„Heut’ ist so ein schöner Tag“
Menschen mit Behinderung feiern ausgelassen ihr Sommerfest
WEHINGEN-HARRAS - Schon von weitem hört man laute Schlagermusik. Am Rand der Schmelzestraße vor „Charlys Rumpelkiste“stehen lachende Menschen und warten auf etwas. Sie johlen, als ein Feuerwehrauto hält und sie zum Mitfahren abholt. Klar: Heute ist das traditionelle Sommerfest, das die „Gosheimer Freunde der Behinderten“für ihre Freunde der „Lebenshilfe Tuttlingen“einmal im Jahr veranstalten. Charly Schiel, der Wirt der „Rumpelkiste“, hat wieder alle zu sich nach Hause eingeladen.
Während die einen mit den Fahrzeugen der Feuerwehren aus Gosheim und Wehingen auf Tour sind – natürlich dürfen die Mitfahrer auch ab und zu auf den Knopf drücken, der das Martinshorn einschaltet – geht es im Zelt, das der Gosheimer Narrenzunft gehört, in doppeltem Sinne heiß her. Einmal ist die Luft bei einer Außentemperatur von fast 30 Grad heiß und stickig.
Aber die ohnehin hitzigen Tänzer merken das nicht. Sie wiegen sich im Tanz, singen die Schlagertexte mit Inbrunst mit und recken und strecken sich, wie es sich beim Abtanzen gehört. Gerade ist das „Fliegerlied“dran. Alleinunterhalter Jürgen Fröschlin aus Bitz, ein Freund des Hausherrn, animiert die Tanzwütigen, kräftig mitzumachen – was sie ohnehin schon tun.
Bei „Let’s twist again“legen sich die jungen Leute mit so viel Hingabe ins Zeug, als hinge ihr Leben davon ab. Ein paar Mädchen stellen sich zum Musiker aufs Podest und tanzen vor.
Ganz nebenbei bedankt sich Jadran Baier bei den Gosheimer Initiatoren für die schönen Bänke und Tische, die sie für sein Wohnheim in Spaichingen gespendet hätten. Er will unbedingt, dass das dann auch in der Zeitung steht. Während die Tänzer lautstark singen „Heut‘ ist so ein schöner Tag“, kriegen ein paar andere, die es sich an den Tischen bequem gemacht haben mit, dass nebenan die Drehleiter der Gosheimer Wehr ausgefahren wird.
„27 Meter bist du dann über dem Boden“erzählt einer begeistert. Und schon geht es ab zum Abenteuer Drehleiter. Alexander Weiss bedient das gigantische Teil, Daniel Nann fährt im Korb mit jeweils zwei bis drei Teilnehmern nach oben und Stephan Kammerloher hilft beim Einund Aussteigen. Nicht allen ist die Fahrt „bis zum Himmel“ganz geheuer. Etliche beobachten das Geschehen lieber aus sicherer Entfernung vom Boden aus und sind partout nicht zum Einsteigen zu bewegen.
Andere können kaum erwarten, bis sie dran sind. Derweilen unterhält einer im roten Polo-Shirt die Wartenden mit einer Story und erzählt wie er beim letzten Fest mit der großen Spritze gespritzt habe. „Wasser marsch!“ruft er eins ums andre Mal, obwohl weit und breit keine Spritze ist. Das stört aber niemanden; die Stimmung ist prächtig.
Ein paar der Älteren unterhalten sich bereits übers Mittagessen. Sie rätseln noch, was es wohl geben würde. „Also Eis ist bestimmt dabei“, meint einer und vor Freude klatscht in die Hände. Mehr Fotos finden Sie unter www.schwaebische.de/sommerfes der-behinderten