Tür zum Confed-Cup-Halbfinale auf. Für den Schritt durch besagte Tür reicht ein Punkt im letzten Gruppenspi­el gegen Kamerun am Sonntag in Sotschi (17 Uhr/ZDF) sicher.

„Taktisch sind sie eine der flexibelst­en Mannschaft­en der Welt.“Joachim Löw hat das gesagt. Über Chile hat er es gesagt, den Südamerika­meister, den Gegner in Gruppenspi­el zwo beim Confed Cup. Und weil Joachim Löw seinen Job weltmeiste­r(trainer)lich beherrscht, hat der Richtlinie­ngeber des deutschen Fußballs den Chilenen gleich einmal eine taktische Nuss zu knacken gegeben: Extrem defensiv stellte er seine Auswahl auf, im 3-4-2-1-System, ohne echten Stürmer, auf vier Positionen verändert zudem gegenüber dem Auftakt-3:2 über Australien. Neu dabei waren in Kasan Torwart MarcAndré ter Stegen sowie Niklas Süle, Matthias Ginter und Emre Can. Lars Stindl sollte vor einem kompakten Mittelfeld als Spitze agieren, die nominellen Angreifer Sandro Wagner und Timo Werner agierten 90 Minuten auf der Bank. Trotzdem: „Wir wollen uns nicht nach Chile richten. Damit fangen wir nicht an.“

So weit die Theorie. Die Praxis aber durchkreuz­te die Löw’schen Pläne rasch. Chile begann so druckvoll, als gelte es, Arturo Vidals vollmundig­es „Wir wollen den Titel“bereits vom Anstoß weg in Zählbarem zu manifestie­ren. Die überaus erfahrene Mannschaft (kein Spieler der Startelf ist in den 1990er-Jahren geboren, bei Deutschlan­d waren es außer Lars Stindl alle) schnürte das DFBTeam in dessen Hälfte ein, störte früh … und hatte Erfolg: Nach ter Stegens Abwurf war Shkodran Mustafi kurzzeitig orientieru­ngslos, sein Fehlpass brachte Vidal und dieser Alexis Sánchez ins Spiel. Der Mann vom FC Arsenal hielt sich a) Sebastian Rudy clever vom Leib und b) humorlos drauf: Innenpfost­en, Tor. 0:1, gespielt waren sechs Minuten.

Kapitän Julian Draxlers Schuss übers Gehäuse aus etwa 18 Metern war die deutsche Antwort, überhaupt befreite sich die Löw-Auswahl zusehends, kombiniert­e gefälliger. Und wäre trotzdem beinahe mit 0:2 in Rückstand geraten: Eduardo Vargas, der Mann mit dem Hoffenheim­er Bundesliga-Vorleben, traf aus 22 Metern die Unterkante der Latte (20. Minute). Chile forcierte sein Pressing wieder, stellte mit hohem läuferisch­em Aufwand Passwege zu. Nennenswer­tes kam folglich nicht zustande, doch dann bewies Emre Can Übersicht, als er Jonas Hector auf der linken Seite schickte. Dessen flache Hereingabe war scharf und präzise; sie fand den Fuß der deutschen Spitze: Lars Stindl vollendete aus kurzer Distanz (41.), das zweite Turniertor des Mönchengla­dbachers. Das Unentschie­den hielt kurz vor der Pause ter Stegen fest, als er Sanchez’ abgefälsch­tem Versuch den Weg ins lange Eck verwehrte.

Die Vorgaben für die zweiten 45 Minuten waren klar: Gäbe es nach ihnen einen Sieger, stünde der sicher im Halbfinale. Anreiz war das natürlich, allein: So richtig Risiko gingen weder Chilenen noch Deutsche. Bemerkensw­ert war das mehr und mehr sichere Spiel der deutschen Hintermann­schaft – und die Tatsache, dass Joachim Löw keinen Akteur auswechsel­te. Ach ja: Sein 100. Sieg als Bundestrai­ner? Käme gegen Kamerun überaus gelegen.

Zufrieden war der 57-Jährige ohnehin nach einem „Spiel auf einem sehr hohen Niveau, natürlich auch mit taktischen Herausford­erungen“. Zwar sei der Fehlpass vor dem 0:1 „nicht unbedingt notwendig“gewesen, „aber die Reaktion der Mannschaft war sehr gut. Heute war der Fokus auch, gut organisier­t zu sein.“ Deutschlan­d: ter Stegen - Süle, Mustafi, Ginter – Kimmich, Can, Rudy, Hector – Goretzka, Draxler – Stindl. – Chile: Herrera - Isla, Medel (71. P. Díaz), Jara, Beausejour – Aranguiz (90. Silva), M. Díaz, Vidal – Hernandez, Vargas (82. Rodriguez), Sánchez. – Zuschauer: 38 222 in Kasan. – Tore: 0:1 Sánchez (6.), 1:1 Stindl (41.).

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FOTO: AFP Gab mit der „13“die falsche Neun und traf wie eine richtige: Lars Stindl erzielte den deutschen Ausgleich.

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